Wer auf Mallorca beim Discounter einkauft, kann regelmäßig Neuerungen feststellen: ein neues Gebäcksortiment mit einem Selbstbedienungsmodus, den sich Neulinge von erfahrenen Einkäufern erklären lassen. Ein Kassenleitsystem in Form einer Computerstimme, die per Lautsprecher die Kunden über die Öffnung und Schließung der cajas informiert. Überdachte Parkplätze, die je nach Jahreszeit vor der prallen Sonne oder dem Regen schützen. Sogar Hintergrundmusik mit aktuellen Chart-Titeln wird bereits in einigen Lidl-Filialen abgespielt.

Kein Wunder, schließlich ist der Wettbewerb unter den deutschen Discountern, der andernorts schon lange zum Alltag gehört, seit inzwischen einem Jahr auch auf Mallorca angekommen. Der Einzelhandelskonzern Aldi hatte mit gleich sechs Filialen den Sprung nach Mallorca gewagt und versucht seitdem, dem Platzhirsch Lidl mit seinen inzwischen 14 Insel-Filialen in die Parade zu fahren.

Achim Becker, Bereichsleiter Balearen bei Lidl, zeigt sich jedoch bislang wenig beeindruckt. In Spanien wie auch auf den Inseln laufe das Geschäft gut, und „diese positive Tendenz auf den Balearen wurde durch Aldi nicht negativ beeinflusst". Der Markt dürfte insgesamt gewachsen sein. „Konkurrenz belebt das Geschäft, wir sind da ganz flexibel."

Und wie lief es bei Aldi? Der in der Vergangenheit stets diskrete Konzern, der im vergangenen Jahr zur Eröffnung auf Mallorca eine große Werbekampagne inklusive Journalisten-Verköstigung gestartet hatte, will sich auf Anfrage der MZ derzeit nicht äußern - in Zukunft aber gerne wieder, heißt es bei der zuständigen Presseagentur.

Die beiden Konzerne verfolgen bei ihren Geschäften auf der Insel unterschiedliche Strategien: Während Lidl seine Filialkette nach und nach aufbaute, setzte Aldi auf den großen Paukenschlag. Der Discounter, für dessen Spanien-Engagement in Deutschland Aldi Nord zuständig ist, umschwärmte zudem von Anfang an die einheimischen Kunden mit Insel-Produkten, setzte auf eine durchgehende Beschilderung der Geschäfte auf Mallorquinisch und schnitt auch seine Werbekampagne auf die einheimischen Medien zu. Einen deutlichen Schwerpunkt legte der Discounter zudem auf ein großes Bio-Sortiment. Auch wenn so mancher Mallorquiner den Neuzugang so erst einmal für einen Bio-Laden hielt, finden sich in den Regalen dann doch auch deutsche Produkte wie Buttermilch, Apfelsaftschorle oder Knoppers.

Becker von Lidl spricht dagegen vom Effekt der Internationalisierung. „Der mallorquinische Kunde ist es gewohnt, internationale Produkte zu kaufen." Deutsche Artikel seien bei vielen Einheimischen beliebt, spanische Produkte umgekehrt bei den Deutschen erfolgreich, die dann doch lieber den Serrano- statt den Schwarzwälder Schinken in den Einkaufswagen legten. Letztendlich funktionierten viele Artikel nur, wenn beide Zielgruppen zugriffen. Hinzu kommen Anpassungen je nach Saison und Standort. „In Touristengebieten tragen wir der deutschen Präsenz Rechnung", so Becker, „das machen wir an der Costa Brava aber auch so." Bio-Produkte seien im übrigen nichts Neues für Lidl, jedoch müsse man in Spanien eine andere Preissensibilität berücksichtigen als in Deutschland.

Dass man sich einen Modernisierungswettbewerb mit dem Konkurrenten liefert, bestätigt Becker nur zum Teil. Neuerungen in den Filialen würden ohnehin oft nicht zeitgleich eingeführt, sondern zunächst in der Regel an neuen Standorten umgesetzt. Angesichts der neuen Konkurrenz seien deswegen in Filialen in unmittelbarer Nähe zum Mitbewerber mitunter ohnehin geplante Maßnahmen vorgezogen worden.

Spanienweit liegt Lidl mit inzwischen 535 Filialen auf dem vierten Platz der Supermärkte, vor Aldi mit 250 Filialen. Dass beide Discounter auch auf Mallorca weiter expandieren wollen, ist ein offenes Geheimnis - jedoch erschwert dies ein mittlerweile von der balearischen Linksregierung beschlossene Moratorium für Geschäfte mit mehr als 700 Quadratmetern. Bei Lidl ist zumindest eine neue Filiale spruchreif, die noch zuvor beantragt wurde, und zwar in Can Domenge, in der Nähe der Palma Arena. Bis zum Sommer sollen die Bauarbeiten beginnen. Vom Mitbewerber weiß man, dass er inselweit seine Fühler nach weiteren Standorten ausgestreckt hat. Die Insellage verkompliziert schließlich die Logistik - und je mehr Mallorca-Filialen, desto besser dürfte die künftige Bilanz aussehen.