Die Hoteliers sind vorgewarnt. Die Atmosphäre beim Treffen mit der neuen Linkspartei Podemos am Dienstag (28.4.) war zwar herzlich. Doch Spitzenkandidat Alberto Jarabo stellte für den Fall eines Wahlsiegs der linken Parteien klar, dass man sich im Gegensatz zur bislang regierenden Volkspartei keine Gesetze von den großen Hotelketten „diktieren" lassen und nicht auf eine Ökosteuer für die Tourismusbranche verzichten werde.

Im Vorfeld des Wahlkampfs für den Urnengang am 24. Mai ist die sogenannte Ecotasa neben Wirtschaft, Krise und Erziehungs­system eines der beherrschenden Themen. Gleich drei Parteien haben sie ins Wahlprogramm aufgenommen - und verweisen auf die positiven Erfahrungen in zahlreichen Destinationen in ganz Europa. Wenn also nach den Wahlen ein neues Mitte-Links-Bündnis zustanden kommen sollte, müssten sich die Mallorca-Urlauber auf die Wiedereinführung der Abgabe einstellen, die bereits während des ersten Mitte-Links-Bündnisses (1999-2003) ein großes Streit­thema war und die deutsche Boulevardpresse auf den Plan gerufen hatte.

Die Pläne von Podemos

Am konkretesten sind die Forderungen von Podemos: Die Rede ist von 1 bis 2 Euro pro Urlauber auf den Balearen, die allerdings nicht pro Nacht, sondern pro ­Aufenthalt fällig würden. Kassiert werden sollte die Ecotasa bei der Ankunft am Flughafen - aber vielleicht wäre es ja auch möglich, sie direkt aufs Flugticket aufzuschlagen. Ausgenommen von der neuen Steuer wären die Residenten.

In eine ähnliche Richtung geht der Vorschlag des Links-Parteien-­Bündnisses Més per Mallorca. Wichtig sei, dass die Steuer nicht nur Hotelgäste, sondern alle Urlauber zahlen, heißt es. Die Einnahmen sollen nicht nur dem Umweltschutz, sondern auch der touristischen Infrastruktur zugute kommen - deswegen würde sich auch ein anderer Name als Ecotasa für die Steuer anbieten, so Spitzenkandidat Biel Barceló vor Kurzem im MZ-Interview.

Sehr viel weniger eindeutig sehen die Pläne der Sozialisten aus. Nach der Konfrontation mit den mächtigen Tourismus­managern vor 15 Jahren und der Rück­nahme durch die anschließend regierende Volkspartei nach dem Machtwechsel 2003 hatte Premier Francesc Antich die Ecotasa in der zweiten Mitte-Links-Regierung (2007-2011) in der Schublade verschwinden lassen. Spitzen­kandidatin Francina Armengol will sie nun wieder herausholen - aber nur, falls die für die Umsetzung des Wahlprogramms nötigen Einnahmen nicht auf anderem Weg in die Kasse gespült werden. Hintergrund ist die umstrittene und reform­bedürftige Regionenfinanzierung in Spanien, bei der die Balearen gemessen an der Einwohnerzahl besonders schlecht wegkommen.

Naheliegend ist die Ecotasa aus Sicht der Linksparteien auch deswegen, weil der Tourismus rund 80 Prozent des Bruttosozial­produkts auf den Balearen ausmacht und die starke Abhängigkeit von der Hauptsaison zudem hohe Investitionen in die Infrastruktur bedeutet, die auf die Auslastung im Sommer ausgelegt sein muss.

Die Befürworter der Abgabe verweisen besonders auf das ­Beispiel Katalonien - auch hier war der Widerstand der Hoteliers bei der Einführung im Jahr 2012 groß. Fällig werden heute je nach Ort in Katalonien zwischen 45 Cent und 2,50 Euro pro Nacht während der ersten Woche. In den vergangenen zwei Jahren wurden so 82 Millionen Euro eingenommen, die dem Marketing und touristischen Dienstleistungen zugute kamen. Heute ist beim Tourismusverband in Barcelona von einem kleinen Betrag die Rede, der dem Urlauber nicht weh tue, aber wichtige finanzielle Ressourcen erschließe. Seit Einführung der Steuer stieg die Zahl der Übernachtungen von 48 auf 50 Millionen - ein neuer Rekord.

Vorbild Deutschland

Angesichts der großen Zahl deutscher Mallorca-Urlauber verweisen Befürworter der Ecotasa auf Mallorca auch gerne auf die Beispiele in der Bundesrepublik. Eine Tourismusabgabe sei in vielen Regionen Deutschlands gang und gäbe, nur hier auf den Balearen werde sie von der Hotellobby schlechtgeredet, argumentiert etwa Barceló von Més per Mallorca. Neben der traditionellen Kurtaxe und der seit 2011 geltenden Luftverkehrsabgabe, die bei einem Abflug aus Deutschland fällig wird, gibt es auch ein Beispiel im klammen Berlin, wo seit 2013 fünf Prozent pro Übernachtung und Urlauber abgeführt werden müssen. Die Zahl der Touristen in der deutschen Hauptstadt stieg seitdem weiter an, im vergangenen Jahr um 6,5 Prozent.

Weitere Beispiele: In Paris werden pro Tag und Urlauber zwischen 20 Cent und 1,50 Euro eingezogen. Auch in Mailand, Venedig oder Rom wird eine Gebühr fällig, die bis zu 3 Euro pro Nacht betragen kann. Und in den USA wird sogar zweimal abkassiert - für die Einreise ins Land sowie für die Übernachtung in vielen Städten.

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