Mindestens einer der auf Mallorca wegen mutmaßlicher Korruption angeklagten Ortspolizisten soll Prozente der Beute einer Bande von Taschendieben an der Playa de Palma eingesteckt haben. Das geht aus der Begründung des Beschlusses hervor, mit dem Ermittlungsrichter Manuel Penalva die Untersuchungshaft für einen Beamten angeordnet hat.

Wie aus dem von der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" am Mittwoch (4.5.) zitierten Bericht hervorgeht, soll ein im Stadtteil Coll d'en Rebassa eingesetzter Ortspolizist mit einer Bande von rumänischen Dieben gemeinsame Sache gemacht haben. Die Anklage beruht auf den Zeugenaussagen von Kollegen und von dem als "El Ico" bekannten Sohn der ehemaligen Drogenbaronin "La Paca", der in dem Fall gegen die Ortspolizei ausgesagt hat.

Der Polizeibeamte mit den Initialien J.V.C. soll über bevorstehende Hausdurchsuchungen, Razzien oder die Identität von Zivilbeamten informiert haben. Für jede dieser Informationen habe er, den vorläufigen Ermittlungen zufolge, 50 Euro kassiert. Außerdem habe er als Gegenleistung teure Kleidung, Parfüm oder Drogen entgegengenommen.

Der beschuldigte Polizist gab sich anscheinend nicht allzu große Mühe, seine Geschäfte zu verbergen. Kollegen seien bei einem gemeinsamen Abendessen Zeugen eines Telefongesprächs geworden. Einer der Schützlinge des mutmaßlich korrupten Polizisten habe angerufen, weil er beim Diebstahl von teuren Alkoholika ertappt worden war. Durch einen Anruf habe der nun Beschuldigte die Freilassung des Diebes bewirkt und vor den anwesenden Kollegen geprahlt: "Morgen werden wir guten Champagner trinken!"

Demselben Polizisten wird vorgeworfen, sich außerhalb der Dienstzeit als Türsteher vor Nachtlokalen betätigt zu haben, um anschließend einen Teil der Einnahmen zu kassieren. Bei diesem lukrativen Nebenjob soll er mehrmals die Dienstwaffe benutzt haben, um Konflikte zu regeln, behaupten Augenzeugen.

Wegen des Korruptionsskandals um die Ortspolizei von Palma sitzen mehr als ein Dutzend Polizisten in Untersuchungshaft. Unter anderem wird ihnen vorgeworfen, im großen Stil Unternehmer des Nachtlebens an der Playa de Palma sowie an weiteren Vergnügungsmeilen erpresst zu haben. Auch gegen Mitarbeiter der Stadtverwaltungen in Palma und Calvià wird ermittelt. Zuletzt wurde am Dienstag (3.5.) ein Abteilungsleiter des Rathauses Palma festgenommen, der unrechtmäßig Betriebsgenehmigungen verzögert haben soll. /tg