Der April war für Radsportler auf Mallorca kein guter Monat: Bei Unfällen kamen fünf Radtouristen ums Leben, zahlreiche weitere wurden schwer verletzt. Vor allem in den vergangenen Tagen überschlugen sich die Ereignisse. Am Dienstag (29.4.) starb ein 65-jähriger Schweizer auf der Landstraße zwischen Santa Margalida und Llubí in der Inselmitte, als er wohl wegen eines Herzinfarktes vom Rad fiel. Nur einen Tag zuvor kam ein 60-jähriger Radfahrer, ebenfalls Schweizer, nahe des Cap Blanc zu Tode. Vermutlich ebenfalls wegen eines Herzinfarktes stürzte er vom Fahrrad und blieb im Graben liegen. Vier Tage zuvor, am Donnerstag (24.4.), war ein deutscher Radsportler nach einem Sturz nahe Betlem gestorben.

Auffällig ist, dass alle fünf Radsportler, die in diesem Jahr auf der Insel gestorben sind, älter als 55 Jahre waren. Eine Inhaberin eines Radverleihs im Süden der Insel, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, sagt: „Das ist kein Wunder. Viele übernehmen sich in dem Alter komplett." Gerade in den Wochen nach Ostern sei die „schlimmste Klientel" auf der Insel. „Da sitzen teilweise Wahnsinnige auf dem Rad. Auch Leute mit 50 Kilo Übergewicht meinen plötzlich, sie müssten jetzt Rad fahren, weil es alle machen." Die Unternehmerin spricht von einem „Wunder, dass nicht mehr passiert". Hauptsächlich seien es Deutsche, die sich derart unvernünftig verhielten. Und mitunter sogar sturzbetrunken auf die Räder stiegen. An der Playa de Palma habe sie das selbst beobachtet. „Die kommen von der Tour zurück und trinken sechs Bier, weil es so billig ist. Dann fahren sie noch ins Hotel zurück." Das Geschäft mit den Radsportlern sei eine neue Form des Massentourismus, und der bringe eben auch unschöne Begleiterscheinungen mit sich.

Marcel Iseli von Bicycle Holidays Max Hürzeler will die Radfahrer nicht so einfach über einen Kamm scheren. „Es ist ja nicht so, dass die tödlich Verunglückten zum Unfallzeitpunkt an ihre Grenzen gegangen sind." Die tödlichen Unfälle seien hauptsächlich auf flachen und einfachen Strecken passiert. So sei der Schweizer, der bei Santa Margalida ums Leben kam, allein auf leicht abschüssiger Fahrbahn unterwegs gewesen, als er plötzlich vom Rad kippte. Iseli gehen die Fälle sehr nahe, zumal er den am Dienstag verunglückten Schweizer persönlich kannte. „Der war topfit und hat immer Sport getrieben." Iseli erklärt sich die Fälle auch damit, dass die Radtouristen aus einem stressigen Alltag kämen und auf der Insel plötzlich Ruhe fänden. „Gerade dann passiert es."

Die Häufung der Unfälle trifft ausgerechnet mit einer Kampagne der Kommission für Sicherheit im Straßenverkehr von Inselrat, Radveranstaltern und weiteren Institutionen zusammen, die vergangene Woche vorgestellt wurde. Der vierseitige Flyer wird bei Radanbietern, in Hotels, bei Autoverleihern und in Touristeninformationen ausgelegt. Darin finden sich neben Verkehrsregeln für Radfahrer auch Tipps für einen rücksichtsvollen Umgang der Verkehrsteilnehmer untereinander. Doch diese Kampagnen nutzen nichts, wenn weiterhin Unvernunft auf dem Sattel Platz nimmt. Wie bei einem 40-jährigen Schweden, der am Dienstagnachmittag auf der Ma-10 in der Serra de Tramuntana verunglückte. Er wollte auf abschüssiger Strecke ein Auto überholen, als ihm ein Bus entgegenkam. Beim Ausweichversuch blieb er am Auto hängen und zog sich beim Sturz schwere Verletzungen zu.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 1. Mai (Nummer 730) lesen Sie außerdem:

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