Die Neuauflage des größten Drogenprozesses, den Mallorca bislang gesehen hat, hat am Mittwoch (7.5.) eine überraschende Wende genommen - und zugleich ein vorläufiges Ende gefunden. Dafür sorgte "El Ico Pequeño", ein Neffe der einstigen Drogenbaronin "La Paca". Der 29-Jährige sollte am dritten Verhandlungstag als Zeuge aussagen und gestand dabei, dass er Anfang 2010 "auf dem Land" ein Päckchen mit mehr als einem halben Kilo feinstem Kokain im Wert von rund 20.000 Euro gefunden und anschließend in einem Kampfhahnstall in Palmas Problemviertel Son Banya versteckt hatte. Dort fand es die Nationalpolizei schließlich bei einer Großrazzia. "El Ico Pequeño" wurden noch im Gerichtssaal die Handschellen angelegt, danach wurde er dem Haftrichter vorgeführt und ins Gefängnis gebracht.

Der Prozess, in dem sich insgesamt 26 Mitglieder mehrerer Clans im so genannten "Fall Kabul" wegen Dorgenhandels verantworten müssen, musste neu aufgerollt werden, nachdem bei dem im Januar 2013 eröffneten Prozess vor dem Landgericht in Palma Abhörprotokolle nicht als Beweismittel zugelassen worden waren. Nun muss das Verfahren allerdings vorerst ausgesetzt werden. Wegen der unerwarteten, neuen Erkenntnisse geht der Fall zurück an Palmas Untersuchungsgericht, das diesen 2010 behandelt hatte und jetzt erneut ermitteln muss. Abhängig von den Ermittlungsergebnissen kann der Mammutprozess sogar annuliert werden. Das Verfahren müsste dann noch einmal von vorne beginnen.

"El Ico Pequeño" war in erster Instanz als einer der wenigen Angeklagten verurteilt worden - zu drei Jahren Haft und einer Geldstrafe von 2.000 Euro. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig, da es vor dem Verfassungsgericht angefochten wurde. Die bekannte Drogenbaronin "La Paca" war damals freigesprochen worden, sitzt aber wegen einer Verurteilung in einem anderen Verfahren bereits seit einigen Jahren im Gefängnis.