Sechs mutmaßlich führende Köpfe der sogenannten Gastro-Mafia sind am Donnerstagnachmittag (17.12.) in Untersuchungshaft genommen worden. Die Festgenommenen werden beschuldigt, die Angestellten eines ganzen Netzwerks von Bars, Restaurants, Eisdielen und Cafes in Palma und Marratxí unter ausbeuterischen Bedingungen beschäftigt zu haben. Der Richter entschied nach dem Verhör, die Beschuldigten erst einmal ohne die Möglichkeit einer Kaution in Haft zu behalten.

Unter den Vorgeladenen befand sich auch Juan S.G., offenbar der Chef des Netzwerks. Ihm gehören rund 30 Unternehmen im Bereich der Gastronomie auf der Insel. Seine Frau und drei Teilhaber wurden ebenfalls verhört. Acht weitere Beschuldigte wurden nach der Befragung durch den Richter unter Auflagen wieder freigelassen.

Außerdem ordnete der Richter an, 30 der betroffenen Lokale in Palma und einem Einkaufszentrum in Marratxí zu schließen. Die meisten liegen in der Altstadt von Palma, darunter auch das Diplomatic direkt gegenüber des Balearen-Parlaments. Dort nahmen viele Politiker und Journalisten ihr Frühstück ein.

Die Zustände in den betroffenen Lokalen kamen nach einer groß angelegten Razzia am Montag (14.12.) ans Licht. Die Polizei wurde unter anderem auf die Arbeitsbedingungen der Angestellten aufmerksam. Diese sahen 70-Stunden-Wochen und Monatsgehälter von 600 Euro vor. Viele Beschäftigte hatten zudem keinen Vertrag. In einem Fall soll es auch zu Aggressionen gegenüber einem Mitarbeiter gekommen sein, der gegen die Arbeitsbedingungen protestiert hatte.

Der Razzia waren monatelange Ermittlungen vorausgegangen, die in der Folge von zahlreichen Anzeigen eingeleitet worden waren. Die Bilanz der Razzia, an der mehr als 100 Beamte beteiligt waren: 14 Festnahmen, 25 Inspektionen, acht Hausdurchsuchungen sowie die Beschlagnahmung von Dokumenten und rund 500.000 Euro Bargeld. Ermittelt wird wegen Verstößen gegen Arbeitnehmerrechte, Dokumentenfälschung, Steuer- und Sozialversicherungsbetrug sowie auch Bildung einer kriminellen Vereinigung. /jk/ff