Jetzt hat der erste Mitarbeiter des am Dienstag (24.2.) festgenommenen Playa-Empresarios M. P. B. ausgepackt: Er habe von dem mächtigen Unternehmer die Anweisung bekommen, eine Gruppe von Polizisten kostenlos in den Stripp-Club "American Table Dance" zu lassen, wo sie nach Lust und Laune auf Kosten des Hauses hätten trinken dürfen. Ob die Beamten auch umsonst sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nahmen, wie die Ermittler vermuten, wollte der Bevollmächtigte des Nachtlokals nicht bestätigen.

Er wurde am Mittwoch (25.2.) zusammen mit drei anderen Mitarbeitern aus dem Umfeld von M. P. B. festgenommen, mehrere Stunden vernommen und anschließend gegen Zahlung einer Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt. Mindestens fünf Polizeibeamte der Präventionseinheit GAP und der "Patrulla Verde", die in den Lokalen der Partymeile patroulliert und unter anderem die Einhaltung der Jugendschutz- und arbeitsrechtlichen Bestimmungen überprüft, konnte der Chef des "American Table Dance" zweifelsfrei als nicht-zahlende Gäste identifizieren.

Die Ermittler sind davon überzeugt, dass die Polizisten mit diesen Gefälligkeiten für ihre Zusammenarbeit mit den Betreibern von Bars, Diskotheken und Nachtlokalen entlohnt wurden. Sie sollen unter anderem vor unangekündigten Kontrollen gewarnt oder beide Augen zugedrückt haben, wenn sie doch einmal auf Unregelmäßigkeiten stießen oder sich ein Unternehmer nicht ganz an die Gesetze hielt. Vermutet wird außerdem, dass die im Club angestellten Damen - zu Hochzeiten sollen es um die 45 gewesen sein - keine rechtmäßige Aufenthaltsgenehmigung in Spanien und keine Arbeitsverträge hatten.

Playa-Unternehmer M. P. B. sind die Ermittler in Zusammenhang mit dem Bestechungsskandal an der Playa de Palma, in den zahlreiche, darunter auch hochrangige Beamte der Ortspolizei von Palma de Mallorca vewickelt sein sollen, auf die Spur gekommen. Er gilt als einer der Big Player in der Urlauberhochburg und wird mit mehreren Hotels sowie dem "Bierkönig" in Verbindung gebracht. Nach seiner Festnahme am späten Dienstagabend fanden im Laufe des Mittwochs mehrere Hausdurchsuchungen statt, unter anderem im Hotel Pabisa Bali, einen Block von der „Bierstraße" entfernt, und in seiner Wohnung an der Playa.

M. P. B., dem Bestechung, Zwangsprostitution und Verstöße gegen das Arbeitsrecht vorgeworfen werden, sollte im Laufe des Freitags (27.2.) dem Haftrichter vorgeführt werden. Gegenüber der Polizei beteuerte er seine Unschuld. Die Ermittler ließen indes anklingen, dass er nicht der einzige bleiben dürfte: Mehrere Unternehmer aus dem Umfeld der Playa de Palma seien inzwischen ebenfalls zu Beschuldigten erklärt worden und sollen in den nächsten Tagen vorgeladen, offensichtlich aber nicht festgenommen werden.

Sowohl die nun erfolgten Festnahmen als auch die Aufdeckung des mutmaßlichen Polizeiskandals gehen auf die Ermittlungen im Rahmen der Operation „Casablanca" zurück, bei der im Juli 2013 mehr als 20 Personen aus dem Umfeld der Hells Angels, darunter Rockerboss Frank Hanebuth, auf Mallorca festgenommen wurden. Bereits damals waren die Ermittler zu dem Schluss gekommen, dass mehrere Polizisten mit den Hells Angels gemeinsame Sache gemacht hatten.

Die Anklage der 55 Mitglieder und Sympathisanten der Rocker, die Ermittlungsrichter Velasco in seinem Anfang Februar vorgelegten Abschlussbericht fordert, lässt indes weiter auf sich warten. Während der Prozess laut Generalstaatsanwaltschaft auf jeden Fall in Madrid stattfinden muss, ist Hanebuths Anwalt Gonzalo Boye der Meinung, dass in Palma verhandelt werden müsse. /sts