Ganz im Westen von Mallorca erhalten Fische und andere Meerestiere ein Gebiet, in das sie sich vor Überfischung und dem Menschen zurückziehen können. Die balearische Landesregierung hat den Kanal zwischen Sant Elm und der vorgelagerten Insel Dragonera am Freitag (7.10.) offiziell zum Meeresschutzgebiet erklärt.

Die verabschiedete Verodnung verbietet insbesondere den Einsatz von Schleppnetzen und das Jagen mit Harpunen. Herkömmliche Fangmethoden und Angeln bleiben erlaubt, werden aber beschränkt. Wie schon in anderen Meeresschutzgebieten üblich wird ein Rat, an dem auch die Fischer beteiligt sein werden, über die Fangquoten entscheiden und wachen.

Die erschöpften Fischbestände dürften innerhalb von zwei Jahren um 20 bis 30 Prozent wachsen, verkündete Umweltminister Vicenç Vidal hoffnungsvoll bei der Präsentation der Schutzverordnung. Dabei helfen auch die ausgedehnten Poseidongraswiesen in dem Gebiet, die die Reproduktion der Meeresfauna begünstigen. Das Ankern von Yachten wird in der Verordnung nicht reguliert. Allerdings sei das ein Thema, dass man „in Zukunft angehen sollte", erklärte der Minister.

Mit dem neuen 912 Hektar großen Schutzgebiet wächst die Anzahl der „reservas marinas" in den Gewässern rund um die balearischen Inseln auf insgesamt acht und die Fläche auf knapp 60.000 Hektar. Die Balearen erreichen damit als erste Region im Mittelmeer die von der weltweiten Initiative Mission Blue geforderte Quote, mindestens 20 Prozent der Gewässer unter Schutz zu stellen, betonte Vidal.

Da nicht nur Umweltschutzgruppen für das Thema sensibilisiert seien, sondern auch immer mehr Rathäuser und Fischerverbände ein Eigeninteresse an den Reservaten hätten, werde es in Zukunft weitere Schutzverordnungen geben, kündigte der Minister an. Entsprechende Anträge liegen bereits für Sóller vor. Auch von einem Schutzgebiet in der Cala Sant Vicenç ist die Rede.

Die Insel Sa Dragonera ist für die Mallorquiner ein Symbol für den Naturschutz. Anfang der 70er Jahre kaufte ein Unternehmen das vorgelagerte Eiland, um dort eine Siedlung samt Luxushotels und Kasino zu errichten. Am 7. Juli 1977 besetzte eine Gruppe von Umweltschützern unter dem Motto „Terra i Llibertat" (Land und Freiheit) aus Protest die Insel und verhinderte die Bebauung. Zehn Jahre später kaufte der Inselrat Sa Dragonera auf. 1995 stellte die Landesregierung das Gebiet unter Naturschutz. Kurz vor dem 40-jährigen Jubiläum der Besetzung werden nun auch die Gewässer geschützt. /tg