Es ist schon richtig: Circa 3.500 für spanische Bewohner neu erbaute Wohnungen auf Mallorca stehen leer und finden auch bei Preisabschlägen bis zu 40 Prozent keinen Käufer oder Mieter. Bei mehr als 20 Prozent Arbeitslosen wird sich auch so bald kein Käufer finden, zumal die Banken noch etliche Posten notleidender Bauprojekte in ihren Büchern zu bereinigen haben. Und dennoch - die Marktentwicklung der vom internationalen Publikum als Zweitwohnsitz oder Altersrefugium nachgefragten Mallorca-Immobilien verläuft in die entgegengesetzte Richtung.

Auch hier waren ab 2008 Preisabschläge zwischen 15 und 20 Prozent hinzunehmen, zum einen weil in den Boomzeiten die Preise teilweise überzogen waren, zum anderen - insbesondere durch Verkäufe von Briten - weil das Angebot größer war als die Nachfrage. Zu diesen bereinigten Preisen wurden dann aber wieder gute Immobilienumsätze (schwächer bei Wohnungen, stärker bei Luxusvillen) gemacht. Und: Immobilien in Bestlagen, mit einzigartiger Architektur und ­herausragender Bauqualität mussten bei der Preisgestaltung kaum Federn lassen.

Heute, drei Jahre nach dem Höhepunkt der Krise, haben sich für Immobilien in guten Lagen und mit guter, zeitgemäßer Ausstattung die Preise nicht nur stabilisiert, sie ziehen sogar wieder leicht an. In diesem Segment ist die Immobilienkrise ausgestanden. Deutsche, Österreicher, Schweizer, Briten und Skandinavier investieren wieder stärker in Luxusimmobilien auf Mallorca, die in Zeiten unsicherer Börsen als beste der möglichen Kapitalanlagen angesehen werden. Und mancher ursprünglich verkaufswillige Eigentümer behält jetzt seine Mallorca-Immobilie, weil er keine überzeugendere Kapitalanlage sieht.

Lutz Minkner ist Immobilien-Unternehmer

Der spanische Immobilienmarkt befindet sich in einer tief greifenden Krise, die Anfang 2008 begann, und deren Ende nicht absehbar ist. Tausende fertiggestellter Wohnungen liegen wie Blei im Markt, weil sie nur aus spekulativen Gründen gekauft wurden. Spanische Banken und vor allem die hiesigen Sparkassen häufen einen enormen Immobilienbestand an, um die zur Marktbereinigung eigentlich erforderlichen Zwangsversteigerungen zu vermeiden. Wer ein wirkliches Schnäppchen machen will, sollte sich also an deren Immobiliengesellschaften wenden.

Für einen erneuten Aufschwung spricht derzeit nichts. Im Gegenteil. Die fatale Wirtschaftslage in Spanien, verblassende Inflationssorgen (die langfristigen Zinsen sinken wieder) und vor allem ein Angebot, das die Nachfrage bei Weitem übertrifft, wird für weiteren Preisdruck sorgen. Und die immer wieder beschworene „Flucht in die Sachwerte" findet in sinnvoller Weise in Deutschland statt, mit einem dort seit Jahrzehnten stagnierenden Immobilienmarkt, der nun deutliche Aufschwungstendenzen zeigt (vor allem in Berlin).

Aber all das sollte jemanden, der auf Mallorca ein Haus kaufen möchte, schon deshalb nicht abschrecken, weil die Hoffnung auf Wertsteigerung kein Kriterium für eine Kaufentscheidung sein darf. Man muss Freude an einer wunderschönen Insel haben, und das Geld sollte auf dem Konto bereitliegen, Finanzierungen sollte man meiden. Ein solcher Käufer findet in der Tat ein weitgefächertes Angebot erstklassiger Immobilien, und Zeitdruck muss er auch nicht haben, da die Verkaufsphase einer Immobilie auf Mallorca durch die Krise erheblich länger geworden ist. Auf einer solchen Grundlage lässt sich auch gut über den Preis verhandeln.

Armin Reichmann ist Rechtsanwalt

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 13. Oktober (Nummer 597) lesen Sie außerdem:

- Vier-Jahres-Plan für die Playa de Palma vorgestellt

- Der Etiketten-Alptraum im Supermarkt

- Handelskammer feiert 125. Geburtstag

- Deutsche Viva-Schule zieht wahrscheinlich nach Port d'Andratx

- Journalist Franz Alt über die ökologische Lösung für Mallorca

Hier geht's zum E-Papier: epaper.mallorcazeitung.es.