Wenn eine Nachricht länger ist als die erlaubten 140 Zeichen, gibt es eine einfache Lösung: Man schickt gleich mehrere Tweets über das soziale Netzwerk. So gingen am Freitag (7.9.) um 12.18 Uhr gleich zehn Kurzmitteilungen an die 719 Follower von Inselratspräsidentin Maria Salom (Volkspartei, PP, @MariaSalomColl): Sie zählte die Restaurants, in denen es anlässlich der Diada de Mallorca Insel-Menüs und Armbändchen mit Mallorca-Flagge gibt, einzeln auf. Die Timeline der Politikerin ist auch vollgestopft mit unzähligen weitergeleiteten Tweets - vom Inselrat, von Parteikollegen und immer wieder von Balearen-Premier José Ramón Bauzá (PP, @JRBauza).

Die Parteispitze der Konservativen ist in einer Art Twitter-Rausch. Kein Termin und kein Ereignis bleiben unkommentiert, kein TV-Auftritt unerwähnt. Bauzá sendet Glückwünsche für Olympioniken von der Insel, Beileidsbekundungen an die Familie des verstorbenen Mallorca-Opas, einen Dank an die Feuerwehrleute, einen Gruß an den britischen Premier im Mallorca-Urlaub: „We´re proud to have Prime Minister David Cameron @Number10gov in the Balearic Islands.Great choice for his holidays!". Kurz darauf folgen „... we

hope to have him back in our islands very soon." sowie 17 Retweets, also Weiterleitungen des Premiers, der immerhin 6.900 Follower hat.

Natürlich haben inzwischen die meisten politischen Amtsträger die Bedeutung des sozialen Netzwerks entdeckt. Hier kann man nicht nur bei der Internet-Community Präsenz zeigen und in Sekundenschnelle Themen setzen, man muss auch nicht den Umweg über die Journalisten nehmen, deren berufliche Kriterien für die eigenen Botschaften nicht immer förderlich sind.

„Das haben in Deutschland mittlerweile nicht nur die Piratenpartei und junge Politiker erkannt, sondern auch die ältere Politikergeneration", sagt Christof Link, Social-Media-Autor und Kooperationspartner der MZ („Mallorca mal 365"). Er verweist darauf, dass inzwischen jeder dritte Bundestagsabgeordnete twittere und das Medium von der deutschen Politik noch intensiver als in den USA eingesetzt werde.

In Spanien ist Twitter sogar noch populärer, und auf Mallorca erweisen sich gerade die Konservativen als besonders innovativ. Allerdings hilft die Parteispitze auch kräftig nach. Mitmachen ist nicht nur für die Landesminister Pflicht, Premier Bauzá ermahnte im April auch die Abteilungsleiter in den Ministerien, sich im sozialen Netzwerk anzumelden und die Regierungserfolge zu zwitschern. Dem Vernehmen nach war nicht jeder begeistert, zu einem Express-Kurs in Sachen Twitter verdonnert zu werden.

Ohnehin populär ist Twitter am linken Ende des politischen Spektrums. Biel Barceló (@bielbarcelo), Fraktionssprecher der Gruppierung PSM-IV-ExM, hat mit 3.200 Followern deutlich mehr Anhänger als Sozialisten-Führerin Francina Armengol (@F_Armengol). Die Tweets sind eben ein günstiges Kommunikationsmittel. Kampagnen lassen sich per Hashtag - Markierungen zur Schlüsselwortsuche - schnell vorantreiben, etwa im Fall der Hotelpläne in Sa Ràpita (#salvemsarapita #totestaenjoc).

Manche Politiker sind gar nicht mehr zu bremsen, auch Hinterbänkler kommen über das soziale Netzwerk zu Ruhm. Als „Twitter-Königin" gilt PP-Frau Ana María Aguiló. Sie hat erst 18 Initiativen im Balearen-Parlament gestartet, aber schon mehr als 8.000 Tweets verschickt. Wechselt Aguiló ihr Profilbild, ist das eine Meldung in den Zeitungen wert. Die reina del Twitter sendet Presseschauen in Form von per iPhone fotografierten Zeitungsartikeln und legt sich per @-Zeichen mit politischen Gegnern an.

Ohnehin wird so mancher Polit-Streit über Twitter ausgetragen. Einen ironischen Kommentar des PP-Parlamentariers Biel Martí konterte die Linkspolitikerin Aina Díaz aus Inca so: „Biel, das ganze Kokain auf den Klos im Parlament ist einigen von euch PP-Leuten zu Kopf gestiegen. Probier´ es mal mit Marihuana, das ist gesünder." Die Antwort lautete: „Empfiehlst du das aus persönlicher Erfahrung?" Auf Twitter ist eben Schlagfertigkeit gefragt.

Die MZ bei Twitter: Jetzt Follower werden!

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