Der Tourismuskonzern Alltours will auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln im kommenden Jahr die 500.000-Marke bei den Touristenzahlen knacken. Dies hat Markus Daldrup, touristischer Geschäftsführer von Alltours, am Donnerstag (10.3.) auf einer Pressekonferenz auf der Tourismusmesse ITB angekündigt.

Die Chance, dass aufgrund der Verlagerung des Tourismus vom östlichen ins westliche Mittelmeer Tausende neue Gäste auf die Balearen kommen, müsse man nun aber nutzen. "Das sind vorerst nur geliehene Urlauber, die wir nun von der Freundlichkeit und der Besonderheit Mallorcas überzeugen müssen."

Auf die geplante Touristensteuer angesprochen, sagte Daldrup, es sei nicht seine Aufgabe, sich in die Politik einzumischen: "Wir heißen nicht Frau Merkel, die der Balearenregierung sagt, was richtig und falsch ist." Wenn die Abgabe sinnvoll verwendet werde, etwa fur Naturparks oder die Verbesserung des touristischen Angebots, würden die Gäste sicher bereit sein, sie zu entrichten, prognostizierte der Alltours-Chef. Auf die Buchungszahlen für die kommende Saison dürfte sich die neue Steuer somit ebenfalls nicht auswirken. /sds

Beim geplanten Wachstum will der Reiseveranstalter, der in den vergagenen Monaten mehrere Hotels auf Mallorca gekauft hatte, nicht weiter auf Einkaufstour gehen. Stattdessen wolle man auf die verstärkte Zussamenarbeit mit den Partnern vor Ort setzen. "Die Allsun-Hotels sind ein wichtiges Standbein, aber nur dadurch entstanden, dass wir anders keine Betten bekommen hätten", sagt Daldrup.

Am Ende appellierte der Touristiker noch an die Balearenregierung, den Hoteliers ihre geplanten Sanierungen zu ermöglichen und die erforderlichen Lizenzen zügig zu erteilen - was Tourismusminister Biel Barceló umgehend versprach. "Die Hoteliers sind gewillt, jetzt zu investieren", so Daldrup. Und davon profitierten nicht nur die Tourismusbranche, sondern etwa auch die Angestellten der Baubranche und deren Familien.

DER Touristik: Kritik an hohen Preisen in Hauptsaison

Zumindest leise Kritik gab es unterdessen von Jan Freudenberg vom Reiseveranstalter DER Touristik - einerseits für die geplante Urlaubersteuer, die seiner Meinung nach negative Auswirkungen haben wird. "Die Antwort werden aber der Markt und die Kunden geben." Andererseits klagte der Touristiker über die empfindlich hohen Preise auf Mallorca in der Hauptsaison, die insbesondere die deutsche Kundschaft beim Buchen zögern ließen. Eine Familie mit zwei Kindern zahle für Flug und All-inklusive in einem Vier-Sterne-Hotel auf Mallorca ebensoviel wie in Punta Cana. "Und da sind die Liegen am Strand schon mit dabei."

Freudenberg zufolge dürften die Preise keinesfalls weiter steigen, wenn Mallorca wettbewerbsfähig bleiben wolle. Neben einem guten Preis-Leistungsverhältnis seien aber auch eine Verlängerung der Saison und mehr geöffnete Hotels in den Wintermonaten wünschenswert. Zudem dürften die Balearen im Rahmen der touristischen Qualitätsoffensive nicht aus den Augen verlieren, dass ein Großteil der deutschen Kunden Hotels mit drei oder dreieinhalb Sternen buche. "Modernisieren darf nicht heißen, nur noch Fünf-Sterne-Hotels zu bieten. Wir dürfen nicht Erdbeeren anbieten, wenn alle Pasta haben wollen."

Zur neuen Offensive der Stadtregierung von Palma, die Trinkgelage an der Playa de Palma zu verbieten, sagte Nils Lübbe von DER-Touristik: Hier sollte mit Augenmaß gehandelt werden. Mallorca ist nicht nur Sport und Familien, sondern auch Party und Spaß." Dass gerade an de Playa de Palma ein Publikum anzutreffen sei, das an Letzterem interessiert sei, sollte bei den Entscheidungen berücksichtigt werden.

Thomas Cook: Viel Glück bei der Ferienvermietung!

Lobende Worte gab es zunächst von Hans Müller von Thomas Cook - natürlich für die Qualitätsoffensive, aber etwa auch dafür, dass sich Palma zu einem eigenständigen Reiseziel gemausert habe. Auch Müller bestätigte den Mallorca-Boom, seine Zweifel hat der Tourismusmanager allerdings bei der Urlaubersteuer - und appellierte an die Balearenregierung, weitere Steuern beziehungsweise Steuererhöhungen genau zu überdenken.

Ein glückliches Händchen wünschte er den Mallorca-Politikern auch bei der Regulierung der Ferienvermietung von Privatapartments. DIe Gäste, die dort unterkommen, sollten Müller zufolge genauso zur Kasse gebeten werden wie Hotelgäste.

Tui: Achtet auf die Gästezufriedenheit!

"2016 wird ein Spanien-Jahr", verkündete Stefan Baumert vom Reiseveranstalter Tui auf der ITB. Dass man vor allem auf dem spanischen Festland und auf den Kanaren zugelegt habe und auf den Balearen etwas weniger, liegt in den Augen der Tui-Vertreter aber nicht an den hohen Preisen, sondern an der bisweiligen Zurückhaltung vieler Familien, die aufgrund der Konflikte in anderen Urlaubsregionen verunsichert sind und mit dem Buchen noch warten.

Eine besondere Herausforderung dürfte für die spanische Tourismusbranche Baumert zufolge die Gästezufriedenheit werden: "Sie war in der Türkei und in Ägypten immer deutlich höher als in Spanien." Dies sollten auch die mallorquinischen Hoteliers bedenken, die in diesem Sommer all die "Ausweich"-Urlauber in Empfang nehmen.

Mit der geplanten Touristensteuer scheint sich Baumert arrangiert zu haben - bezeichnete er sie doch als bereits eingeführt. Da die Tui sich seit jeher für Nachhaltigkeit engagiere, unter anderem mit dem Tui-Wald bei Artà auf Mallorca, finde er die Abgabe prinzipiell gut, so Baumert. "Allerdings schlägt in mir ein zweites Herz, das des Reiseveranstalters, und aus dieser Sicht ist natürlich jede Preiserhöhung schlecht für die Wettbewerbsfähigkeit."