Dass an Mallorcas Stränden in diesem Sommer besonders viel Plastik­müll und anderer Unrat angeschwemmt wird, hat nicht nur weit über die Inselgrenzen hinaus für Negativschlagzeilen gesorgt. In Deutschland weckte das leidige Thema zugleich den Erfindergeist: Ein Maschinenbauer aus München und ein Schiffbauingenieur aus Köln sind davon überzeugt, dass die von ihnen entwickelten Techniken dem Problem Herr werden könnten.

Die Lösung, die der Bayer Christian Höckenreiner vorschlägt, scheint durchaus ausgereift - die von ihm erfundene Reinigungsmaschine namens „Beachtech Marina" wird schließlich schon seit zwei Sommern an den Stränden von Antalya an der türkischen Mittelmeerküste getestet. „Von dort möchte ich sie nun aber abziehen, aufgrund der politischen Lage", sagt der Ingenieur. Nachdem er von Mallorcas Müllproblemen gelesen hatte, war Höckenreiner auch schnell klar, wo sein Prototyp in der kommenden Saison zum Einsatz kommen könnte: auf der Lieblingsinsel der Deutschen. „Ich finde es ja schon interessant, dass die Gemeinden offenbar gar nichts gegen das Problem tun", sagt er im Gespräch mit der MZ.

Das Vehikel, das der Münchner Anfang 2014 von der Firma Kässbohrer erworben und so ­umgebaut hat, dass es Strandabfälle aufnehmen kann, ohne den Sand abzutragen, könne unter optimalen Bedingungen in einer Stunde an die 2.000 Quadratmeter reinigen, verspricht der Maschinenbauer. Allerdings hänge die Leistung der Maschine natürlich vom Verschmutzungsgrad und der Beschaffenheit des Strandes ab: je dreckiger und feuchter der Sand, desto mühsamer.

Bedacht hat Höckenreiner außerdem, dass bei Badegästen neben dem Müll am Strand vor allem das in Küsten­nähe im Meer treibende Plastik für Unmut sorgt. „Wir erproben gerade ein Technik, womit die Maschine auch noch die ersten paar Meter Wasserfläche mitreinigen kann." Sollte das klappen, könnten dem Prototyp weitere Modelle folgen.

Die Erfindung von Schiffbauingenieur Michael Goworek, der an der Fachhochschule Köln Maschinenbau lehrt, existiert bisher nur auf dem Papier. Doch gegen die Plastikschwemme im Mittelmeer könnte sie vermutlich mehr ausrichten als eine Reinigungsmaschine an Land. Es handelt sich dabei um einen Siebcontainer, der auf ein mit einer Wasserpumpe ausgerüstetes Schiff gesetzt wird, das den Plastikmüll „wie ein großer Staubsauger" aus dem Meer holen könnte. Der Vorteil dieser Methode sei, dass nicht nur der Unrat, sondern auch das Wasser aufgenommen, der Müll herausgefiltert und das Wasser wieder ins Meer gepumpt werde, erklärt Goworek. „Anders als die Müllboote auf

Mallorca, die den Müll nur abfischen, könnte so ein Schiff auch bei starkem Seegang eingesetzt werden."

Im Prinzip also eine super Sache - „wenn man Geld damit verdienen könnte", muss Goworek sich eingestehen. Bisher jedoch habe kein Unternehmen Interesse an seiner Idee bekundet, auf die er 2013 in Deutschland ein Patent angemeldet hat. Wobei es dem Tüftler gar nicht um die wirtschaftliche Ausbeute gehe, wie er betont, sondern allein darum, dass die Meere sauberer werden. „Mir würde es reichen, wenn ich meinen Enkeln sagen kann: Ich habe einen Beitrag dazu geleistet."

Christian Höckenreiner beschäftigt indes die Frage, wie er nun die Inselverantwortlichen vom Nutzen seiner Maschine überzeugen könnte. Neben Verträgen mit einzelnen Gemeinden sei auch eine direkte Zusammenarbeit mit Hotels denkbar. „Aber das muss man vor Ort klären." Demnächst will er deshalb auf die Insel kommen und die Werbetrommel für seine Erfindung rühren.