Nach der Vorstellung der neu aufgelegten Pläne für den Bau eines Themenparks auf Mallorca sind Zweifel und Kritik an dem 200-Millionen-Euro-Projekt laut geworden. So herrscht weiterhin Unklarheit über den geplanten Standort. In einem im Internet veröffentlichten Dossier der dänischen Theme Park Groupe (TPG) ist zwar von einem Gelände zwischen Campos und Llucmajor die Rede. Doch das sei der Stand von vor sechs Jahren, so Marketingleiter Dean Sinclair gegenüber der MZ. „Wir suchen derzeit einen Standort näher bei Palma." In Frage käme ein Gelände in der Nähe der Playa de Palma oder auch eines in der Gemeinde Marratxí. Was Campos betrifft, verweist Sinclair auf das Problem der Verkehrsanbindung – bislang ist unklar, ob und wann die dortige Landstraße zur Schnellstraße ausgebaut wird.

Die Bauträger-Gesellschaft hatte ihre Pläne in der vergangenen Woche der Landesregierung vorgestellt und damit die Debatte um das Projekt neu entfacht. Es sieht einen 60 bis 110 Hektar großen Freizeitpark mit verschiedenen Themen-Welten vor (MZ berichtete). Bereits vor Jahren waren die Pläne in der Gemeinde Inca auf Widerstand gestoßen. Bei einem zweiten Anlauf in der Gemeinde Calvià machte der damals von der Regionalpartei Unió Mallorquina geführte Inselrat einen Strich durch die Rechnung.

Der im Jahr 2004 beschlossene Raumordnungsplan von Mallorca ist zwar weiterhin gültig und setzt der Ausschreibung von neuem Bauland auf der Insel enge Grenzen. Doch die Investoren vertrauen auf ein neues Gesetz der seit Frühjahr regierenden konservativen Volkspartei (PP). Damit könnten Vorhaben wie der Themenpark zu Projekten von öffentlichem Interesse erklärt werden.

Mit der Rückendeckung von Balearen-Premier José Ramón Bauzá könnte der Park also tatsächlich wie angekündigt bis zum Ende der Legislaturperiode 2015 stehen. Bis Jahresende wollen die Investoren die Standortfrage klären, dann in höchstens anderthalb Jahren einen Masterplan auf den Weg bringen und den Park innerhalb eines Jahres hochziehen.

Zugeknöpft zeigt sich Sinclair bei Angaben zur Identität der Investoren. „Sie kommen aus Dänemark, Schweden, England und den USA", so der Marketingleiter. Es handle sich um Investmentfonds. Den Investoren sei Vertraulichkeit zugesichert worden – die Namen würden erst veröffentlicht, wenn eine Baugenehmigung erteilt sei.

Ebenso wenig werden Referenzprojekte für die TPG genannt. ­Sinclair erklärt das damit, dass die Gruppe einzig zum Zweck gebildet worden sei, einen Themenpark auf Mallorca zu bauen. Doch auch über den geschäftsführenden Gesellschafter, den Dänen Per Pedersen, ist bislang wenig bekannt. Die MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca" stieß bei Recherchen nur auf das Unternehmen Ball2wall, das Torschusswände vertreibt, sowie ein bislang nicht fertiggestelltes Einkaufszentrum in der dänischen Provinz. Die Planer verweisen hingegen auf umfangreiche Erfahrung von Pedersen mit Freizeitprojekten in Dänemark und Schweden.

Sehr wohl einen Namen hat der Architekt Emilio Tramullas, der das Projekt der Nordeuropäer an die Rahmenbedingungen auf Mallorca angepasst hat. Er war an der Entwicklung mehrerer Freizeitparks in Europa beteiligt, darunter Terra Mítica in Benidorm und Warner Bros in Madrid. Mit an Bord sind nach dem TPG-Dossier zudem erfahrene Entwicklungs-, Planungs- und Consulting-Unternehmen, die bislang vor allem im skandinavischen Raum tätig seien.

Laut Sinclair sollen auch Umwelt- und Landschaftsschutz eine wichtige Rolle spielen – was die balearische Umweltschutzvereinigung Gob kaum glauben mag. Sie kritisiert die Pläne als verfehlt, spekulativ und illegal – nicht ohne Grund seien sie schon mehrfach gescheitert, heißt es. Die Umweltschützer warnen vor Eingriffen in die vergleichsweise unversehrte Landschaft der Insel und bezweifeln, dass die touristische Nebensaison mit einem Themenpark wirksam belebt werden könne. Ähnliche Projekte auf dem Festland hätten sich als Fehlinvestitionen erwiesen.

Die Initiatoren dagegen beharren auf dem Potenzial des Megaprojekts. Die Themenbereiche mit ihren Mallorca-, Abenteuer-, Fantasie-, Tropen- und Piratenwelten sollen nach dem Stand des bisherigen Dossiers im ersten Jahr 1,5 Millionen Besucher anziehen und allein in der Planungs- und Bauzeit für 1.500 Arbeitsplätze sorgen. Langfristig entstünden 80 ganzjährige, direkte Jobs. Sinclair verweist zudem auf die Chancen als Veranstaltungsort. „Zum Beispiel könnte Shakira kommen. Bisher haben wir auf Mallorca nur das Stadion Son Moix für solche Veranstaltungen."

Inzwischen ergreifen auch die ersten Befürworter das Wort. So hat eine Initiative auf einer Internetseite damit begonnen, Unterschriften für das Projekt zu sammeln. „Genau das brauchen wir auf Mallorca", heißt es auf der Website, die bislang erst rund 200 Unterschriften anzeigt. „Machen Sie weiter, Sie können auf uns zählen!"

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