Inspektor Miquel Quetglas kennt seine Pappenheimer: Der für die Playa de Palma zuständige Beamte der Policía Local hat schon vieles gesehen. Ob die neue Verordnung für zivilisiertes Zusammenleben dem Treiben wirklich ein Ende setzt - nun, er sagt es nicht direkt, aber man merkt ihm seine Skepsis an. Trotzdem informiert er am Tag, bevor diese offiziell in Kraft tritt (21.5.), Hoteldirektoren und Rezeptionisten der Playa über die Neuregelungen. Und wirbt erst einmal um Verständnis. Die Urlauber seien hier nun mal unbekümmert, entspannt und enthemmt - bei sich zu Hause würden sie eher nicht in Nachbars Vorgarten pinkeln. Und überhaupt: „Bei den Sant Joan-Feste auf Menorca verhalten sich unsere Kinder genauso", lässt der Mittfünfziger augenzwinkernd einfließen.

Dass sowohl Alkoholkonsum als auch Urinieren auf offener Straße verboten wird, findet er natürlich gut. Allerdings werde man es, gerade was das Trinken auf dem Strandmäuerchen angeht, wohl bei stichprobenartigen Kontrollen belassen: Die Zahl der Polizisten reiche schlicht nicht aus, um 4,5 Kilometer Strand auf und ab zu patrouillieren. Zudem sei die Aufnahme der Daten von ausländischen Sündern zeitaufwendig, „wir verlieren da viele Ressourcen".

Und die werden andernorts gebraucht: Etwa im Einsatz gegen die Straßen­prostitution. „Entchenposition" nennen es die Beamten intern scherzhaft, wenn angetrunkene Freier mit herabgelassenen Hosen erwischt werden und unbeholfen herumtappen. Sobald die Verordnung in Kraft tritt, drohen ihnen Bußgelder von 200 bis 400 Euro - die Frauen, die ihre Dienste anbieten, müssen keine Strafe fürchten. Bei Massagen oder Kartenlegen werden hingegen künftig sowohl Anbieter als auch Nutzer bestraft.

Auch ein Punkt, der zu denken gibt: „Ohne Nachfrage gäbe es kein Angebot", erklärt Quetglas Phänomene wie Hütchenspieler und Straßenverkäufer lakonisch. Beide sind den Hoteliers ein Dorn im Auge, „ich rufe täglich wegen den Verkäufern die Polizei, interessiert euch das eigentlich?" fragt einer leicht genervt. Quetglas bejaht, verweist aber erneut auf Personalmangel. Dass die Hütchenspieler in dieser Saison wieder unbefangen operieren dürfen, ärgert ihn dennoch: Man wolle das letztjährige Aufenthaltsverbot für die Playa mit Hilfe der Hoteliers neu aufrollen.

Wie die Hütchenspieler wohnen auch die rund 450 Straßenverkäufer direkt an der Playa, die Beamten wissen sogar wo. Die schon bisher bestehende Möglichkeit, Bußgelder gegen sie zu verhängen, hat nicht viel gebracht. Jetzt können auch ihre Kunden belangt werden. „Die Urlauber müssen Strafe zahlen, wenn sie bei denen was kaufen?" hakt ein erstaunter Rezeptionist nach. Genau. Bis zu 200 Euro.

Nur die Sache mit den Bikinis, die auf offener Straße lediglich „in Strandnähe" getragen werden dürfen, wirft für die Polizei Fragezeichen auf - wo Strandnähe aufhört oder anfängt, das müsse man sich erst noch überlegen. Vielleicht steht´s ja in der Infobroschüre über die neue Verordnung, die der Hotelverband der Playa in zwei Wochen fertig haben will.