Nach rund vierjährigen Ermittlungen hat auf Mallorca am Montag (8.4.) der Prozess um einen der größten Korruptionsskandale der früheren Regierung Matas (2003-2007) begonnen. Auf der Anklagebank nehmen 18 Ex-Politiker und Unternehmer Platz, darunter der frühere balearische Handelsminister Josep Cardona, für den die Staatsanwaltschaft 21 Jahre Haft fordert, sowie Antònia Ordinas, frühere Geschäftsführerin der balearischen Behörde für Außenhandelsförderung (CDEIB). Nachdem Ordinas ein weitgehendes Geständnis abgelegt hat, werden für sie nur sieben Jahre Haft gefordert.

Verantworten vor Gericht müssen sich außerdem Ordinas' früherer Vorgesetzter, der Regierungsdirektor Kurt Viaene, Ordinas' Ehefrau, die Sopraninist Isabel Rosselló, sowie mehrere mallorquinische Unternehmer. Vorgeworfen werden den Angeklagten unter anderem Veruntreuung von öffentlichen Geldern in Millionenhöhe, Unterschlagung, Amtsmissbrauch und Dokumentenfälschung.

Die CDEIB beschäftigte sich mit der Vermarktung von balearischen Produkten wie der Paprikastreichwurst Sobrassada oder Olivenöl im Ausland. Die Ungereimtheiten waren nach einer Buchprüfung der Mitte-Links-Regierung (2007-2011) ans Licht gekommen. Ordinas hatte Aufträge in Millionenhöhe nach Gutsherrenart vergeben, statt sich an gesetzlich vorgeschriebene öffentliche Ausschreibungen zu halten. Sie hinterließ die CDEIB mit einem Defizit von 8 Millionen Euro.

In ihrem Geständnis beschuldigte Ordinas Viaene und Cardona als Mitwisser und Nutznießer des von ihr organisierten Korruptionssystems. Demnach soll Ordinas einen Teil der illegal kassierten Gelder an Viaene weitergegeben haben und dieser an Cardona. Der Höhepunkt der Ermittlungen in der "Operation Scala" war die Entdeckung einer Blechdose mit dem Logo der Kakao-Marke Colacao im Garten von Ordinas im Oktober 2008, die inzwischen zum Symbol für Korruption auf Mallorca geworden ist. In der Dose befanden sich mehr als 360.000 Euro in bar sowie Dokumente mit Angaben über Unternehmer, die Ordinas Kommissionen in Höhe von 10 bis 25 Prozent bezahlt haben sollen.

Die Gerichtsverhandlung soll bis 21. Mai dauern. Die Staatsanwaltschaft fordert für die 18 Angeklagten insgesamt 115 Jahre Haft und Geldstrafen in Höhe von insgesamt 19 Millionen Euro.