Als er vor 25 Jahren in den Ruhestand ging, erfüllte sich Adi F. einen Traum - und lebte fortan auf dem Wasser. Zunächst ankerte er im Winter auf Ibiza und schipperte im Sommer durchs Mittelmeer. Vor etwa zehn Jahren kam der Deutsche dann nach Mallorca, in den Hafen von Arenal. Dort ist der 86-Jährige am Sonntag (3.5.) zusammen mit seiner 73-jährigen Lebensgefährtin Else auf seiner Motoryacht verbrannt. Die „Otaria“ hatte in den frühen Morgen­stunden Feuer gefangen und wurde für die beiden zur tödlichen Falle.

„Er wollte nie an Land sterben“, sagt ein Bekannter des Paares mit Spitznamen Flatty, der auf einem Segelboot in Port d‘Andratx lebt und oft in Santa Ponça neben der „Otaria“ ankerte. „Aber so tragisch hätte es nun wirklich nicht enden müssen.“ Laut Polizeiinformationen ist der Brand am Heck des Schiffes ausgebrochen, wo sich die Motoren und der Treibstofftank befinden. Dem derzeitigen Stand der Ermittlungen zufolge könnte ein Kurzschluss das Feuer entfacht haben. Möglicherweise sei die Elektronik veraltet gewesen, mutmaßt Flatty. „Doch an sich war das Schiff stabil und in gutem Zustand.“

Schiffe seien ohnehin für Brände sehr anfällig, sagt Herrmann B., ein guter Freund der Opfer. „Man denkt bei einem Boot zwar eher an Wasser und ans Ertrinken, aber der Kunststoff, die Polster und Matratzen - das brennt alles rasend schnell.“ Der Deutsche hat sein Boot ebenfalls im Club Náutico in Arenal liegen und wurde gleich am Sonntagmorgen, als die „Otaria“ noch in Flammen stand, von der Hafenverwaltung verständigt. „Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht mal, ob Adi und Else an Bord waren“, berichtet er. Erst als der Brand gegen 9.30 Uhr gelöscht war, bestätigte sich die schlimme Vermutung. Die Feuerwehr konnte nur noch die Leichen bergen. Nach Auskunft eines Hafenmitarbeiters soll die Frau auf der Treppe zum Deck gefunden worden sein. „Sie hätte es wohl noch fast ins Freie geschafft“, sagt Herrmann.

Die Überreste des Mannes hingegen wurden in der Koje gefunden, wo er offenbar tief und fest geschlafen hatte, als das Feuer gegen 6.15 Uhr ausbrach. Ge­storben sind beide offenbar an einer Rauchvergiftung, die genauen Todesumstände soll nun eine Obduktion ermitteln. Um die Brandursache zu klären, sicherten Beamte der Guardia Civil am Montag (4.5.) auf dem völlig ausgebrannten Boot weitere Spuren, der gesamte Anlegesteg 1 blieb abgesperrt.

Herrmann B. und seine Begleiterin sitzen währenddessen im Restaurant des Club Náutico. Adi hatte zwar gerade eine Knie-OP in Deutschland hinter sich, erzählen die beiden. „Aber ansonsten war er noch fit, und Else ist sogar noch Wasserski gefahren.“ Vergangenes Jahr seien die beiden im Sommer wochenlang an der Festlandküste unterwegs gewesen, diesen Sommer wollten sie mit dem Boot bis nach Griechenland.

Diese Hiobsbotschaft musste Herrmann B. am Sonntagvormittag auch der Tochter seines Freundes übermitteln. Die Frau setzte sich noch am selben Tag in den Flieger und reiste von Deutschland nach Palma. Gegenüber der Presse möchte sie sich nicht äußern. Ferrán Muniesa, der Direktor des Club Náutico, versichert indes, dass man ihr selbstverständlich bei allen bürokratischen Angelegenheiten, die nun anstünden, unter die Arme greifen würde. „Wir sind zutiefst betroffen. Die beiden waren seit etwa zehn Jahren bei uns, hier im Hafen kannte sie fast jeder“, sagt Muniesa.

Unter anderen Club-Mitgliedern und Wassersport-Fans, die um die Mittagszeit auf der Club-Terrasse sitzen, sorgt das Unglück am Montag für reichlich Gesprächsstoff - und durchaus auch für Beunruhigung. So manchen nämlich erinnert der Bootsbrand an einen ganz ähnlichen Fall, bei dem im Juli 2014 ein holländisches Paar im Hafen von Porto­colom auf seinem Segelboot in den Flammen umgekommen war. Der Brand war damals von einer Leuchtrakete ausgelöst worden, die eigentlich im Notfall gezündet wird, aufgrund eines technischen Defekts aber an Bord explodiert war.

„Null Risiko gibt es eben nicht, auf einem Boot kann immer etwas passieren“, sagt Segelyacht-Bewohner Flatty, der jedoch zugleich vor übertriebener Panikmache warnt. Auch an Land oder in der Luft gebe es schließlich keine absolute Sicherheit.