In Palmas Küstenvorort Cala Major hat am Freitag (1.4.) das weltweit erste Joan Miró-Museumshotel eröffnet, das dem weltbekannten Mallorca-Künstler gewidmet ist. 28 Original-Werke hängen in der Vier-Sterne-Herberge auf Mallorca, dazu ist jedes der 97 Zimmer mit einem Kunstdruck aus dem üppigen Repertoire des Meisters des Surrealismus und der Abstrakten Kunst versehen.

„Wir hätten dieses Hotel auch in New York, Paris oder Rom aufmachen können und die Leuten hätten uns die Bude eingerannt", sagt Joan Punyet Miró, ein Enkel des berühmten Malers, auf den die Idee zurückgeht. „Aber mein Großvater sagte immer: Dem Mutigen gehört die Welt." Deshalb habe man sich bewusst für das heruntergekommene Cala Major entschieden - zumal sich der 1893 in Barcelona geborene Maler vor 60 Jahren in eben diesem Viertel niedergelassen hatte. „Damals war das noch ein wahrhaftes Paradies zwischen Meer und Mandelbäumen, das war die Toskana auf Mallorca", erzählt Punyet. Doch mit den Jahren kam der Verfall, als Miró 1983 starb, war er bereits deutlich zu spüren. Es sei somit höchste Zeit, wieder auf Kunst und Schönheit zu setzen, sagt sein Enkel, der das Schaffen seines Großvaters mit dem Hotel auch den Menschen aus der Nachbarschaft näher bringen will.

Dass das Themenhotel tatsächlich Realität wurde, ist der Freundschaft zur Hoteliersfamilie Vich zu verdanken. Sie hatte 2004 das Drei-Sterne-Hotel Dalí übernommen - in dem Punyet ein Jahrzehnt später mit einem Miró-Katalog aufschlug. Aber was hat Miró bei Dalí zu suchen, soll Juniorchef Javier Vich zunächst skeptisch gefragt haben. Das wäre schließlich wie Äpfel und Birnen zu vermischen. Dann aber besann sich der Hotelier eines Besseren. „Wir setzen nur auf Miró."

Nachdem die Zimmer und die Hotelfassade bereits im vorvergangenen Winter modernisiert wurden, folgte Anfang dieses Jahres noch die Neugestaltung im Innenbereich. Joan Punyet Miró wählte 28 Werke aus seiner Privatsammlung aus, die nun Rezeption, Lobby und Speisesaal zieren. Zu jedem Bild verfasste der Miró-Nachfahre Erklärtexte in Spanisch und Englisch. Das Personal indes ist für Anfängerfragen ebenso gewappnet wie für Diskussionen mit ausgewiesenen Kunstkennern, die beispielsweise über Mirós dadaistische Phase oder seine verstörenden Spätwerke plaudern möchten. Punyet persönlich hat sich ein Jahr Zeit genommen, um mit den 25 Mitarbeitern alle wichtigen biografischen Eckdaten und die verschiedenen Schaffensphasen des Künstlers durchzupauken.

Schon beim Einchecken bekommt jeder Gast eine Gratis-Eintrittskarte für die nur 100 Meter Luftlinie entfernte Joan Miró-Stiftung. Um den Museumsbesuch zu erleichtern, bietet das Hotel einen Bus-Shuttle und eine Kinderbetreuung inklusive Mal-Workshops an, damit Eltern die Werke auf Wunsch auch in aller Ruhe besichtigen können. Mit dem neuen Konzept soll das Hotel, das bisher nur von März bis Oktober öffnete, zum ganzjährigen Gästemagnet auf Mallorca werden, erhofft sich Seniorchef Juan Vich. /sts