Gegen 20.15 Uhr am Dienstagabend (28.4.) hatten die Passagiere und Besatzungmitglieder der am Nachmittag in Brand geratenen Fähre "Sorrento" wieder festen Boden unter den Füßen. An Bord "Puglia" wurden 143 Menschen in den Hafen von Palma de Mallorca gebracht. Weitere 15 Personen waren zuvor per Hubschrauber gerettet worden, fünf mussten leichtverletzt ins Krankenhaus gebracht werden.

Das Unglück ging also noch einmal glimpflich aus für die 112 Passagiere und 46 Besatzungsmitglieder. Und dennoch saß der Schock bei vielen tief: "Es war das Schlimmste, was ich in meinem Leben erlebt habe, und das war so einiges", sagt León, ein Spediteuer, der auf der Trasmediterránea-Fähre von Palma nach Valencia unterwegs war. Dann schildert er die Odyssee, die er und die anderen durchmachen mussten, nachdem auf dem Schiff gegen 14 Uhr ein Feuer ausgebrochen war. "Die Flaschenzüge, mit denen sie unser Rettungsboot ablassen wollten, funktionierten nicht richtig. Die Matrosen zogen das Boot deshalb immer wieder nach oben und nach unten, während die darin sitzenden Leute schrien und sich übergeben mussten." Auf offener See - zu dem Unglück war es rund 18 Seemeilen vor der Insel Dragonera an der Westküste von Mallorca gekommen - erschwerte der hohe Wellengang die Rettungsaktion. Um auf die "Puglia" zu gelangen, hätten sie außerdem eine 15 Meter hohe Strickleiter hochklettern müssen, berichtet León.

Passagier Alfredo Bermejo, der die Route Palma-Valencia fast täglich absolviert, hatte der Feueralarm beim Mittagsschlaf überrascht. "Anfangs hielt ich es für einen Witz, doch dann rannten wir ans Deck und ich dachte: hier kommen wir niemals lebend raus", erzählt er. Während die Flammen aus den Schiffsluken drangen, platzten auf den Parkdecks die Reifen der brennenden Autos und Lastwagen. Ein 58-jähriger Spediteur, der nach eigenen Angaben nicht schwimmen kann, verspürte während der ihm endlos lange vorkommenden Stunde, die die Passagiere auf der brennenden Fähre ausharren mussten, Todesangst. "Die Besatzung versuchte, uns zu beruhigen, aber es gab einige Schwierigkeiten beim Ablassen der Rettungsboote", bestätigt auch er.

Stunden später an der Westmole im Hafen von Palma angekommen wurden die Geretteten von einem Großaufgebot an Helfern des Roten Kreuzes und des Rettungsdienstes sowie von Psychologen empfangen. Anschließend wurden sie mit Bussen in einen Bereich gebracht, wo bereits viele Angehörige warteten. Ebenfalls anwesend waren Balearen-Premier José Ramón Bauzá, Palmas Bürgermeister Mateo Isern sowie eine große Zahl von Journalisten. Passagiere, die nicht auf Mallorca wohnen, wurden in einem Hotel an der Playa de Palma untergebracht. Für Angehörige wurde die Hotline +34-971 70 73 02 eingerichtet. /sts