Mit den steigenden Touristen­zahlen beginnt im Mai auch für die Unfallmediziner im Landeskrankenhaus Son Espases die Hochsaison. Nicht nur die Balkonstürze und Alkoholexzesse, sondern auch die Zahl der Auto- und Radunfälle sowie der Unfälle auf dem Wasser steigt sprunghaft an. Viele der eingelieferten Patienten sind sehr jung und überleben oft nicht - eine große emotionale Belastung für die Ärzte. „Der Mai hat heftig begonnen", sagt Javier Homar, Intensivmediziner. „Viele Patienten kommen nicht mal mehr zu uns. Sie sterben direkt am Unfallort."

Das Krankenhaus Son Espases sei das einzige, das für den sogenannten Código Trauma gerüstet ist, sagt Xavier González, der Chef der Chirurgie. Dies ist ein Notfall­protokoll, bei dem das Krankenhaus je nach Bedarf Notfallmediziner, Chirurgen und Radiologen einsetzen kann, die in enger Zusammenarbeit mit den Teams vom Notruf schnell und effizient Schwerverletzte behandeln können.

Entscheidend ist laut González die sogenannte hora de oro, die goldene Stunde. Dabei handelt es sich um den Zeitraum zwischen dem Unfall und ein oder zwei Stunden später, in denen der Patient lebenserhaltende und stabilisierende Maßnahmen erhalten muss. Von der Qualität der medizinischen Betreuung in diesem Zeitraum hängt nicht nur das Überleben, sondern auch die Schwere der Folgeschäden ab.

Die Einsatzleitung des Notrufs gibt dem Krankenhaus eine erste Einschätzung über die Art und die Schwere der Verletzungen. In Son Espases bereiten sich indes zwei Unfallmediziner, zwei Intensiv­mediziner, ein Chirurg, ein Radiologe und ein auf Bluttransfusionen spezialisierter Krankenpfleger vor. Zunächst geht es darum, den Patienten zu stabilisieren, dann wird er systematisch untersucht, um weitere Behandlungsschritte festzulegen.

146 solcher Fälle wurden vergangenes Jahr in Son Espases behandelt. Etwa 40 Prozent der eingelieferten Patienten standen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Ihr Durchschnittsalter war 43 Jahre, zu 82 Prozent handelte es sich um Männer. Besonders die Kommunikation mit den Angehörigen stellt für die Ärzte eine Belastungsprobe dar: „Trotz der sprachlichen Schwierigkeiten, weißt du, was die Eltern wissen wollen - und du siehst, wie sie reagieren, wenn du ihnen sagst, dass Ihr Kind sterben oder bleibende Schäden behalten wird."

Balconing: Bereits sechs schwere Stürze im Mai

Bereits sechs Menschen sind in der ersten Monatshälfte gestürzt, vier davon alleine in Magaluf. Drei davon endeten mit schweren Verletzungen, ein Mann starb. Zudem gab es einen Verletzten in Palmanova und einen Toten in Santa Ponça.

Vergangenen Freitag verstarb ein 30-Jähriger bei einem Sturz im Treppenhaus einer Wohnanlage in Magaluf. Er erlitt schwere Kopfverletzungen und einen ­Kreislaufstillstand und starb noch am ­Unfallort.

In der gleichen Nacht stürzte ebenfalls in Magaluf ein Engländer in den frühen Morgenstunden aus dem zweiten Stock eines Hotels und zog sich schwere Verletzungen zu. Der Mann hatte versucht, über die Balkone in ein anderes Zimmer zu kommen. Er musste vor Ort reanimiert werden und wurde danach ins Krankenhaus Son Espases gebracht.

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