Der balearische Tourismusminister Carlos Delgado (konservative Volkspartei; PP) ist gerade einmal ein paar Wochen im Amt. Und schon hat er sich gehörigen Ärger mit den Gewerkschaften eingehandelt. Hintergrund des Konflikts sind zwei Punkte bei der Reform des allgemeinen Tourismus-Gesetzes, die in den nächsten beiden Monaten im Balearenparlament mit der Mehrheit der konservativen Volkspartei verabschiedet werden soll. Dabei geht es zum einen um die Möglichkeit, veraltete Hotelanlagen in Wohnanlagen umzuwandeln und zum anderen um die Einführung der sogenannten Condohotels.

Bei den Condohotels, die es in einigen Regionen auf dem spanischen Festland bereits gibt, können Hoteliers einen Teil der Zimmer an private Investoren verkaufen. Die Investoren werden dann am Gewinn des Hotels beteiligt oder können die erworbenen Hotelzimmer selbst nutzen. Wichtig dabei: Das Gebäude muss weiterhin als Hotel betrieben werden und darf nicht für andere Zwecke verwandt werden.

Beide Optionen würde die Hoteliers mit frischem Kapital ausstatten. Delgado hofft darauf, dass die Unternehmer die Einnahmen in die Verbesserung der übrigen Hotelanlagen auf den Inseln investieren und die Balearen somit langfristig ein qualitativ höherwertiges Reiseziel werden. Von der Zentralregierung in Madrid könne man angesichts des maroden Staatshaushaltes in den kommenden Jahren keine Zuwendungen zur Verbesserung der Infrastruktur auf den Inseln erwarten. Die Initiative müsse aus der Privatwirtschaft kommen, lautet die Devise des Ministers.

Die Gewerkschaften stehen den Absichten des ehemaligen Bürgermeisters von Calvià jedoch skeptisch gegenüber. Sie misstrauen vor allem den Hoteliers und werfen Delgado vor, er mache sich zum Handlanger der Unternehmer. Statt das Geld in Verbesserungsmaßnahmen zu stecken, würden viele Hoteliers das Geld erfahrungsgemäß außer Landes bringen und dort investieren, wo die Rentabilität größer sei als auf den Balearen – beispielsweise in den Billiglohnländern der Karibik. Vor allem große mallorquinische Hotelketten haben dort in den vergangenen Jahrzehnten viel Geld investiert.

Die Hotels auf Mallorca hätten sich längst zwei bis dreimal amortisiert, argumentiert UGT-Sprecher Carlos Copete. „Und jetzt sollen die Unternehmer dank der Politik trotzdem noch einmal das große Geld machen?"

Delgado mache sich damit zum „Totengräber der Tourismusbranche auf den Inseln", malt der Gewerkschafter den Teufel an die Wand. Als Negativbeispiel führt er Cala Major an. Die Umgebung des königlichen Marivent-Palasts sei früher eine der wichtigsten Urlaubsgebiete auf der Insel gewesen. Heute seien fast alle Hotels verschwunden und durch Apartment­anlagen ersetzt worden.

Auch bei den Hoteliers hält sich die Euphorie nach dem Vorstoß von Delgado noch in Grenzen. Denn bevor der Gesetzestext nicht vorliegt, wisse man nicht, mit welchen Auflagen die Umwandlung von Hotels in Wohnraum verbunden sei. Es stünde bereits fest, dass die Hürden dafür sehr hoch sein würden, meint Toni Fuster, der Sprecher des mallorquinischen Hoteliers­verbandes.

Dass das Modell Condohotel durchaus funktionieren kann, beweist ein Beispiel aus S´Illot, an Mallorcas Ostküste. Dort führt der ehemalige Hotelierspräsident des Urlaubsortes, Jaime de Juan, bereits seit 1976 eine Art Condohotel. Damals gab es noch keinerlei Beschränkungen beim Verkauf von Hotelanteilen. De Juan befand sich in einem finanziellen Engpass und hatte nur zwei Alternativen: entweder einen Hotelpartner ins Boot holen oder eben einen Teil der Apartments zu verkaufen. Der heute 70-Jährige entschied sich für Letzteres und ist heute mit seiner Wahl mehr als zufrieden.

„Dadurch, dass ich als Mehrheitseigentümer auch die Mehrheit an Stimmen besitze, bin ich bei meinen Entscheidungen weiter unabhängig", sagt der Branchen­pionier. Die Eigentümer der etwas mehr als 20 Apartments, die Jaime de Juan im rechten Flügel des 1964 eröffneten und dreimal erweiterten Hotels abgetreten hat, haben einen separaten Eingang. Sie können, müssen aber nicht am Hotel-Leben teilnehmen. Unter den Besitzern sind Deutsche, Briten, Franzosen und Spanier.

Die Eigentümer beteiligen sich auch an den Instandsetzungsarbeiten wie in diesem Frühjahr, als der mit der Zeit undicht gewordene Außenpool erneuert werden musste. Das Zusammenleben zwischen Hotelgästen und den Eigentümern der Apartments sei frei von Komplikationen.

„Bei diesem Deal gab es eigentlich nur Gewinner", lautet die Bilanz von Jaime de Juan, der seine Gewinne stets auf Mallorca investiert hat. „Es wird langsam Zeit, dass die juristische Grundlage für das Modell geschaffen wird." Viele, gerade kleinere Hoteliers bräuchten das Geld, um den ständig steigenden Anforderungen an ihre Häuser gerecht zu werden. Wer nicht investiere, so Jaime de Juan, habe am Markt kaum noch eine Chance.

In der Printausgabe vom 21. Juli (Nummer 585) lesen Sie außerdem:

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- Zugriff in Palma: Deutscher Hells Angel verhaftet

- Palmas Radweg: Zurück in die Zukunft

- Für Sparfüchse: Deutscher entwickelt Coupon-System

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