Einer der spektakulärsten Anwesen Mallorcas hat den Besitzer gewechselt – ohne, dass die Immobilien-Unternehmer auf der Insel dafür Provision kassieren konnten. „La Fortalesa" (Die Festung) auf der Halbinsel Punta de l´Avançada in der Bucht von Pollença ist für schätzungsweise 40 Millionen Euro in die Hände eines namentlich nicht bekannten britischen Finanzinvestors übergegangen. Das 87.000 Quadratmeter große Anwesen, das von Land her nur über eine Privatstraße zu erreichen ist, stand schon seit längerem zum Verkauf. Es gehörte bislang dem Immobilienmakler John Ogden aus der englischen Grafschaft Yorkshire. Der Unternehmer mit Zweitwohnsitz auf Mallorca hatte die Festung teilweise restaurieren lassen.

Vor drei Jahren wurde der Wert der Landzunge von Engel & Völkers auf 100 Millionen und von Kühn und Partner auf 125 Millionen taxiert. Eindeutig zu viel. „Wenn Ogden jetzt 40 Millionen Euro bekommen hat, dann ist er gut bedient", meint der deutsche Immobilienunternehmer Lutz Minkner (Minkner & Partner). Der Verkauf wurde, bereits im März, in London abgewickelt.

Die Anlage umfasst acht Gebäude mit insgesamt 17 Gästezimmern, die sich auf eine bebaute Fläche von etwa 20.000 Quadratmetern verteilen. Hinzu kommen zwei Swimmingpools, ein Hubschrauber-Landeplatz, mehrere Badebuchten und eine weitläufige Gartenanlage, die sich auf etlichen Terrassen ausbreitet. La Fortalesa verfügt auch über eine eigene Kläranlage.

Die Festung war in den 20er Jahren des 17. Jahrhunderts als Bollwerk gegen Piratenangriffe fertiggestellt worden. Von Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurde sie vom Militär genutzt, ehe sie 1919 der argentinische Maler Roberto Ramaugé für einen Preis von damals noch 45.000 Peseten kaufte. Er baute das Anwesen aus und machte es zu einem Anlaufpunkt für Intellektuelle und Künstler. Die Skulpturen und Steingravuren des katalanischen Bildhauers Josep de Creeft sind heute noch zu sehen.

Im Spanischen Bürgerkrieg wurde La Fortalesa von den Luftwaffe Francos in Beschlag genommen. Erst in den 60er Jahren bekamen die Erben von Ramaugé die Festung zurück, die sie im Jahr 1989 an den Briten John Ogden veräußerten.

Die Briten bilden bereits seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts die größte ausländische Gemeinschaft im Nordosten der Insel. Eine Ursache sei die Tatsache, dass Pollença vor dem Zweiten Weltkrieg regelmäßig von der britischen Flotte angesteuert worden sei, sagt der Gemeindehistoriker Pere Salas. Daraufhin hätten sich auch viele britische Geschäftsleute in Pollença niedergelassen. Zu den berühmten Gästen zählte auch die Schriftstellerin Agatha Christie. Ebenso hätten viele sogenannte expats, die aus den britischen Überseekolonien zurückkamen, zunächst in Pollença Station gemacht, um sich dort wieder zu akklimatisieren. „Pollença war im Vergleich zu anderen Orten der Insel stets Anlaufpunkt der wohlhabenden Briten", meint Salas. Daran hat sich offenbar nichts geändert.

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