Sobald die letzte Glut verloschen ist, darf keine Zeit verloren werden: Die Herbststürme stehen an, und die Regenfluten drohen das Erdreich der verbrannten Flächen auf Mallorca davonzuspülen. Dann ist die Regeneration und Aufforstung ein noch schwierigeres Unterfangen. „Der Regen im Herbst fällt sehr heftig aus", sagt Javier Bonfill, Leiter der Forstabteilung im balearischen Umweltministerium. „Aber auch wenn wir uns beeilen, bremsen uns die Finanzprobleme aus."

Die Waldbrände haben deutlich mehr Flächen als in den vergangenen Jahren zerstört. Gleichzeitig weiß man in der Forstbehörde noch immer nicht, wie viel Geld für die Aufforstung zur Verfügung stehen wird. Grund sind der Regierungswechsel und die Sparzwänge als Folge der Haushaltsnotlage. Fest steht: Die Maßnahmen fallen mit bis zu 3.000 Euro pro Hektar teuer aus. Allein seit Jahresbeginn sind auf Mallorca mehr als 700 Hektar den Flammen zum Opfer gefallen.

Die Forstexperten des Umweltministeriums unterteilen die verbrannten Flächen in zwei Gruppen: Der größte Teil, 72 Prozent, war bereits zuvor Opfer von Bränden geworden. „Hier können wir auf keine natürliche Regenerierung des Waldes hoffen", sagt Bonfill. Die Bäume müssen wieder neu gepflanzt werden. Die Zöglinge wachsen in der Baumschule Es Menut im Tramuntana-Gebirge aus einheimischen Samen heran, um sie anschließend mit Hilfe eines sogenannten Schreitbaggers einzusetzen. Statt Rädern verfügt er über hydraulische Beine für unzugängliches Gelände und wird wegen seines Aussehens auch Spinnenbagger genannt – ein Spezialgerät, das von einer Firma vom spanischen Festland ausgeliehen werden muss.

Gepflanzt werden zu 80 Prozent Aleppo-Kiefern – sie seien zwar vergleichsweise feueranfällig, räumt Bonfill ein, kämen aber im Gegensatz zu Steineichen besser mit trockenen Böden in sonniger Lage zurecht und wachsen deutlich schneller. „Ohne die Kiefer wäre Mallorca praktisch eine Wüste." Die restlichen 20 Prozent sind neben den Steineichen vor allem wilde Olivenbäume. Mit einer einmaligen Pflanzung sei es in der Regel nicht getan, erklärt Bonfill: „In zehn Jahren müssen wir sicherlich zweimal nachpflanzen."

Weniger Eingriffe sind erforderlich bei den restlichen 28 Prozent der verbrannten Fläche. Dieser Wald könne sich dank einer Überlebensstrategie der Kiefern selbst regenerieren: Die Bäume haben Zapfen, die sich erst bei hohen Temperaturen öffnen und die Samen freigeben, die dann beginnen zu keimen.

Das Eingreifen der Forstarbeiter beschränkt sich auf Erosionsschutz: Mit den abgestorbenen Stämmen werden Terrassen angelegt und mit den Holzresten aufgefüllt, um das Regenwasser auszubremsen und das Fortschwemmen des fruchtbaren Erdreichs zu verhindern. Auch diese Maßnahme ist arbeitsintensiv und schlägt mit rund 2.500 Euro pro Hektar zu Buche.

„Das Beste ist eine natürliche Regenerierung", sagt Joan Juan vom Umweltschutzverband Gob. Der Koordinator eines Aufforstungsprojekts auf dem Gelände La Trapa (Gemeinde Andratx) räumt aber ein, dass viele Gebiete der Insel so stark geschädigt seien, dass an einer massiven Aufforstung kein Weg vorbeiführe. Der Schaden geht vor allem auf Brandrodung bis in die 1970er Jahre zurück, bei denen Schäfer die Kontrolle über die gelegten Feuer verloren hatten. Zudem blieb auch zu viel Brennholz in den Wäldern liegen.

Das Experiment von La Trapa, wo nach einem Brand von 1994 verschiedene Arten der Aufforstung zum Einsatz kamen, lieferte keine allgemeingültige Formel: Je nach Lage und Bodenqualität betrug die Erfolgsquote zwischen 26 und 60 Prozent, unabhängig von der Intensität der Pflanzung, so Juan. Ohnehin sei kein Waldbrand wie der andere. In jedem Fall sei es jedoch empfehlenswert, tote Baumstämme an Ort und Stelle zu belassen: Sie spendeten Schatten und schreckten die Ziegen ab, die lieber im freien Gelände auf Futtersuche gingen.

Die verwilderten Ziegen sind auch die Hauptsorge im Umweltministerium. „Meiner Meinung nach müssten alle Pflanzungen eingezäunt werden", sagt Bonfill. Doch das würde bei einem Meterpreis von 35 bis 45 Euro allein in diesem Jahr rund eine Million Euro kosten.

Da ist Bonfill froh über Kooperationen. So hat der Reiseveranstalter Tui in einem gemeinsamen Projekt seit 2009 die Pflanzung von bislang mehr als 21.000 Kiefern und wilden Olivenbäumen im Parc de Llevant bei Alcúdia finanziert. Auf inzwischen zwei von Waldbränden geschädigten Flächen seien bereits 30 Hektar bepflanzt, sagt Sprecher Michael Blum. In diesem Winterhalbjahr soll der Tui-Wald um weitere 2.100 Bäume wachsen.

Derzeit sind die Mitarbeiter der Landesregierung noch auf Ibiza beschäftigt, wo im vergangenen Jahr ein Feuer gewütet hatte. Um die Brandschäden allein dieses Jahres auf Mallorca zu beheben, hat Bonfill 3 Millionen Euro angesetzt, kann aber kaum hoffen, diese Mittel zu bekommen. „Wir werden Prioritäten setzen müssen."

In der Printausgabe vom 1. September (Nummer 591) lesen Sie außerdem:

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