Nach dem Anschlag in Tunesien am Mittwoch (18.3.), bei dem 23 Personen gestorben sind, ist am Freitagmorgen (20.3.) gegen 6 Uhr die "Costa Fascinosa" auf Mallorca eingetroffen. Sie hatte tags zuvor in Tunesien abgelegt, das Endziel der Route ist Marseille. Einige der 3.148 Passagiere brachen auf Mallorca ihre Kreuzfahrt ab, um im Flugzeug ihre Heimreise anzutreten, wie die Reederei mitteilte. So steuerten zwei der fünf Busse, die den Hafen am Morgen verließen, direkt Palmas Airport Son Sant Joan an.

Zuvor waren die teils immer noch unter Schock stehenden Passagieren am Hafenterminal von Medienvertretern empfangen worden. Die mallorquinische Rentnerin Catalina Llinás sagte der Tageszeitung "El País": "Es hätte auch uns treffen können. Ich werde nie wieder in ein afrikanisches Land reisen".

Ihr Mann Plácido Fedal beschwerte sich gegenüber der Tageszeitung "El Mundo", dass die Passagiere in Tunis an Bord des Schiffes kaum Informationen über die Vorfälle erhalten hätten. Zudem sinnierte der Rentner über die Konsequenzen, die ein solcher Vorfall für Palma haben könnte: "Beide Städte leben ja vom Tourismus."

Das mallorquinische Paar Teresa Pizà und Sergio Martín war ebenfalls an Bord der "Costa Fascinosa". Beide waren zum Zeitpunkt des Anschlags nicht in der Nähe des Museums: "Wir hatten den anderen Ausflug gewählt und waren zum Einkaufen in der Stadt", so berichteten die beiden Reportern von "Última Hora". Bis zur Rückkehr an Bord hätten sie nichts von dem Anschlag mitbekommen, auf dem Schiff selbst sei nur von einem "Zwischenfall" die Rede gewesen, "ansonsten gab es nicht viele Informationen".

Nach Angaben von Costa Cruceros sind fünf Passagiere unter den Todesopfern, vier Italiener und ein Russe. Weitere acht Passagiere seien verletzt und in Krankenhäuser eingeliefert worden. Das katalanische Ehepaar unterdessen, das bei dem Anschlag zu Tode kam, war auf der "Spléndida" der Reederei MSC unterwegs gewesen.

Mallorca zeichnet sich unterdessen als Ersatzdestination für Kreuzfahrttouristen ab. So haben die Reedereien Verhandlungen aufgenommen, um ihre Routen im Mittelmeer abzuändern und statt Tunis unter anderem Palma de Mallorca anzusteuern. Costa Cruceros sagte bereits alle weiteren Zwischenstopps in Tunis ab, man werde die Destination durch andere Häfen ersetzen, die noch festgelegt würden, hieß es gegenüber der Nachrichtenagentur Efe.

Auch bei den Badetouristen dürfte Mallorca als Ersatzziel profitieren. Die Hoteliers der Insel lehnten jedoch eine Bewertung der wirtschaftlichen Folgen als zynisch ab. Der Branchenverband verurteilte den Anschlag und forderte eine verstärkte internationale Kooperation, um die Sicherheit im internationalen Tourismus zu gewährleisten.

Sorge herrscht unterdessen bei den mallorquinischen Hotelketten mit Präsenz in Tunesien - Iberostar und Riu betreiben mehr als ein Dutzend Häuser in dem nordafrikanischen Land. Der Betrieb laufe bislang normal, es sei noch zu früh, die Auswirkungen des Attentats zu bewerten, hieß es in der mallorquinischen Lokalpresse. /ff/lex

(Eine frühere Version dieses Artikels ist mit Aussagen der Passagiere ergänzt worden.)