Der frühere balearische Ministerpräsident Jaume Matas hat seine Haftstrafe von neun Monaten angetreten und seine erste Nacht hinter Gittern verbracht. Die Strafe sitzt der Ex-Politiker jedoch nicht auf Mallorca ab, sondern in Segovia, wie Matas' Anwältin am Montagnachmittag (28.7.) bestätigte. Es handelt sich um eines der modernsten Gefängnisse Spaniens, es wurde erst im Jahr 2000 in Betrieb genommen.

Dem Ex-Premier wäre es beinahe gelungen, unbemerkt von TV-Kameras und Pressefotografen seine Haft anzutreten. Allerdings gelang es dem Privatsender "La Sexta", Matas beim Betreten des Gefängnisses zu filmen. Der Ex-Politiker wurde von einem seiner Söhne begleitet und erschien in Freizeitkleidung und Sportschuhen.

Nachdem ihm die Justizbehörden am Wochenende die Einweisung offiziell mitgeteilt hatten, war der Gang hinter Gitter nur noch eine Frage von Tagen. Zu der Haftstrafe war Matas im Juli 2013 wegen Korruption verurteilt worden. Der spanische Ministerrat hatte am 11. Juli auf Anraten des spanischen Justizministers Alberto Ruiz-Gallardón ein Gnadengesuch abgelehnt. Zwar liegt die Gefängnisstrafe unter zwei Jahren und würde damit normalerweise auf Bewährung ausgesetzt. Doch das balearische Oberlandesgericht hatte bereits bei der Urteilsverkündung entschieden, dass dies in Folge der Schwere der Korruptionsdelikte nicht in Frage komme. Verwiesen wurde unter anderem auf den Vorbildcharakter eines demokratisch gewählten Politikers. Matas habe zudem keine Reue gezeigt und müsse sich noch in einer langen Reihe weiterer Korruptionsprozesse verantworten.

Gegen den langjährigen Balearen-Premier der Volkspartei PP (1996-1999 und 2003-2007) und spanischen Umweltminister (2000-2003) laufen zahlreiche weitere Verfahren wegen mutmaßlicher Korruptionsdelikte. Ermittelt wird im Fall Palma Arena wegen Unregelmäßigkeiten rund um den Bau der gleichnamigen Radsportarena sowie der angeblichen persönlichen Bereicherung des Ehepaares Matas. Wegen der Überlastung der Justiz wird mit einem langwierigen Verfahren gerechnet.