Mit den Abschlussplädoyers der Verteidiger ist der Nóos-Prozess auf Mallorca am Dienstag (14.6.) in seine letzte Phase gegangen. Für die Mitangeklagte Infantin Cristina, Schwester des spanischen Königs Felipe VI., plädierte Verteidiger Pau Molins auf Freispruch. Gleichzeitig forderte er das Gericht auf, eine Geldstrafe gegen die Vereinigung Manos Limpias zu verhängen, die in dem Prozess als Nebenkläger auftrat und als einzige die Anklage gegen die Infantin aufrecht erhalten hatte. Manos Limpias hatte eine achtjährige Haftstrafe gefordert, obwohl die Staatsanwalt auf Freispruch plädiert.

Auch die Verteidiger von Cristinas Ehemann Iñaki Urdangarin und dessen ehemaligen Geschäftspartners Diego Torres beteuerten die Unschuld ihrer Mandanten und plädierten auf Freispruch. Die Staatsanwaltschaft hatte am Freitag 19,5 Jahre Haft für Urdangarin und 16,5 Jahre für Torres gefordert.

Nóos-Prozess: die Hintergründe

Den Angeklagten wird vorgeworfen, mit dem formal gemeinnützigen Institut Nóos öffentliche Gelder in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Urdangarin und Torres verdienten mit überteuerten Veranstaltungen etliche Millionen Euro, die dann in einem Firmengeflecht verschwanden. Aus den Einkünften wurden auch private Ausgaben der Familie von Infantin Cristina bestritten.

Der in dem Fall wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder ebenfalls angeklagte ehemalige balearische Ministerpräsident Jaume Matas forderte eine verringerte Haftstrafe von 7,5 Monaten, die durch eine Geldstrafe abgegolten werden könnte. Der ehemalige Sportdirektor der Landesregierung, José Luis Ballester, gestand hingegen seine Schuld und willigte in die geforderte Geldstrafe ein.

In dem im Januar begonnenen Prozess steht mit der Infantin Cristina das erste Mal eine nahe Angehörige des spanischen Monarchen vor Gericht. Allerdings gilt sie seit dem Wechsel auf dem Thron nicht mehr als offizielles Mitglied der Königsfamilie, da sie nicht mehr Königstochter (von Juan Carlos I.), sondern Königsschwester (von Felipe VI.) ist. Das Urteil im Fall Nóos wird bis Ende des Monats erwartet. /tg