Die spanische Nationalpolizei hat am Dienstagmorgen (19.4.) auf Mallorca einen 26-jährigen Mann festgenommen, der verdächtigt wird, in engem Kontakt mit dem Terrornetzwerk Daesh (Islamischer Staat, IS) zu stehen. Der in Palma lebende Marokkaner soll über soziale Netzwerke im Internet Freiwillige für Terroranschläge angeworben haben.

Der Mann, der laut Polizei eine "eindeutige Bedrohung der nationalen Sicherheit" darstelle, wurde nach einer mehrstündigen Hausdurchsuchung am Mittag abgeführt. Die Nationalpolizei beschlagnahmte in der Wohnung im Carrer Santa Florentina 53 in Palmas Migrantenviertel Son Gotleu mehrere Computer, Tablets und kleinere Mengen Drogen.

Hintergrund: Son Gotleu - vom Arbeiterviertel zum sozialen Brennpunkt

Bei den Aktivitäten im Internet soll sich der Mann insbesondere an Personen gewendet haben, die am Rande der Gesellschaft stehen, um sie für das islamistische Terrornetzwerk anzuwerben. Unter seinen Kontakten seien auch Minderjährige gewesen. Er hätte für Terroranschläge geworben und Reisen in Konfliktgebiete in Syrien und Irak vermittelt, um sich dort dem sogenannten "Islamischen Staat" anzuschließen.

Wie die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" unter Berufung auf das spanische Innenministerium berichtet, habe der Mann außerdem in engem Kontakt mit Terroristenführern in Syrien gestanden. Mit ihnen habe er die Ankunft neuer Kämpfer und die Vorbereitung von potenziellen Terroranschlägen in Spanien koordiniert.

In der Straße Santa Florentina versammelten sich seit den frühen Morgenstunden Anwohner, Schaulustige und Journalisten, um die mehrstündige Polizeioperation zu beobachten. Gegen 7 Uhr morgens habe er "klirrende Scheiben" gehört und wie die Polizei "die Tür aufgebrochen hat", erklärt ein Hausnachbar. Beim Blick durch den Türspion sei dieser verdeckt gewesen. Als er daraufhin die Tür habe öffnen wollen, hätte ihn die Polizei davon abgehalten.

Dem Nachbarn zufolge wohnte der Verdächtige zusammen mit seinen Eltern und zwei kleineren Schwestern in der Wohnung. Gesprochen hätten sie mit niemandem. Nur der Vater der Familie hätte den Kontakt zum Vorsitzenden der Anwohnervereinigung gehalten, erklärte der Nachbar gegenüber dem "Diario de Mallorca."

Eine weitere Nachbarin aus demselben Haus berichtet, wie die Familie, als diese "vor rund einem Jahr" in die Wohnung eingezogen sei, zunächst alle Fenster habe vergittern lassen. "Sie renovierten die Wohnung und brachten an allen Fenstern Gitter an", erklärt die Frau, die unmittelbar über dem Verdächtigen wohnt. "Ich habe nichts gesehen. Ich kannte sie kaum. Sie wirkten wie normale Leute. Zwei- oder dreimal waren sie bei mir, um sich zu beschweren, weil ich zu laut war", berichtet dieselbe Nachbarin. Auch den jungen Mann, der nun verhaftet wurde, habe sie nur zwei- oder dreimal abends gesehen.

Der Verdächtige sei kein Moschee-Gänger gewesen, berichten marokkanische Anwohner aus Son Gotleu. In dem Viertel gibt es zwei Moscheen, der nun Festgenommene habe keine der beiden besucht, erklärten mehrere Nachbarn. Der Vorsitzende der Moschee At-Tauhid, El Arbi Haddouti, erklärte gegenüber dem "Diario de Mallorca", dass er in den vergangenen Monaten keinerlei Zeichen von Radikalismus in seiner Gemeinde bemerkt hätte.

Die Familie - so berichten Landsleute aus Son Gotleu - sei vor etwa einem Jahr aus dem Stadtviertel Es Rafal nach Son Gotleu gezogen. Der Vater hätte einfache Gelegenheitsarbeiten angenommen und zum Beispiel Altmetall eingesammelt. "Die Eltern sind einfache und gute Leute", berichtet ein Nachbar. Der 26-jährige Sohn hätte kaum Kontakt zur Nachbarschaft gehabt. /tg