Der Vergabeprozess der Lizenz für ein zweites Casino auf Mallorca hat eine überraschende Wendung genommen: Bei der Bewertung der eingereichten Bewerbungen hat das Projekt des "Bingo Teatro Balear", wonach die gediegene Bingohalle am Mercat de l´Olivar in Palmas Innenstadt in eine Spielbank umgewandelt werden soll, die höchste Punktzahl erhalten. Bislang galt Bewerber Eusebio Cano, der Eigentümer des "Bingo Teatro Balear", als relativ chancenlos gegenüber den beiden Mitbewerbern.

Dabei handelt es sich zum einen um das deutsche Unternehmen Merkur, das das aus dem 19. Jahrhundert stammende Schloss Bendinat in der Gemeinde Calvià in ein Casino verwandeln wollte. In Rennen ging zum anderene die baskische Unternehmensgruppe Nervión, die bereits Mallorcas erstes Casino im Einkaufszentrum Porto Pi betreibt und nun an der Playa de Palma eine weitere Spielbank eröffnen wollte.

Das Projekt in Arenal galt lange Zeit als eindeutiger Favorit, da sich Palmas Stadtverwaltung und auch die Hoteliers davon Impulse für den Imagewandel an der Playa de Palma und eine Belebung der Nebensaison erwarteten. Entsprechend überrascht zeigte sich deshalb Palmas Tourismusdezernent und stellvertretender Bürgermeister Álvaro Gijón (Volkspartei, PP) über den Ausgang des Bewertungsverfahrens. Man müsse nun mit Besonnenheit analysieren, was genau passiert ist.

Im Falle des Merkur-Projekts wurde offensichtlich die nachteiligen Auswirkungen auf das Landschaftsbild als negativ eingestuft. Warum allerdings das Casino in Arenal, das in einen Komplex bestehend aus einem Vier- und einem Fünf-Sterne-Hotel integriert werden sollte, weniger Punkte erhielt als das "Bingo Teatro Balear", ist noch unklar. Für das Projekt sollte Gijón zufolge eine Investition in Höhe von 94 Millionen Euro getätigt werden. Seltsamerweise wurde beispielsweise die Qualität der Ausstattung des Bingosaals am Mercat de l'Olivar mit der Höchstpunktzahl bewertet, wobei sowohl im Schloss Bendinat als auch in Arenal Fünf-Sterne-Hotels mit Luxussuiten beziehungsweise VIP-Saal an das Casino angeschlossen wären.