Politisches Erdbeben auf Mallorca: Der wohl einflussreichste PP-Politiker der Insel, José María Rodríguez, ist am Montag (4.7.) von all seinen Ämtern zurückgetreten. Der Chef des Ortsverbandes Palma der konservativen Volkspartei (PP) reagiert damit auf die Enthüllungen im Korruptionsskandal um die Ortspolizei in der Inselhauptstadt. Der ermittelnde Richter hat Rodríguez im Verdacht, der wahre Drahtzieher des Netzwerkes zu sein.

In dem Skandal geht es um den Austausch um Gefälligkeiten in Palmas Nachtleben: Dafür dass die mit den Kontrollen beauftragten Einheiten der Ortspolizei häufig ein Auge zudrückten, kamen die Beamten sowie auch Politiker unter anderem in den Genuss kostenloser sexueller Dienstleistungen.

Der Untersuchungsrichter hatte vergangene Woche das Ermittlungsgeheimnis in dem seit anderhalb Jahren schwelenden Skandal teilweise aufgehoben. 14 Beamte sind derzeit vom Dienst suspendiert, mehrere von ihnen sitzen in Untersuchungshaft, darunter auch der damalige Chef der Ortspolizei.

Rodríguez soll die in den Skandal verwickelten Polizisten auch dazu genutzt haben, politische Gegner auszuspionieren. Ermittelt wird ebenso gegen einflussreiche Unternehmer des Nachtlebens, wie etwa die Betreiber der Partytempel MegaPark oder Bierkönig an der Playa de Palma, die so gut wie keine Inspektionen zu befürchten hatten.

Ebenfalls zurückgetreten ist Álvaro Gijón, Ziehsohn von Rodríguez und ehemaliger für die Playa de Palma zuständiger PP-Tourismus-Stadtrat. Auch die damals für innere Sicherheit verantwortliche Stadträtin Sandra Fernández hat ihre Parteiämter niedergelegt. In der Ortspolizei wurden offenbar interne Ausschreibungen dergestalt manipuliert, dass nur Mitglieder des mafiosen Netzwerkes in leitende Positionen gelangten.

Alle drei Politiker beteuern ihre Unschuld und boten dem Ermittlungsrichter ihre Zusammenarbeit an, um Licht ins Dunkel des Korruptionssumpfes zu bringen.

Rodríguez galt als ausgebuffter Strippenzieher der balearischen Volkspartei. Jüngstes Opfer seiner Intrigen war der frühere PP-Bürgermeister Mateu Isern. Rodríguez war schon 2006 im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal in Andratx ins Zwielicht geraten. Damals informierte er als Innenminister offenbar den Bürgermeister des Ortes an der Südwestküste, Eugenio Hidalgo, über seine bevorstehende Festnahme. /sts/ck