Menschliches Versagen hat in den Augen des balearischen Verkehrsministeriums zu dem Zugunglück geführt, bei dem am vergangenen Donnerstag (15.11.) ein 79-jähriger Autofahrer auf einem Bahnübergang in einem Vorort von Palma de Mallorca überrollt und tödlich verletzt worden war. Wie ein Sachverständigengutachten ergeben hat, soll der Lokführer trotz der Anweisung, wegen einer Störung "auf Sicht" zu fahren, mit über 50 Stundenkilometern unterwegs gewesen sein. Dies sei zu schnell gewesen, sodass er nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte, als der Mann mit seinem Wagen auf die Gleise fuhr, heißt es.

Allerdings konnte der Autofahrer nur deshalb überhaupt auf die Schienen gelangen, weil die Schranken an dem Bahnübergang bei Verge de Lluc geöffent war, obwohl ein Zug herannahte. Hierzu erklärte Verkehrsminister Joan Boned, dass die Schranke sich automatisch schließe und nach einer bestimmten Zeit wieder öffne. Im besagten Fall hatte der Zug aber Verspätung, offenbar wegen einer Weichenstörung, sodass die Schranke bereits wieder offen war, als der Zug den Bahnübergang passierte. Das Unglück hätte trotzdem noch verhindert werden können, wenn das für solche Fälle gedachte Warnsystem funktioniert und den Lokführer mittels Licht- und Akustiksignalen auf das Problem der geöffneten Schranken aufmerksam gemacht hätte. Dies war aber offensichtlich ebenfalls ausgefallen.

Der Lokführer hat bisher keine Erklärung zu dem Unglück abgegeben. Die Ergebnisse des Gutachtens seien deshalb noch kein hundertprozentiger Beweis für die Schuld des Lokführeres, teilte das Verkehrsministerium am Dienstag (17.11.) mit. Wer für den Unfall verantwortlich sei, müsse am Ende ein Gericht klären.

Dass es an Bahnübergängen auf Mallorca zu Zwischenfällen kommt, ist nicht neu. Einem Bericht der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca“ zufolge soll es bereits in der vergangenen Woche Probleme mit der Schrankenanlage im Bahnhof von Consell gegeben haben. Dort blieben die Schranken geschlossen, obwohl überhaupt kein Zug kam. Erst als einer der betroffenen Autofahrer, die gezwungen waren, einen Umweg zu fahren, die Eisenbahngesellschaft anrief und auf die Störung hinwies, habe sich ein Techniker der Sache angenommen. /sts