Der Festgenommene sitzt auf einem Stuhl im Polizeirevier Sant Ferran, die Hände sind mit Handschellen angekettet. Um ihn herum stehen mehrere Beamte. Plötzlich nähert sich einer dem Festgenommenen und tritt ihm in Nahkampfmanier mindestens zweimal ins Gesicht. Zu sehen sind auch Schläge - bevor ein weiterer Polizist die Sicherheits­kamera, die die Bilder aufnimmt, zur Seite dreht. Zu sehen ist ab jetzt nur noch die Wand.

Das Video wurde am Dienstag (19.5.) im Prozess gegen die vier aufgenommenen Beamten der Ortspolizei von Palma vor dem Oberlandesgericht gezeigt. Zu der Misshandlung war es in der Nacht auf den 26. Mai 2011 gekommen, das Opfer war wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden. Dem Hauptangeklagten droht eine vierjährige Haftstrafe, den weiteren Polizisten wegen unterlassener Hilfe­leistung jeweils ein Jahr.

„Ich habe die Nerven verloren", so der 41-jährige Prügelpolizist. „Mein Benehmen war nicht korrekt, das gehört sich nicht für einen Polizisten". Er wolle öffentlich um Entschuldigung bitten. Allerdings habe ihn der Festgenommene provoziert und ihn sowie seine Tochter bedroht. Die Nebenangeklagten argumentierten unterdessen, dass sie angesichts des plötzlichen Ausrasters ihres Kollegen nicht hatten eingreifen können, zudem habe er im Rang über ihnen gestanden.

Das Opfer dagegen, das unter Polizeischutz steht, stellte die Umstände anders dar. „Sie ­behandelten mich von Anfang an mies, ich wurde von mehreren Polizisten geschlagen." Statt ihm zu helfen, hätten sie ihn ausgelacht. Nach den Tritt an den Kopf habe er mehrere Wochen nicht richtig essen können.

Die Angeklagten sind nicht das erste Mal im Visier der Justiz. Ermittelt wird gegen den Haupt­angeklagten auch wegen Betrügereien bei Beförderungsprüfungen. Der Beamte wiederum, der die Kamera zur Seite drehte, wird beschuldigt, mit den Hells Angels an der Playa de Palma gemeinsame Sache gemacht zu haben.