Im Bewusstsein darüber, dass die derzeitige Nutzung der Serra de Tramuntana nicht ihren zukünftigen Schutz garantiert, nehmen wir die bevorstehenden Wahlen zum Anlass, um für einen gesellschaftlichen Konsens zu werben und von den Parteien einen Pakt für die Tramuntana zu fordern. Die politischen Differenzen müssen beiseite gelegt werden, damit auch künftige Generationen eine Serra erleben können, die so vielfältig, lebendig und reich an Traditionen ist, wie wir und unsere Vorfahren sie erlebt haben.

Wir fordern:

1. Erhalt der Serra

Wir sind uns darüber bewusst, wie viel der Tourismus zur wirtschaftlichen Entwicklung der Insel und ihrer Einwohner beigetragen hat, und wissen um die gegenwärtige gesellschaftliche Debatte über das zukünftige Entwicklungsmodell für Mallorca. Mit diesem Manifest beziehen wir uns nicht auf die Entwicklung der gesamten Insel, wollen aber verhindern, dass das Argument des Tourismusmodells weiterhin als Ausrede dazu dient, unsere Landschaft, unsere Kultur und unsere Identität in der Serra de Tramuntana zu zerstören. Wir wissen, dass wir die Uhr nicht zurückdrehen und wir die unberührten Küsten Mallorcas mit den paradiesischen Stränden nicht wiederherstellen können. Aber wir können noch das Einzige vor der Massifizierung und der Verwahrlosung bewahren, das uns verblieben ist: die Serra de Tramuntana. Lasst uns aktiv werden und etwas für die Tramuntana tun. Lasst uns die Serra retten und hierzu einen politischen Pakt fordern!

2. Naturlandschaft ohne Massentourismus

In der Serra de Tramuntana dürfen sich die andernorts auf Mallorca geschehenen Exzesse nicht wiederholen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Serra durch opportunistisches Verhalten, kurzfristige Denke und institutionelle Untätigkeit zu einem weiteren Beispiel einer massiven, auch touristischen Nutzung wird, die unsere Werte, unsere Landschaft, unsere Traditionen und unsere mediterrane Lebensweise zerstört. Wir denken, dass die Gesellschaft mobil machen muss, um das zu verhindern. Angesichts der alarmierenden Massifizierung der vergangenen Jahre hat es keine relevanten Initiativen gegeben, um die entstandenen Probleme anzugehen. Ganz im Gegenteil: Die Serra wird uneingeschränkt zur Tourismuswerbung genutzt, ohne die Folgen für Umwelt, Bewohner und kulturelles Erbe zu berücksichtigen.

3. Qualitätstourismus, der nicht elitär sein muss

Wir wollen, dass ein qualitativ hochwertiger Tourismus gefördert wird, der sich für Natur und kulturelle Werte interessiert, ohne dabei der Verlockung ­stattzugeben, ­diesen Tourismus den Eliten vorzubehalten. Wir brauchen Korrekturmaßnahmen, um bessere Kon­trollen zu ermöglichen, Exzesse zu unterbinden sowie die ständigen Mobilitätsprobleme und großen Menschenansammlungen zu verhindern. Das aktuelle Nutzungsmodell der Serra schadet unserer Zukunft als Tourismusdestination und entwertet unsere Natur- und Kulturlandschaft. Wie schon das spanische Sprichwort sagt: „Brot für heute, Hunger für morgen."

4. Eine lebendige Land(wirt)schaft

Wir fordern die Ausarbeitung einer an die Bedürfnisse der Serra angepassten Agrarpolitik, damit die payesía, die Landwirtschaft der Serra de Tramuntana, zumindest bis zu einem gewissen Grad profitabel und nachhaltig betrieben werden kann und diese Politik zumindest teilweise zur Erhaltung unserer Kulturlandschaft beiträgt. Wir wollen nicht zusehen, wie viele weitere Hektar Jahrhunderte alter Oliven­haine ab­sterben, noch mehr Terrassenfelder - die sogenannten bancales - verfallen und nicht instand gesetzt werden, Schafherden und die fast schon nicht mehr existierende traditionelle Landwirtschaft mehr und mehr verschwinden, während die Politiker wegschauen, anstatt dieser Entwicklung entgegenzutreten. Die öffentliche Verwaltung muss eine wirksame land- und forstwirtschaftliche Nutzung der

Wälder und garrigue fördern, welche die Beschäftigungsgrundlage unserer Landwirte und Maurer (margers) darstellt. In einer lebendigen und richtig genutzten Tramuntana wäre der unheilvolle Waldbrand von 2013 zweifellos weniger verheerend ausgefallen. Wir müssen zur Erhaltung unseres kulturellen Erbes die traditionellen Handwerke schützen. Wir fordern außerdem einschneidende Maßnahmen zum Küstenschutz, zur Erhaltung der Artenvielfalt im Meer und zur Wiederbelebung des traditionellen Fischfangs und seiner Ressourcen. Wir fordern, dass sich die öffentliche Verwaltung hier einbringt und die hierfür nötigen Mittel stellt. Zurzeit sind die ökonomischen und ­personellen Ressourcen definitiv nicht ausreichend.

