Eine Beratungsfirma plant im Auftrag eines deutschen Telekommunikationsunternehmens ein deutschsprachiges Service-Center mit 400 Mitarbeitern auf Mallorca. Projektchef Markus Frengel hofft, auf der Insel genügend Personal zu finden. „In Deutschland gibt es keine Region mehr, wo man ausreichend Arbeitskräfte bekommt", sagt Frengel, der bereits in Deutschland ­Service-Center für Kundenbetreuung auf Rügen und in Gera aufgebaut hat. So kam der Manager (42) mit Zweitwohnsitz in Port d´Andratx auf die Idee, auf Mallorca nach geeigneten Mitarbeitern zu suchen. Immerhin seien hier unter den vielen gemeldeten Arbeitslosen auch 5.000 Deutsche.

Für den Start der neuen Firma, die „Comunication Center España 24" heißen und als Subunternehmen des Telekommunikationsriesen fungieren soll, sind bereits für den Beginn mindestens 300 Mitarbeiter notwendig. Andernfalls lohne der organisatorische und technische Aufwand nicht. Und so sagt Frengel auch ohne Umschweife: „Wenn wir nicht genügend Mitarbeiter bekommen, hat sich alles erledigt." Derzeit läuft eine Anzeigenkampagne auf der Insel, um möglichst viele Menschen auf das Projekt aufmerksam zu machen. Gefragt sind Menschen mit Deutsch-Kenntnissen auf Muttersprachniveau, guter Kommunikationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen.

Die Standortanalyse auf ­Mallorca führt Frengel mit seiner deutschen Consulting-Firma Servilium GmbH durch. Unterstützt wird er dabei von seinem Mitarbeiter Stefan Wächter und dem Mallorca-Residenten Michael Heinemann. Mitte Dezember wollen sie die Ergebnisse ihrem Auftraggeber in Deutschland präsentieren. Eine Entscheidung soll dann Anfang Januar fallen. Der Name des börsennotierten Unternehmens mit mehr als sechs Millionen Kunden, für den das Service-Center auf ­Mallorca geplant ist, soll solange noch unter Verschluss bleiben. Wenn das Telekommunikationsunternehmen, für das bereits 2.500 Mitarbeiter in Service-Centern arbeiten, grünes Licht gibt, könnte es ab April 2012 losgehen.

Auch die Balearen-Regierung unterstützt Frengel und seine Mitarbeiter bei ihrem Projekt. „Gespräche im Wirtschaftsministerium sind sehr positiv verlaufen", berichtet Michael Heinemann. Das örtliche Arbeitsamt (Soib) hilft bei der Rekrutierung. „Wir gehen davon aus, dass es gerade auf der Urlaubsinsel Mallorca viele Personen gibt, die den Dienstleistungsgedanken schon verinnerlicht haben", sagt Frengel. Eine Stelle im Service-Center lasse sich sogar mit einem Saison-Job im Tourismus kombinieren. Mit einem Jahresarbeitszeitkonto könnten Mitarbeiter ihre Stundenanzahl im Winter ausbauen und im Sommer reduzieren. Bei gutem Wetter kämen erfahrungsgemäß weniger Kundenanfragen. Mitarbeitern werden ein fester Vertrag, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit geboten. Die notwendigen Fachkenntnisse zur Beantwortung von Anfragen per E-Mail und Telefon sollen sie vorab in einer drei- bis vierwöchigen Schulung erwerben.

In Deutschland liegt der durchschnittliche Stundenlohn eines Kundenberaters in einem Service-Center laut Frengel bei 8,50 Euro. In der Firma, die sich voraussichtlich in Palma ansiedeln werde, könnte man aber auch Fachberater oder Teamleiter werden oder eine Stelle in der Verwaltung besetzen. Die für Mallorca vorgesehene Vergütung sowie Details zu Tätigkeit und Vertrag will Frengel auf mehreren Informationsveranstaltungen vorstellen.

Angesichts der Probleme mit eher fragwürdigen deutschsprachigen Callcentern auf Mallorca ist es Frengel wichtig, die Seriosität des Projekts zu betonen. „Es geht um technischen Support und Kundenservice. Es gibt nicht nur die Bösen, die irgendwo anrufen, sondern auch die Guten, die helfen."

Auf fünf Veranstaltungen in Palma am 11. November (10, 13 und 16 Uhr) sowie am 12. November (10 und 13 Uhr) will Markus Frengel Interessenten informieren. Die Veranstaltungen finden im Gewerbegebiet Son Castelló statt (Plaça Son Castelló, 1). Teilnehmer sollten sich unbedingt vorher unter Tel.: 634-30 34 96 oder 634- 30 35 25 anmelden. www.cces24.es

In der Printausgabe vom 3. November (Nummer 600) lesen Sie außerdem:

- Balearen-Haushalt 2012: Schuldentilgung statt Subventionen

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