Während andere deutsche Privatschulen viele Auf und Abs durchleben - Schließungen wegen finanzieller Probleme, fehlende Genehmigungen, Baumängel, Orts- und Namenswechsel -, läuft an der deutschen Schule Eurocampus in Palma seit nun mehr zehn Jahren alles in geordneten Bahnen. Zum Jubiläum haben wir mit Schulleiterin Gabriele Fritsch gesprochen. Die ­54-Jährige stammt aus der Nähe von Köln, lebt seit 30 Jahren auf Mallorca und ist Erzieherin von Beruf. Sie gründete im Jahr 2000 den Schulverein und leitet die Schule seit ihrem Start im Schuljahr 2002/03.

Was ist Ihr Geheimrezept? Warum klappt es bei Ihnen und bei anderen nicht?

Das kann ich nicht sagen. Vielleicht meinen viele, es sei nicht schwierig, eine Schule aufzubauen. Dabei braucht man viel Ausdauer und Geduld. Eine Schule gründen kann jeder, mit einer Schule durchhalten dagegen nicht. Man muss auch Rückschläge einstecken und wieder aufstehen können, wenn man am Boden liegt. Und das muss man auf Mallorca besonders oft. Viele unterschätzen die Insel, wenn sie mit einer Geschäftsidee herkommen.

Was waren Ihre persönlichen Rückschläge?

Das erste Jahr war eines der härtesten. Was ich vollkommen unterschätzt habe, waren die Eltern, die alle ihre eigenen Ideen durchsetzen und beispielsweise bei der Lehrerauswahl mitreden wollten. Eine Mutter, selbst Lehrerin, wollte sogar am Unterricht teilnehmen. Damals riet mir ein Herr von der Kultusministerkonferenz in Deutschland dazu, Ruhe in diesen Schulverein zu bringen und den Eltern ganz klar zu sagen: ´Wer mit meiner Linie nicht einverstanden ist, muss Konsequenzen ziehen.´ Fünf oder sechs sind daraufhin gegangen. Die wollten ein eigenes Schulprojekt starten, das aber nie zustande kam. Die restlichen Eltern zogen alle mit. Und seitdem ist Ruhe im Karton, seitdem geht es bergauf.

Die Krise ist aber auch an Ihrer Schule nicht spurlos vorbeigegangen, oder?

Ja, die hat uns 2008 und 2009 getroffen. Die Schülerzahl ging damals von 92 auf 54 zurück. Viele unserer Eltern haben in der Immobilienbranche gearbeitet und sind nach Deutschland zurückgegangen. Andere haben ihre Kinder auf die kostenlosen öffentlichen Schulen geschickt. Inzwischen sind wir wieder bei den früheren Zahlen, derzeit sind es in Kindergarten und Schule 94 Kinder.

Schulgebühren in Höhe von mindestens 5.500 Euro im Jahr sind kein Pappenstiel. Wer leistet sich für sein Kind eine solche Schule?

Viele probieren sich auf Mallorca aus und bleiben erst mal nur für ein Jahr, da ist eine deutsche Schule naheliegend. Kinder aus höheren Klassen kommen, damit sie in Deutschland studieren können. Vielen Eltern ist es wichtig, dass die Schriftsprache nicht verloren geht, und die Rückkehr nach Deutschland möglich bleibt. Andererseits haben wir auch Kinder, die vom Kindergarten bis zur zehnten Klasse bei uns sind, einfach weil sie vom deutschen Schulsystem überzeugt sind.

Was sind denn Ihrer Ansicht nach die Unterschiede zwischen spanischem und deutschem System?

Der Kindergarten in Spanien ist viel verschulter. Die Prioritäten sind anders. In Deutschland geht es mehr ums grundlegende Verständnis, während die Kinder hier in der Grundschule in Mathe schon in einem riesigen Zahlenraum bis zur Million rechnen. Ich sehe das aber ganz wertneutral - zumal ich das spanische System nicht so gut kenne, da meine Söhne das nie durchlaufen haben.

Die beiden waren aber gewissermaßen der Auslöser dafür, dass Sie wie die Jungfrau zum Kinde zu einer eigenen Schule kamen. Ja, meine Söhne waren damals auf einer privaten Schule in Binissalem, die 1992 oder 1993 auf einmal geschlossen wurde. Die beiden wechselten daraufhin auf die französische Schule, aber mich störte es, dass es keine deutsche Schule mehr gab. Den Wunsch hatte ich also schon lange - und auch ganz klare Vorstellungen: Mir war es wichtig, dass man einen anerkannten Abschluss machen kann. Dann vergingen allerdings einige Jahre, bis ich mich auf die Suche machte nach Leuten, die einen Verein mitgründen wollten, und ich anfing, mit den Behörden zu sprechen.

Hatten Sie viele bürokratische Hürden zu überwinden?

Es gibt ganz klare Vorschriften aus Deutschland, welche Unterlagen einzureichen sind. Und dann läuft das eigentlich. Ich habe bisher keine schlechten Erfahrungen gemacht.

Bisher führt der Eurocampus nur zum mittleren Schulabschluss, nicht aber zum Abitur. Ist das Ihr Ziel für die nächsten zehn Jahre?

Natürlich. Denn die meisten Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder hier, zumindest theoretisch, auch diese Möglichkeit haben. Aber das ist ein langer Weg, da ich kein externes Abitur möchte, wo allein die Prüfungen in die Note einfließen. Unser Ziel ist deswegen eine Jahrgangsstufe 11 und 12, in deren Anschluss die Schüler in Kooperation mit der Auslandsschule in Barcelona hier vor Ort das Abi ablegen, wobei auch die Noten aus den zwei Kursjahren zählen. Die Anträge sind bereits gestellt - und ich hoffe ehrlich gesagt, dass es nicht noch zehn Jahre dauert, bis alles genehmigt ist.

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