5. Schluss mit Beeinträchtigung und Zerstörung

Wir wollen nicht, dass die Serra zum Freizeitpark irgendwelcher Gruppen wird. Seit Jahren kommt es immer wieder zu Beeinträchtigungen und Exzessen, von denen einige besonders schwerwiegend sind: Trotz eindeutiger und präziser Lärmschutzbestimmungen und Geschwindigkeitsbegrenzungen werden die Straßen in der Serra an vielen Tagen, vor allem an den Wochenenden, zur Rennstrecke für Gruppen von Motorradfahrern mit schweren Maschinen. Dies verstößt gegen das Gesetz und beeinträchtigt erheblich die Sicherheit und Ruhe der Bewohner, Besucher und eines Großteils der Tierwelt. All dies geschieht, ohne dass jemand etwas dagegen unternimmt. Daher fragen wir uns: Wie kann es sein, das so etwas erlaubt wird? An wen soll man sich richten, um Erklärungen zu verlangen? Etwas Ähnliches geschieht mit dem neuen Phänomen der Hubschrauber­flüge für Touristen, die zu schweren ­Schäden im Lebensraum vieler Vogelarten führen und eine beispiellose Lärmbelästigung und sogar einen Eingriff in die Privatsphäre vieler Anwohner darstellen. Dies sind nur zwei Beispiele der vielen Beeinträchtigungen, die den Interessen der Serra zuwiderlaufen und das Image der gesamten Insel schädigen.

6. Regulierung der neuen Freizeitaktivitäten

Neben dem traditionellen mallorquinischen Wander- und Trekkingtourismus steht die Serra unter zunehmendem Druck durch eine wachsende Zahl von Freizeitnutzern, die nicht zu der Gruppe der althergebrachten Ausflügler gehören: Trail-Läufer, Gelegenheits- und Wochenend-Wanderer, Mountainbiker, Hundebesitzer, Canyoning-Sportler, Kletterer, Höhlenforscher, Pilzsammler, Camper, Ausflugsboote usw. In vielen Fällen gibt es weder eindeutige ­Vorschriften noch Regelungen, die diese Aktivitäten betreffen, regulieren, definieren und gegebenenfalls ermöglichen oder begrenzen. Wir fordern eine gesetzliche Regulierung und konkrete und spezifische Verordnungen für die einzelnen Freizeitaktivitäten sowie personelle und materielle Ressourcen, um deren Einhaltung zu überwachen. Diese neuen, mehr oder weniger in jüngster Zeit entstandenen Freizeitangebote müssen mit der Erhaltung der Werte, der Biodiversität und der Identität der Tramuntana kompatibel sein. Es muss ein Bewusstsein dafür entwickelt werden, dass in der Serra nicht immer alles möglich ist.

7. Unterstützung der traditionellen Wanderbewegung

Das Kollektiv der einheimischen Ausflügler und Wanderer ist einer der größten Leidtragenden der jüngsten Massifizierung der Serra de Tramuntana. Zuvor war das Wandern auf Mallorca eine Aktivität, die in harmonischem Einklang mit der ­traditionellen Nutzung, den Bräuchen und den Grundeigentümern der Serra betrieben wurde. Leider hat der massive Anstieg der nicht-regulierten Freizeitnutzung und der Zahl der Wanderurlauber die traditionelle Wanderbewegung ernsthaft beeinträchtigt: Eine Vielzahl von Gutsbesitzern hat - mit dem Argument, dass sie damit ihre legitimen Rechte wahren - den Zugang zu ihren Grundstücken eingeschränkt oder ganz untersagt. Es ist an der Zeit, den unterschiedlichen Anforderungen und Erwartungen der traditionellen Wanderer, der Wander­urlauber und anderer Besucher der Serra Rechnung zu tragen. Wir bitten die öffentliche Verwaltung, dies anzuerkennen und dringend zum Wohle der traditionellen Wanderbewegung entschiedene Maßnahmen zu ergreifen, um mit den Gemeinden und Grundbesitzern über die Ausarbeitung eines umfangreichen Wegenetzes zu verhandeln, das öffentliche Wege genauso einschließt wie Wege auf Gemeindegrundstücken, Privatwege, deren öffentliche Nutzung reguliert ist, und Privatwege, deren Nutzung vereinbart wird. Wir fordern einen politischen Pakt, der dabei hilft, den Konflikt zwischen Ausflüglern und Grundbesitzern, der allen schadet, zu überwinden. Es muss wieder möglich sein, dass all jene von uns, die sich der Erhaltung der Serra verpflichtet fühlen, sie wieder in Harmonie genießen und erleben können.

8. Weiterentwicklung der Instrumente und Erfüllungen der Verpflichtungen zum Schutz der Tramuntana

Seit 2010 wird die Serra de Tramuntana durch drei wichtige Naturschutz-Instrumenten geschützt: Sie gilt als Schutzgebiet der Kategorie „Paraje Natural", gehört dem Netzwerk Natura 2000 an und wurde von der Unesco zum Welterbe erklärt. Alle drei Titel gehen einher mit Umwelt­management-Plänen mit klaren Vorgaben und Zielen, um aus der Tramuntana eine nachhaltige Natur- und Kulturlandschaft zu machen. Wegen Koordina­tionsschwierigkeiten zwischen den verschiedenen verantwortlichen Stellen und ungenügenden finanziellen und personellen Ressourcen werden diese Konzepte aber gegenwärtig in einer Vielzahl von Punkten missachtet. So dienen diese Instrumente bislang eher der Touris­muswerbung statt als Anleitung für einen wirksamen Schutz unserer Umwelt. Wir fordern unsere Politiker deswegen dazu auf, dass sie diese Instrumente tatsächlich aktivieren und das Management der Serra einer einzigen Stelle unterordnen, welche die Strategien vorgibt und die Anstrengungen effizient bündelt, um Doppelungen zu verhindern. Nur so können wir ein- für allemal von einem Schutz, der nur auf dem Papier besteht, zu einem tatsächlichen Schutz vor Ort übergehen.

Unterzeichnen im Internet:

salvarlatramuntana.com