Noch genau drei Monate bleiben der Gemeindeverwaltung von Campos, um die Bauruinen von Ses Covetes abzureißen: Bis zum 15. Mai dieses Jahres darf in dem Gebiet am Naturstrand Es Trenc von den 68 Apartments nichts mehr zu sehen sein. So hat es das balearische Oberlandesgericht im November 2012 entschieden und damit das Ende eines fast 20-jährigen Rechtsstreits eingeleitet.

Die Justiz hat inzwischen klar gemacht, dass sie keine Verzögerungstaktik gelten lässt - am Datum wird nicht gerüttelt. Bürgermeister Sebastià Sagreras (Volkspartei, PP), der pikanterweise der Sohn eines der Bauträger des umstrittenen und einst von einer deutschen Firma initiierten Projekts ist, bleibt deswegen nichts anderes übrig, als Mallorcas symbolträchtigste Bausünde aus der Welt zu schaffen.

Wie weit ist das Abrissprojekt vorangekommen?

Die Gemeinde liegt im Zeitplan. So präsentierte der Bürgermeister den vom Gericht verlangten Abrissplan drei Tage vor dem Fristende am 15. Januar. Der mit Hilfe der Landes­regierung erstellte Plan erklärt den Abriss Schritt für Schritt, von der Abzäunung des 8.600 Quadratmeter großen Geländes über die Aufstellung von WC-Häuschen und der Ausweisung von Parkplätzen für die Arbeiter bis hin zur vorgeschriebenen Trennung des Schuttmaterials zur späteren Entsorgung.

Problem: In dem Bericht wird nicht erwähnt, welche Baufirma den Abriss tätigen soll - noch muss die Gemeinde die Arbeiten öffentlich ausschreiben. Das Gericht hat Sagreras deswegen gewarnt, dass es keinerlei Verzögerungen akzeptieren werde - spätestens bis zum 25. Februar müssten Unterlagen über die Auftragsvergabe vorliegen. Auch Oppositionsführer Paco Blasco vermisst diese Information. „Wir können nur im Plenum fragen, und die nächste Sitzung ist erst im März", so der Sozialist.

Was ist vom Verhalten des Bürgermeisters zu halten?

Sagreras betont, das Gerichtsurteil ohne Wenn und Aber umsetzen zu wollen, klagt aber gleichzeitig über eine zu knapp bemessene Frist. Der Umweltschutzverband Gob, der die Klage einst eingereicht hatte, wirft dem Politiker vor, weiter auf Zeit zu spielen. Statt zu handeln, habe er mit diversen Eingaben zur Verschleppung beigetragen, sie kosteten laut der Gemeinde rund 13.223 Euro. Bauträger-Sohn Sagreras verweist aber darauf, dass es darin um die Klärung von Einzelfragen zur Wahrung der Rechtssicherheit gegangen sei. „Sowohl als auch", urteilt Oppositionspolitiker Blasco.

Wie sehr dem Bürgermeister der ganze Prozess gegen den Strich geht, wird immer wieder in spitzen Bemerkungen deutlich, zum Beispiel: „Wenn die GOB-Leute die Gemeinde so sehr lieben, sollen sie doch selbst hierher kommen und die Ziegel wegtragen."

Welche weiteren Fristen müssen eingehalten werden?

Spätestens am 15. März muss Campos nachweisen, dass die Arbeiten zum Abriss der 13 Blocks begonnen haben. Zum Stichtag 15. Mai schreibt das Gericht nicht nur vor, dass die Bauruinen verschwunden sind. Auch die ursprüngliche Landschaft muss wieder hergestellt sein. Falls es zu Verzögerungen kommt, haftet Bürgermeister Sagreras mit seinem Privatvermögen, mit regelmäßigen Geldbußen zwischen 150 und 1.500 Euro.

Was wird der Abriss kosten?

Nachdem ursprünglich von rund einer Million Euro die Rede war, geht die PP inzwischen von maximal 500.000 Euro aus. Der Abriss selbst dürfte jedenfalls den geringsten Teil des Betrags ausmachen: Wurden für ihn ursprünglich rund 200.000 Euro angesetzt, kamen als weitere Posten die Renaturierung (250.000 Euro), Sicherheits- und Gesundheitsstudien (27.000 Euro) und die Entsorgung (485.000 Euro hinzu). Weggeschafft werden müssen mehr als 11.000 Tonnen Baumaterial, die Konzessionsfirma Mac Insular berechnet pro entsorgter Tonne 43,35 Euro.

Im Rathaus von Campos hofft man nun zum einen, dass die Baufirmen in der spanienweiten Ausschreibung in Folge der schlechten Auftragslage den Preis für die nötigen Arbeiten niedrig ansetzen. Zum anderen sollen auch Landes­regierung und Inselrat der Kommune finanziell beistehen, so wie das auch beim Abriss illegaler

Villen in der Gemeinde Deià sowie einer Brücke in Porto Cristo der Fall war.

Teuer könnten für die Gemeinde­kasse zudem die Entschädigungsforderungen der Bauträger werden - ihnen war schließlich eine Baugenehmigung ausgestellt worden. Zuletzt war von einer Summe von 27 Millionen Euro die Rede.

Darf danach erneut auf dem Gelände gebaut werden?

Nein. Das hat Mallorcas Inselrat im Januar in einem Bericht klargestellt - und damit die Pläne der Gemeinde Campos durchkreuzt. So hatte die Koalition aus PP und Lokalpartei +Acció vergangenes Jahr zunächst geplant, das Gebiet in den neuen Bauvorschriften der Gemeinde als Bauland auszuweisen. „Wir werden machen, was der Inselrat sagt", versicherte Sagreras inzwischen. Der Inselrat rät aber auch zu Konsultationen mit der Zentralregierung hinsichtlich des Küstengesetzes sowie mit der Landesregierung wegen des Tourismusrahmen­gesetzes. Ganz eindeutig sei die Lage nicht, betont Sozialist Blasco: „Da wird eine rechtliche Grauzone in Kauf genommen." Der Prozess der Verabschiedung der neuen Bauvorschriften steht erst am Anfang.

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