Es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis man auch die Inselhauptstadt erreichen würde, sagt Pedro Font, einer der Inhaber der aus Manacor stammenden Supermarktkette Hipercentro. Dass es nun soweit ist, macht den mallorquinischen Unternehmer, dessen Imperium bereits rund 40 Filialen auf Mallorca, Menorca und den Kanarischen Inseln umfasst, trotzdem ein bisschen stolz. „Wir setzen auf lokale Produkte und bieten den Kunden eine Alternative zum Angebot der nationalen und internationalen Discounter", erklärt er.

Entstehen soll Palmas erster Hipercentro-Markt im Gewerbegebiet Son Malferit zwischen Manacor-­Schnellstraße und Flughafenautobahn. Auf dem Grundstück in Sichtweite zum Frauengefängnis sind die Bagger bereits in vollem Gange. Wenn alles nach Plan läuft, wolle man an Weihnachten eröffnen, sagt Font. Komme der neue Supermarkt bei der Kundschaft in Palma gut an, sollten eigentlich schon im kommenden Jahr weitere Filialen im Stadtgebiet folgen. Zeitgleich wolle man in den Südwesten der Insel expandieren und auch die Gemeinden Calvià und Andratx erobern.

Doch diese Pläne wurden nun vom soeben verhängten Moratorium (siehe Kasten) durchkreuzt. Denn das hindert neben großen ausländischen Ketten auch Lokalmatadore wie Hipercentro an der weiteren Ausbreitung auf der Insel. 700 Quadratmeter sei zwar für Filialen auf den Dörfern ausreichend. In Palma und gut frequentierten Urlaubergebieten würde man hingegen gerne größere Läden ansiedeln, sagt Pedro Font. „Ideal ist diese Einschränkung nicht, aber wir werden sehen, wie wir uns damit arrangieren können", zeigt sich der Mallorquiner fast schon einsichtig.

So versöhnliche Worte findet Antonio Jiménez, der Spanien­leiter der auch in Palma vertretenen Anwaltskanzlei „Monereo Meyer Marinel-lo", nicht. „Den Hahn zuerst volle Pulle aufzudrehen, um ihn dann vollkommen unvermittelt wieder zu schließen, ist schlecht für Wirtschaft und Investoren", kritisiert der Jurist das Moratorium. Nachdem die einst sehr restriktive Regelung 2011 gelockert worden war, habe ein regelrechter Run auf die Insel eingesetzt, es kamen Media Markt, Bauhaus, Brico­depot. „Die dachten sich alle: jetzt oder nie", sagt Jiménez. Gerade deshalb dürften sich die Auswirkungen des Neuansiedlungsstopps für Großmärkte nun aber auch in Grenzen halten. „Die meisten sind nun ja schon da." Und auch wer die nötigen Baugenehmigungen bereits in der Tasche habe, dürfe geplante Projekte natürlich noch zu Ende bringen. Nicht mehr weiter expandieren könnten hingegen deutsche Discounter wie Lidl und Aldi, da diese Jiménez zufolge Verkaufs­flächen mit einer Größe von 1.000 bis 15.000 Quadratmetern benötigten.

Gerade nochmal Glück hatte da offensichtlich das schwedische Möbelhaus Ikea, in dessen Palma-Filiale vor einigen Woche umfassende Bauarbeiten begonnen haben. Die Genehmigung für den 8,3 Millionen Euro teuren Umbau hat die Bauabteilung in Palmas Rathaus bereits im März erteilt. Die bisher genutzte Fläche von 13.000 Quadratmetern soll dabei zwar nicht vergrößert werden. Allerdings sei eine Neuordnung der Verkaufs- und Lagerräume vorgesehen, heißt es aus dem Rathaus. Ob auf dem Parkplatz, wo derzeit eine Baugrube ausgehoben wird, tatsächlich ein Neubau entsteht, wollte Ikea Mallorca allerdings nicht bestätigen.

Unklar ist ebenfalls, wie es mit der im Malferit-Gewerbegebiet geplanten freien Tankstelle weitergeht. Eine Tafel weist zwar bereits prominent auf das Projekt eines mallorquinischen Unternehmers hin, auch Bagger sind schon am Werke. Angeblich gibt es aber noch Unstimmigkeiten beim Grundstückserwerb.

Fest steht indes, dass es im Gewerbegebiet Son Malferit ruhig werden dürfe, wenn der umgebaute Ikea und die drei, vier anderen Neubauten, die derzeit entstehen, fertig sind. Denn die Boomjahre in diesem polígono, wo seit einigen Jahren eine Neueröffnung die nächste jagte, sind vermutlich erst einmal vorbei.

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