„Basta de trabajo" - Schluss mit Arbeiten: Das Lied, das bei einem Anruf bei Euroloto24 aus dem Hörer schallt, klingt verlockend. Dazu die Ansage: „Ihre Verbindung zum Glück ist pausenlos geöffnet." Wirkt alles ganz nett und freundlich. Schafft man es dann aber nach mehreren Minuten der Berieselung, mit einem der Mitarbeiter zu sprechen, ist es meist mit der Freundlichkeit vorbei. Schließlich wissen die Mitarbeiter des Unternehmens in Palmas Gewerbegebiet Son Castelló schon, dass die überwiegende Mehrheit der Anrufer stinksauer auf Euroloto24 ist und ihre vermeintliche Verbindung zum Glück so schnell wie möglich kappen möchte. Denn in den allermeisten Fällen kann man die Masche von Euroloto24 mit „Außer Spesen nix gewesen" zusammenfassen. So wie bei Martin Busch.

Der 33-jährige Mallorca-Resident hätte Haus und Hof darauf verwettet, dass er sich niemals am Telefon von einem zwielichtigen Gewinnspielangebot überrumpeln lassen würde. Bis es dann im Juli dieses Jahres passierte: Martin Busch wurde an seinem Arbeitsplatz von einer Spanisch sprechenden Mitarbeiterin des Unternehmens Euroloto24 angerufen. Er sei zufällig ausgewählt worden, an einem Gewinnspiel teilzunehmen, und müsse lediglich eine Frage beantworten. Dann habe er das Privileg, in einer Tippgemeinschaft mitzuspielen, in der nur 99 andere Personen zugelassen sind. Busch beantwortete die Frage richtig.

Was dann folgte, waren wortreiche Erklärungen auf Spanisch, immer mit dem Hinweis, wie einfach es sei, mit einem monatlichen Beitrag von 66 Euro die Chance auf große Gewinne zu haben. Gewinne man nichts, bekomme man den Einsatz komplett wieder zurück. „Sollte Ihnen wider Erwarten das Spiel nicht zusagen, können Sie nach einem Monat wieder kündigen", erklärte die angenehme Stimme am anderen Ende der Leitung noch. Letztendlich willigte Busch ein, gab seine Kreditkartennummer an und bekam nach einigen Tagen einen Brief mit seinen números de la suerte, den persönlichen Glücksnummern, zugeschickt. Mit denen nahm er dann im August vier Wochen lang jeden Freitag an einer Ziehung teil.

Es handelt sich dabei um eine Tippgemeinschaft bei einem staatlichen Lotterieanbieter, dessen Gewinnnummern direkt im Anschluss an die Hauptnachrichten im ersten spanischen Programm kurz nach 22 Uhr verkündet werden, was dem Unterfangen eine seriöse Note gibt.

Gewonnen! Aber nur 4,24 Euro

Als dann Mitte September, wieder per Brief, das Ergebnis der Spielrunde vom August eintraf, gab es bei den Buschs lange Gesichter. Der Familienvater hatte zwar wie versprochen gewonnen. Aber nur 4,24 Euro. Seinen Einsatz bekam er natürlich nicht zurück. Ein Blick ins Kleingedruckte verriet, dass man jeweils vom 1. bis 5. eines jeden Monats den Vertrag mit Euroloto24 kündigen könne. Allerdings erst nach dem ersten ­beendeten Monat der Teilnahme. Nach mehreren Telefonaten mit teilweise regelrecht unverschämten Mitarbeitern des Callcenters schaffte es Busch, seine Mitgliedschaft für den Monat November zu kündigen, und musste demnach statt einem Monat ein Vierteljahr mitspielen. Zum Preis von insgesamt 201,90 Euro. Zwischenzeitlich hatte Euroloto24 nämlich den monatlichen Beitragspreis erhöht - natürlich ohne das zu kommunizieren.

Dass das Unternehmen auf Mallorca beheimatet ist, scheint kein Zufall zu sein. Weil es Tausende aufgebrachter Spanier auf dem Festland gibt, hat man für den Firmensitz offenbar lieber eine Insel gewählt. In den unzähligen Internetforen zu dem Thema heißt es immer wieder: „Euroloto24 sitzt auf Mallorca, weil das Unternehmen dort vor Betroffenen weitgehend sicher ist." Telefonnummern auf Mallorca würden deshalb normalerweise nicht angerufen. Im Falle von Busch rief Euroloto24 auf einer Nummer an, die über eine Madrider Telefonzentrale geschaltet ist.

Alfonso Rodríguez von der Verbraucherschutzvereinigung Facua auf den Balearen kennt das Thema Euroloto24 gut: „Mit dieser Firma haben wir sehr häufig zu tun, und immer ist es unerfreulich." Ginge es nach Rodríguez, wäre dem Unternehmen längst das Handwerk gelegt. Doch dazu fehle es an politischem Willen. „Es ist zwar nicht so, dass der Staat solche Lotterien unbedingt fördert, aber er tut auch nichts dagegen." Hinzu komme, dass das Angebot, an einer Tipprunde teilzunehmen, nicht illegal ist. „Gegen das Gesetz verstößt Euroloto24 erst in dem Moment, in dem die Leute versuchen, den Vertrag zu kündigen." Die drei, vier Monatsbeiträge derjenigen, die angebissen haben, finanzieren das Geschäft. Aus dem Vertrag herauszukommen, wird zusätzlich noch dadurch erschwert, dass die Leitungen des Callcenters an den ersten fünf Tagen jedes Monats vollkommen überlastet sind.

Wer keinen Weg findet, seinen Vertrag zu kündigen, dem empfiehlt Rodríguez, seine Bank zu verständigen, von Euroloto24 keine Abbuchungen mehr zu akzeptieren. „Damit verstößt man zwar selbst gegen den Vertrag, aber das Unternehmen hat kein Interesse daran, diese Fälle weiterzuverfolgen."

Darüber hinaus solle man den Betrug bei der Verbraucherschutzbehörde melden, die dann ihrerseits Anzeige bei den obersten Verbraucherschützern in Spanien stellt. So könne Euroloto24 zumindest von Zeit zu Zeit eine Strafe aufgebrummt werden.

Hinter dem Geschäftsmodell steckt übrigens ein Deutscher. Ein gewisser Thomas Brand wird im Internet als Geschäftsführer ausgewiesen. Eine Kontaktaufnahme zu ihm scheitert, eine E-Mail an eine allgemeine Adresse bleibt unbeantwortet. Auch über den Provider der Website, der im mittelfränkischen Gunzenhausen sitzt, lässt sich kein Kontakt herstellen.