Während sich die Osterurlauber bereits im feinen Sand räkeln, der von den letzten Seegrasbergen befreit und von Traktoren geebnet einer jungfräulichen Skipiste gleicht, und die ersten Mutigen in die nach wie vor kühlen Fluten springen, wird an der Strandpromenade noch eifrig gewerkelt. Die Playa de Palma putzt sich - wie alle Jahre wieder - für die bevorstehende Saison heraus.

Aus Alt mach Neu im Riu

Wäre es eine 61 Jahre alte Dame statt eines 61 Jahre alten Hotels, dann spräche man wohl von einem rundum gelungenen Lifting: Die modern gestaltete Fassade strahlt (faltenfrei) in blütenreinem Weiß, im Inneren beseitigt die Putztruppe die allerletzten Staubkörnchen, die von den aufwändigen Umbauarbeiten zeugen. Ab Donnerstag (17.4.) empfängt das komplett renovierte Hotel Riu San Francisco in Arenal seine ersten Gäste. Dank der Modernisierung darf es dann an die bisherige Klassifizierung von vier Sternen noch das Wörtchen „plus" anhängen.

Das Traditionshaus war bei seiner Eröffnung im Jahr 1953 an einer damals noch ziemlich leeren Playa de Palma das erste der heute weltweit tätigen Riu-Kette, und auch jetzt kommt ihm wieder eine Pionierrolle zu: Als erstes Hotel der in die Jahre gekommenen Urlauber­hochburg hat es die von der Balearen-­Regierung neu geschaffene Möglichkeit genutzt, nach oben zu wachsen. Und verfügt nun über sieben statt bisher sechs Etagen. Durch den Ausbau sei die Zahl der Zimmer von 133 auf 165 gestiegen, heißt es in der zuständigen Abteilung der mallorquinischen Kette.

In den sechs Monaten, die der Umbau gedauert hat, wurde auch das mittlerweile etwas angestaubte Interieur des 1974 komplett abgerissenen und neu aufgebauten Hotels runderneuert: Statt dunkler Holzvertäfelung herrscht in der Lobby jetzt elegantes Türkis und heller Stein vor, die Zimmer mit ihren neuen Betten, Fernsehern und Deko-Elementen sind in hellen Farben gehalten - und verfügen mittlerweile fast alle über Tageslicht in den Badezimmern. Neu sind der Spa mit Hammam und Massageräumen.

Kostenfreies WLAN gehört nun ebenfalls zum Standard - übrigens eine der Mindestanforderungen für die „Lifestyle"-Hotels, die der deutsche Reiseveranstalter Tui an Etablissements dieser Marke stellt. Gleichzeitig haben die Besitzer Carmen und Luis Riu die Gelegenheit genutzt, das San Francisco für eine etwas wohlhabendere Kundschaft attraktiv zu machen. Dank des „Adults only"-Etiketts dürfen sich in den neu gestalteten Außen- und Innenbereichen ab dieser Saison nur noch Gäste über 18 Jahre tummeln.

MegaPark mit Chill-out-Zone

In eine Riesenbaustelle hatte sich in den vergangenen Monaten auch der größte Partytempel der Playa, der zur Cursach-Gruppe gehörende ­MegaPark, verwandelt. Installiert wurde beispielsweise ein neues Stoffdach, das sich weiter öffnen lässt als das alte - um das typische Biergarten-Feeling noch zu steigern. Umgebaut wurde auch die obere Etage, die nun „First Floor" heißt und als gemütliche Lounge mit Sofas weniger zum exzessiven Feiern als zum Chillen einladen soll. Wem die vielen Treppenstufen Probleme bereiten, der kann künftig eine noch ­einzubauende Rolltreppe nutzen - um dann von oben die Aussicht auf den Partyrummel im unteren Bereich zu genießen. Manager René Knopf zufolge wolle man den Gästen im „First Floor" eine neue Form der Erlebnisgastronomie bieten. Heißt übersetzt: In der Lounge arbeiten nur Frauen, „eine Mischung aus Kellnerinnen und Gogos". Ganz neu ist außerdem die „Privée Lounge", in der statt Freibier Champagner und bester Cognac fließen soll. Laut Knopf will der ­MegaPark mit diesem Bereich neue Kunden anlocken, die zwar gerne in den Feiertempel kommen, sich aber nicht mitten ins Party-Getümmel stürzen wollen. Und die Besucher der Großraum-Disco im Keller können sich in Zukunft zum Rauchen in die „Orient-Lounge" begeben, die im Freien an der Rückseite des Gebäudes eingerichtet wurde.

