Das balearische Oberlandesgericht hat eine Beschwerde der Gemeinde Campos zurückgewiesen, wonach der gerichtlich angeordnete Abriss der Bauruinen am Es-Trenc-Strand im Süden von Mallorca nicht bis Mai zu bewerkstelligen sei. Das Rathaus sei lediglich daran interessiert, den Abriss zu behindern und nehme dabei exakt die gleiche Haltung ein wie der Bauträger, heißt es in der Antwort der Richter von Mittwoch (28.11.). Die Verzögerung der Urteilsausführung könne als Gesetzesverstoß interpretiert werden. Im übrigen habe die Gemeinde seit 2008 Zeit gehabt, den Abriss in die Wege zu leiten.

Das balearische Oberlandesgericht hatte den Abriss der Bauruinen angeordnet. Der Komplex aus 13 Gebäuden neben der Siedlung Ses Covetes müsse bis zum 15. Mai 2013 verschwinden, heißt es in der Entscheidung, die am Donnerstag (15.11.) bekannt wurde. Das Gelände müsse zudem renaturiert werden, um den Zustand vor 1992, vor Beginn der Bauarbeiten, wieder herzustellen.

Kosten wird der Abriss voraussichtlich 1,1 Millionen Euro. Zu diesem Ergebnis ist die zuständige Gemeindeverwaltung von Campos gekommen. Der Preis könne zudem noch sinken, da in der Baubranche inzwischen niedrigere Preise verlangt würden. Zudem werde der Abriss per öffentlicher Ausschreibung vergeben, so dass man hoffe, einen günstigen Anbieter zu finden. Bei der Ausschreibung soll im übrigen die balearische Landesregierung helfen, so dass man auch hier sparen könne. Die Hälfte des Betrags wird voraussichtlich für die Entsorgung des Baumaterials fällig.

Die Bauruinen verschandeln seit dem Jahr 1995 die Landschaft am bekanntesten Naturstrand von Mallorca, praktisch jeder Strandbesucher kommt an den halbzerfallenen und mit Graffiti verunzierten Gebäuden vorbei. Der Bau war nach einer Anzeige des Umweltschutzverbandes Gob gestoppt worden. In mehreren Gerichtsurteilen wurde seitdem festgestellt, dass die Siedlung zu nahe an der Küste gebaut wurde und die Baugenehmigung der Gemeinde Campos für die 68 Apartments nichtig ist.

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Verantwortlich für die Ausführung des Abrisses ist nun der Bürgermeister von Campos, Sebastià Sagreras (Volkspartei, PP). Sein Vater war einer der Bauträger des Projekts. Zuletzt hatten Umweltschützer befürchtet, dass der Abriss durch die Änderung des spanischen Küstengesetzes verhindert werden könnte. "Wir sind sehr zufrieden, die Nachricht kommt genau zur richtigen Zeit", so Margalida Ramis, Sprecherin des Gob. Es handle sich um ein "historisches" Urteil.

Die Bauträger-Gruppe, die hinter dem Projekt einer Apartmentsiedlung am Es-Trenc-Strand im Süden von Mallorca steht, legte inzwischen Beschwerde gegen die Gerichtsentscheidung ein. Das Grundstück sei als Bauland ausgewiesen gewesen, und die Gemeinde Campos habe eine Baugenehmigung erteilt, heißt es bei den Investoren.

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Auch die oppositionellen Sozialisten begrüßten in einer Mitteilung die Entscheidung. Sie komme just eine Woche, nachdem der Gemeinderat entschieden habe, Ses Covetes als Bauland auszuweisen. Das Gericht stelle nun fest, dass die Gemeinde auf dem Holzweg sei. Die Sozialisten forderten zudem den Gemeinderat um, den Abriss so schnell wie möglich auszuführen.

Bürgermeister Sagreras erklärte am Freitag (16.11.), das Urteil ausführen zu wollen, allerdings sei die Frist sehr knapp. Schließlich müssten die Abrissarbeiten öffentlich ausgeschrieben werden. Das Gericht ordnete an, dass die Gemeinde bis zum 15. Januar einen Abrissplan vorlegen muss. Bis 15. März müssen die Arbeiten begonnen haben.