Eigentlich zählt der Großsegler „Mercedes" in jedem Hafen zu den gern gesehenen Gästen. Die 50 Meter lange Brigg, die seit über fünf Jahren für Tagesausflüge bei zahlreichen maritimen Großveranstaltungen in halb Europa wie beispielsweise der „Kieler Woche" zum Einsatz kommt, zieht mit ihren beiden Stahlmasten, an denen bis zu 900 Quadratmeter Segel hängen, bereits von Weitem die Blicke auf sich. In Palma war der majestätische Windjammer am vergangenen Donnerstag dagegen nicht sonderlich willkommen.

„Wir hatten gerade an der Tankmole vom Real Club Náutico festgemacht, als zwei Beamte der Hafenpolizei angelaufen kamen und sofort den Kapitän sprechen wollten", erzählt Micha Riemenschneider von der Reederei „Wind is Our Friend", welche die „Mercedes" und andere Windjammer für Tages- und Nachtfahrten europaweit anbietet. Einer der Polizisten habe einen der Werbeflyer in der Hand gehalten, mit denen Riemenschneider bereits seit Wochen auf der Insel für die drei geplanten Ausflüge am Samstag und Sonntag geworben hatte.

Doch wie der Deutsche dann zu seiner Überraschung erfuhr, sei dafür eine Transportgenehmigung der Hafenbehörde erforderlich. „Davon haben wir nichts gewusst. So eine Genehmigung mussten wir bisher noch nirgendwo vorweisen." Die Polizisten, so Riemenschneider, hätten sich aber verständlich gezeigt und erklärt, dass die Genehmigung am nächsten Morgen wohl „ohne große Probleme" ausgestellt werden könnte.

Als die Männer von der „Mercedes" tags darauf beim Chef der Hafenpolizei vorstellig wurden, ging der Ärger erst richtig los. „Wir sind stundenlang vertröstet worden. Um drei Uhr nachmittags wurde uns schließlich mitgeteilt, dass uns eine Genehmigung heute nicht mehr ausgestellt werden könne und dass wir nächste Woche wiederkommen müssten. Sollten wir bis dahin trotzdem zahlende Gäste an Bord nehmen, drohte man damit, dass Schiff an die Kette zu legen", erzählt Riemenschneider.

Da die „Mercedes" am Montag bereits auf dem Weg zum nächsten Termin in Monte Carlo (Monaco) sein sollte, musste das Schiff notgedrungen das geplante Mallorca-Gastspiel absagen und die über 160 bereits eingegangenen Buchungen für den Ausflug stornieren.

Zwar hätten sich die meisten Kunden, die per E-Mail oder telefonisch von dem Reinfall unterrichtet wurden, verständlich gezeigt. Der entstandene Image-Schaden sei dennoch erheblich. „Auch wenn die Leute ihr Geld von uns zurückbekommen – ein schaler Nachgeschmack bleibt doch", ärgert sich Riemenschneider. Auch finanziell sei der Mallorca-Törn ein Schlag ins Gesicht gewesen. „Wir haben extra einen Koch zu Bewirtung der Tagesgäste einfliegen lassen." Die Kosten für das Fiasko auf der Insel bezifferte er auf „einige tausend Euro".

In Palmas Hafenbehörde kann man über die Geschichte nur mit dem Kopf schütteln. „Ich glaube, die haben uns überhaupt nicht verstanden", sagt Sprecher Raimond Jaume. „Die ´Mercedes´ hat im Real Club Náutico festgemacht. Das ist ein privater Yachthafen, der gar nicht über eine Konzession verfügt, um dort Schiffe zu kommerziellen Zwecken an- und ablegen zu lassen." Eine Transportgenehmigung hätte die unter holländischer Flagge fahrende Windjammer also gar nicht bekommen können.

Riemenschneider kann das nicht begreifen. „Als wir die Reise vor fast zwei Monaten planten, versicherte man uns im Yachtclub, dass wir hier sehr wohl Tagestörns anbieten können." Eine entsprechende Zusage habe es aber nur mündlich gegeben. „Das ist so üblich." Er vermutet hinter der Weigerung der Hafenbehörde reine Beamtenwillkür. „Ähnliches ist uns schon einmal in Italien passiert." Trotz des Ärgers will er im nächsten Jahr mit der „Mercedes" einen neuen Versuch auf Mallorca wagen. „Jetzt wissen wir ja, was uns hier erwartet."