An einigen Ecken wird derzeit noch mit Hochdruck gebohrt und gehämmert, doch bis zum offiziellen Saison-Opening am 11. Mai mit über 20 Künstlern wird alles fertig sein, verspricht René Knopf. „Dann wird sich der MegaPark zum längsten roten Teppich verwandeln, den Mallorca je gesehen hat." Neben Marc Terenzi, Micaela Schaefer, Paul Janke, Markus Becker und vielen anderen haben sich Olivia Jones, Michael Ammer und Gülcan Kamps als Special Guests angekündigt.

Die Wandlung der Balnearios

Die 15 Strandkioske entlang der über zwei Kilometer langen Playa, die so genannten balnearios, sollen ebenfalls ein neues Gesicht erhalten. Wie die Konzessionsfirma Mar de Mallorca, die für den Betrieb der Kioske sowie für Liegenverleih und Müll­entsorgung am Strand zuständig ist, bereits im Dezember ankündigte, sollen sie unterschiedliche thematische Ausrichtungen erhalten: Drei balnearios werden künftig im Zeichen sportlicher Aktivitäten stehen, weitere drei verwandeln sich in „Chill-out"-Zonen. An vier Kiosken wird sich alles ums Thema Wellness und Entspannung drehen - samt Liegen und Massageservice. Weitere vier Bars sind der Gastronomie vorbehalten, und am Ballermann 6 wird weiterhin Party gemacht, künftig aber sogar mit Live-Musik. Als erstes nimmt Mar de Mallorca-Geschäftsführer Tino Vazquéz die Nummer 4 in Angriff, die Umbauarbeiten - zu einem Wassersport-Paradies - haben bereits begonnen. Im Laufe der

Saison soll dann auch an den balnearios 6, 8 und 10 das neue Konzept umgesetzt werden. „Einen genauen Zeitplan haben wir aber noch nicht", sagt Vazquéz - mehr könne er deshalb momentan nicht verraten.

Jetzt auch online feiern

Damit die Online-Suche nach dem balneario kein Loch in die Urlaubskasse reißt, bietet die Firma ­mallorcawifi.com seit Neuestem auf der ganzen Länge des Strandes Gratis-WLAN an. Von Can Pastilla bis zum Hafen von Arenal sind sogenannte Hotspots installiert worden, die Handy- und Tablet-Usern die Einwahl ins Netz ermöglichen. Es sei ausgelegt auf bis zu 20.000 Nutzer gleichzeitig, so Mauricio Socias von mallorcawifi.com. 2015 soll die Reichweite auf die dahinterliegenden Straßen erweitert werden, Schinken- und Bierstraße seien schon jetzt abgedeckt.

Neue Baustellen

Im Rahmen der lange angekündigten und nun langsam Formen annehmenden umfassenden Sanierung der Playa de Palma, die dem teils doch schon recht heruntergekommenen Urlaubsgebiet zu neuem Glanz verhelfen soll, wird nicht nur renoviert, sondern auch neu gebaut. Gleich zwei Investoren setzen mit Fünf-Sterne-Hotels auf ein zahlungskräftigeres Publikum jenseits des trinkfreudigen Ballermann-Urlaubers. Die mallorquinische Kette Hipotels will in Kürze mit den Arbeiten am künftigen Luxushotel beginnen, das 2016 in der Nähe der Kirche Porciúncula eingeweiht werden soll.

Wenige hundert Meter weiter südlich sind die Bagger schon seit einer Woche am Werk: In der Avenida América, wo schräg hinter dem Megapark einst ein Kiefernwäldchen stand, entsteht die 30 Millionen Euro teure Luxusherberge des Unternehmens Inversiones Llaut - hinter dem sich Guillem Alomar verbirgt. Der wollte in diesem Hotel ursprünglich mit der spanischen Glücksspielgruppe Nervion Mallorcas zweites Casino errichten. Den Zuschlag hatte das Bingo Teatro im Zentrum Palmas erhalten - allerdings ist dieser Standort wegen rechtlicher Unklarheiten derzeit in der Schwebe.

Alomar ist auch Initiator des Einkaufszentrums in Ses Fontanelles, der Großbaustelle im Hinterland der Playa und inmitten von Palmas letztem Feuchtgebiet Ses Fontanelles. Dort wird unter Federführung des Immobilienkonzerns Unibail Rodamco bis Ende 2016 das künftig größte Einkaufszentrum Mallorcas mit einer Fläche von 72.000 Quadratmetern entstehen. Der Versuch des Unweltverbands Gob, die Bauarbeiten mittels einer Klage zu stoppen, verlief bislang erfolglos.

Ganz ohne Widerstand ging der Abriss des schäbigen und seit Jahren leerstehenden Kiosks an der Plaza Reina María Cristina (auch Plaza Naranja genannt) in Arenal vonstatten. Die ehemalige Bar samt Touristeninformation mit dem sternförmigen, orangefarbenen Dach fiel am Dienstag (15.4.) den Baggern zum Opfer.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 17. April (Nummer 728) lesen Sie außerdem:

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