Das „deutsche Mallorca TV", hat noch nicht einmal richtig begonnen, da fliegen bei dem Online-Sender bereits gehörig die Fetzen. Ehemalige Mitarbeiter richten schwere Vorwürfe gegen den Betreiber des Programms, das nur im Internet ausgestrahlt wird. Von ausstehenden Lohnzahlungen und falschen Versprechungen ist die Rede. Der Chef des Senders sieht sich dagegen einer Rufmordkampagne seiner ehemaligen Mitstreiter ausgesetzt und hat nach eigenen Angaben sogar Morddrohungen erhalten.

Dabei habe alles so vielversprechend begonnen, erzählt Stephan Ziegenhagen, der Initiator des Projekts. Im Oktober des vergangenen Jahres startete der Unternehmer, der mit seiner Firma „3dgo" in Es Llombards nach eigenen Angaben hauptsächlich Werbefilme für die Immobilienbranche produziert, mit dem ehrgeizigen Projekt. Er habe schnell eine Handvoll Mitstreiter gefunden, die Feuer und Flamme gewesen seien, sich am Aufbau eines deutschsprachigen TV-Kanals auf Mallorca zu beteiligen. „Wir waren alle der Ansicht, dass der Insel noch ein deutschsprachiger TV-Sender fehlt. Es entwickelte sich schnell ein ungeheurer Teamgeist."

Von Anfang an sei aber klar gewesen, dass es für die Arbeit im Sender zunächst kein Geld geben werde. „Ich habe den Leuten gleich reinen Wein eingeschenkt, weil ich weiß, wie teuer es ist, ein Fernsehprogramm aufzubauen. Woher sollten wir das Geld denn nehmen?", so Ziegenhagen. Bei den Vorstellungsgesprächen habe er die künftigen Redakteure, bei denen es sich fast ausschließlich um Quereinsteiger ohne journalistische Erfahrung handelte, auch gefragt, ob sie über ausreichend Eigenmittel verfügten, um für ihren Lebensunterhalt auf Mallorca aufzukommen. Das sei ein wichtiges Auswahlkrite­rium gewesen, so Ziegenhagen, der als Geschäftsführer vom deutschen Mallorca TV firmiert. Er habe den Mitarbeitern in Aussicht gestellt, sie am zukünftigen Gewinn des Senders zu beteiligen.

Eine andere Version liefern hingegen sieben ehemalige Redakteure, die im Mai dieses Jahres ihre Tätigkeit bei dem Sender beendeten oder auf Druck von Ziegenhagen beenden mussten. Sie haben sich nach eigenen Angaben an die Gewerkschaft UGT gewandt, mit deren Hilfe sie jetzt gegen den Geschäftsführer juristisch vorgehen wollen. „Mir wurde pro Format ein monatliches Gehalt von 600 Euro versprochen, so eine der Mitarbeiterinnen. Ziegenhagen habe die Leute von Monat zu Monat vertröstet. Einmal habe er fehlende Bankkredite vorgeschoben, ein anderes Mal seien säumige Werbekunden der Grund für die ausstehenden Gehaltszahlungen gewesen.

Ein anderer Mitarbeiter behauptet, er habe acht Monate für den TV-Sender gearbeitet, aber bis auf Spesen für die vielen Kilometer, die er mit seinem eigenen Auto zurückgelegt habe, kein Geld gesehen. „Ich habe mich immer hinhalten lassen, weil ich glaubte, dass ich, sollte ich aus freien Stücken aufhören, mein Geld für die bereits gearbeitete Zeit nicht bekommen würde."

Auch habe er seine 19-jährige Tochter als Praktikantin bei dem TV-Sender untergebracht, sie sei allerdings nur als Babysitterin für das Kleinkind Ziegenhagens eingesetzt worden, so der 60-Jährige, dem nach eigenen Angaben ebenfalls 600 Euro pro Format angeboten worden waren. Zudem seien die Mitarbeiter nicht sozialversichert gewesen.

Ziegenhagen nennt die Vorwürfe absurd: „Wenn dieser Mann glaubt, dass ich die Leute betrüge: Warum bittet er mich dann noch darum, seine Tochter als Praktikantin aufzunehmen?" Darüber hinaus habe der Mitarbeiter während der ganzen Zeit an nur vier Beiträgen gearbeitet, die allesamt nicht gesendet werden konnten. Die Mitarbeiter seien nicht sozialversichert gewesen, weil sie ihre Arbeit als Ehrenamtliche versehen hätten. Ziegenhagen wittert hinter den Anschuldigungen gekränkte Eitelkeit. Die treibenden Kräfte hinter der Kampagne seien Redakteure, von denen man sich aufgrund unterschiedlicher inhaltlicher Auffassungen in Fragen des Programmes getrennt habe. Der Geschäftsführer hat nach eigenen Angaben von einem seiner Ex-Mitarbeiter sogar Morddrohungen per E-Mail erhalten. „Die nehme ich sehr ernst."

Derzeit sind noch immer etwa zehn Redakteure für das Programm tätig. Zwei davon hätten mittlerweile einen Vertrag über monatlich 20 Stunden bekommen und kassierten für ihre Arbeit rund 400 Euro monatlich. Seit dem 22. Dezember werde das deutsche Mallorca TV als S.L. (Sociedad Limitada) geführt. Das Projekt werde darüber hinaus mittlerweile auch von ehrenamtlichen Profis unterstützt, sagt Ziegenhagen. Schwarze Zahlen aber schreibe der Sender noch lange nicht, sagt Ziegenhagen.

www.deutsches-mallorca.tv

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