Wieder Son Vida, wieder ein bewohntes Haus, wieder hatten sie es nur auf Wertgegenstände abgesehen. In Palmas Villenviertel erbeuteten Einbrecher im Morgengrauen des 10. Oktober Uhren im Wert von rund 60.000 Euro sowie Elektrogeräte - während die Hausbesitzer, diesmal war es ein polnisches Ehepaar, friedlich schliefen. Es ist der elfte Fall innerhalb weniger Wochen.

Die Täter sind laut Polizeiinformationen über den Pool in das Haus gelangt, das sie durchsuchten bis sie schließlich in einem Schlafzimmer fündig wurden. Als das Ehepaar durch die Geräusche aufmerksam wurde, ergriffen die Unbekannten die Flucht. „Ich fühle mich nicht mehr sicher. Mit hat keiner gesagt, dass es gefährlich ist, hier zu leben", erzählte der Mann am nächsten Tag, als er sich von dem Schrecken wieder halbwegs erholt hatte, einem Journalisten. Er und seine Frau hätten die Villa erst vor einem Monat angemietet, der Makler habe Son Vida als äußerst ruhige Zone angepriesen, in der man nicht einmal die Türen absperren müsste.

Iván Albons, der Verwalter der Eigentümergemeinschaft von Son Vida, weiß, dass dem nicht mehr so ist. „Die Zeiten haben sich geändert." Heutzutage gehe es nicht mehr, nachts die Alarmanlage auszuschalten. In den Schreiben, die man jedes Frühjahr an die Eigentümer verschicke, empfehle man seit Langem, die Sicherungssysteme auch aktiviert zu lassen, wenn man selbst anwesend ist. „Denn nur so geht auch bei den Mitarbeitern unseres Sicherheitsdienstes der Alarm los", sagt Albons. In weniger als einer Minute seien die Männer dann am betroffenen Anwesen. Bei allen Einbrüchen der jüngsten Zeit hätten die Bewohner die Alarmanlage allerdings abgestellt gehabt. Teilweise wären sogar Fenster offengestanden und Türen nicht abgeschlossen gewesen. Nur in einem Fall sei der Alarm aktiviert gewesen. „Was zur Folge hatte, dass die Einbrecher innerhalb von 25 Sekunden weg waren."

In den übrigen Fällen sei hingegen auch der Sicherheitsdienst machtlos. „Unsere Mitarbeiter, die rund um die Uhr da sind und patrouillieren, können nicht gleichzeitig alle 300 Anwesen im Blick haben." Zumal Son Vida von Wald umgeben sei. „Die Täter kommen nicht über die einzige Zufahrtsstraße, an der ein Wachmann sitzt, die schleichen sich aus dem Unterholz an und verschwinden auch wieder dorthin", sagt Albons. Dadurch könnten den Security-Mitarbeitern nicht einmal unbekannte Fahrzeuge auffallen.

Dass man das Thema Sicherheit neu überdenken muss, ist auch einem deutschen Teilzeit-Residenten bewusst geworden, nachdem er eines Morgens auf der Terrasse seines Chalets leere Handtaschen und Portemonnaies entdeckt hat. „Früher hatten es die Banden auf leerstehende Häuser abgesehen, die sie dann in aller Ruhe ausräumten und sogar Geschirr und Besteck einpackten." Heute dagegen interessieren sie sich nur noch für Bargeld und Wertgegenstände. Es sei deshalb sicher auch kein Zufall gewesen, dass die Täter bei ihm Ende September zuschlugen. „Wir hatten Gäste, weshalb mehr Autos vor dem Haus standen." Für die Diebe wiederum bedeute das: mehr Geldbeutel, mehr Uhren, mehr Schmuck. Kreditkarten und Ausweise hingegen ließen sie liegen.

Die „Gentlemen-Gangster" verschafften sich offenbar mithilfe eine Akkubohrers über die Verandatür Zutritt, schlichen lautlos durchs Haus, klauten das Diebesgut von den Nachttischen und verschwanden wieder, ohne etwas zu beschädigen oder gar zu verwüsten. „Das Einzige, was in so einem Fall hilft, ist ein Außenhautschutz, also Bewegungsmelder an der Fassade und eine Alarmanlage, die man von innen aktivieren kann und die losgeht, sobald jemand ins Haus einsteigt", erklärt der Deutsche - der bereits dabei ist, sein Chalet entsprechend nachzurüsten. „Sein Haus nur mit Alarm zu sichern, wenn man nicht da ist, ist ein Denkfehler."

Eine gute Nachricht ist angesichts der anhaltenden Einbruchserie, die seit Wochen auch in anderen Teilen der Insel für Verunsicherung bei Hausbesitzern sorgt, die Festnahme zweier Männer, die die Polizei der seit Langem gesuchten „Bohrer-Bande" zurechnet. Der 46- und der 43-Jährige wurden am Sonntag (12.10.) infolge einer Routinekontrolle am Flughafen, bei der sie zahlreiche Wertgegenstände unbekannter Herkunft bei sich trugen, in einem Hostal an der Playa de Palma aufgegriffen. Die beiden sollen regelmäßig zwischen Mallorca und dem spanischen Festland gependelt sein, wo sie das Diebesgut offenbar an Hehler verkauften. Nach Angaben der Polizei sollen die mutmaßlichen Einbrecher in den Gemeinden Felanitx, Llucmajor, Calvià und Andratx zugeschlagen haben.

Und in Palmas Villenviertel. „Diese Bande war im Sommer auch in Son Vida aktiv", sagt Verwalter Albons - der deshalb explizit die Arbeit der Ermittlungsbeamten lobt. Vielleicht müssten Polizei - und möglicherweise sogar Politik - in diesen Zeiten noch mehr tun oder zumindest die Brisanz im Blick haben. „Denn solche Vorfälle können schnell das Image schädigen." Vor allem in Son Vida, wo sich viele einflussreiche Leute und Unternehmer aus dem Ausland niedergelassen haben.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 16. Oktober (Nummer 754) lesen Sie außerdem:

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