Die nächste Kampagne startet in Kürze. Dann werden in Zeitungsanzeigen, auf Internet-Bannern und im Radio die Mallorquiner aufgefordert, im Gespräch mit Fremden nicht unaufgefordert vom Katalanischen ins Spanische zu wechseln - sondern erst einmal abzuwarten, ob es auch so geht. „Es ist eine schlechte Angewohnheit in größeren Orten, automatisch Spanisch zu sprechen“, meint Marta Fuxà, Generaldirektorin für Sprachpolitik bei der balearischen Landesregierung. „Dabei verstehen 85 Prozent der Bevölkerung ohne Probleme Katalanisch.“

Die 64.000 Euro teure Kampagne, die über einen Zeitraum von zwei Monaten das sprachliche Selbstwertgefühl stärken soll, ist eine der Aktionen, mit denen die balearische Linksregierung die „Normalisierung der Sprache“ voran­treibt, so die wörtliche Übersetzung. Gemeint ist die Förderung des Katalanischen, neben Spanisch offizielle Amtssprache auf den Balearen. Normalisierung deswegen, weil die Sprache nach der Unterdrückung während der Franco-Diktatur (1939-1975) auch in den folgenden Jahrzehnten im Zuge des Tourismus-Booms und der Zuwanderung unter die Räder zu kommen drohte.

Mit der Förderung liegt das derzeit regierende Linksbündnis in der Tradition früherer Linksregierungen. Allerdings ist weniger Geld da. Das jetzige Jahresbudget der Direktion für Sprachpolitik, die dem Kulturministerium zugeordnet, aber im Bildungsministerium untergebracht ist, beläuft sich auf drei Millionen Euro, Personalkosten inklusive. Aber immerhin gibt es die Abteilung wieder, nachdem sie unter der PP-Vorgängerregierung ganz dem Rotstift zum Opfer gefallen war.

Die Generaldirektorin ist überzeugt vom „Hass“ des früheren Premiers José Ramón Bauzá auf die Inselsprache - vor allem deswegen habe er Katalanisch im Rahmen des Drei-Sprachen-Projekts TIL aus den öffentlichen Schulen zurückdrängen wollen. Eine Demonstration mit rund 100.000 Teilnehmern war vor ziemlich genau drei Jahren die Folge - ein Konflikt, der die gesamte Legislaturperiode überschattete.

Jetzt haben sich die Wogen in dem ideologischen Streit geglättet. Alle Anti-Katalanisch-Entscheidungen der PP wurden inzwischen zurückgenommen. Das gilt für die Schulsprache, bei der wieder ein Anteil von mindestens 50 Prozent vorgeschrieben ist, genauso wie für die Katalanisch-Kenntnisse von Angestellten der öffentlichen Verwaltung oder für die Namensvergabe für Straßen und Plätze, die das „Gesetz zur Normalisierung der Sprache“ regelt.

Mit weiteren Initiativen könnte der Streit aber in Kürze wieder auflodern. Die konservative Zeitung „El Mundo“ schießt seit Wochen scharf gegen jeden Vorstoß, und auch für die neue Partei der liberalen Ciudadanos ist die Sprachpolitik ein zentrales Thema.

Grundlage für das weitere Vorgehen sind 136 Aktionen, die der Consell Social de la Llengua Catalana für einen Zeitraum bis 2021 erarbeitet hat. In dem Gremium sitzen Vertreter der politischen Institutionen, aber auch von Verbänden, Gewerkschaften und Vereinigungen. Es gebe sehr viele Bereiche, in denen die Balearen-Bewohner Schwierigkeiten hätten, sich in ihrer Sprache ausdrücken zu können, sagt Fuxà und nennt als Beispiele Justiz, Sicherheit (etwa der Umgang mit der Guardia Civil) oder Tourismus. Die Kritik von Katalanisch-Gegnern, dass das Spanische diskriminiert werde, hält sie für lächerlich: auf der einen Seite eine Weltsprache, auf der anderen Seite eine Insel-Sprache - wer bedrohe hier wen?

Trotzdem beeilte sich die Landesregierung nach der Vorstellung der 136 Aktionen im Juli zu betonen, dass man beispielsweise keinem Geschäft eine Lizenz verweigern werde, wenn kein Mitarbeiter Katalanisch spreche - so ähnlich wurde einer der vorgestellten Punkte formuliert. Fuxà dagegen betont, dass es stets um Förderung, nicht um Auflagen gehe.

Strenge Regeln bei Beamten

Im September machte dann ein internes Schreiben der Landesregierung Schlagzeilen, das die Mitarbeiter auffordert, „intern und extern“ nur auf Katalanisch zu kommunizieren. Verwiesen wurde auf die Sprachbeauftragten jedes Ministeriums, die bei Zweifeln zum Standard-Katalanisch zu Rate gezogen werden könne. Während „El Mundo“ von „zunehmendem Katalanisch-Zwang“ schreibt, bezeichnet Fuxà das Schreiben als Reaktion auf konkrete Fälle von Beamten, die E-Mails auf Spanisch verschickt hätten. Die Regel in der Verwaltung lautet nämlich: Schreiben und mündliche Auskünfte auf Katalanisch, erst auf Nachfrage wird ins Spanische gewechselt oder werden Formulare auf castellano nachgereicht.

Katalanisch-Fördertöpfe

Während die Landesregierung den Sprachgebrauch in der Verwaltung umfassend regeln kann, entziehen sich viele Bereiche des öffentlichen Lebens ihrem Zugriff. Etwa die Werbung. Helfen soll eine erstmalige Ausschreibung: Die beste Kampagne in der Inselsprache soll mit 10.000 Euro prämiert werden. Auch mehrsprachige Kampagnen dürfen teilnehmen, bekämen aber in dieser Kategorie weniger Punkte.

Auch viele Inselzeitungen und -zeitschriften erscheinen auf Spanisch. Für Herausgeber katalanischsprachiger Tages- oder Lokalzeitungen gibt es als Anreiz derzeit eine jährliche Fördersumme von insgesamt 355.000 Euro. Diese liegt sogar über den Subventionen der letzten Mitte-links-Regierung (2007-2011). Organisationen, die selbst Katalanisch fördern, können zudem Gelder aus einem Fördertopf von 200.000 Euro beantragen.

Gerade pragmatisch denkende Ausländer haben dem Katalanischen und dessen Insel-Variante Mallorquinisch gegenüber mitunter Vorbehalte - und tappen ins Fettnäpfchen, weil sie nicht wissen, dass es sich nicht um einen Dialekt, sondern eine Sprache handelt, die zudem wesentlicher Teil der mallorquinischen Identität ist. Warum auch Ausländer auf Mallorca sie lernen sollten, erklären jetzt 37 Teilnehmer der im September vorgestellten Kampagne „Histories del català“ (Geschichten vom Katalanischen). Dankbarkeit für die Gastfreundschaft, Integration, Freude an der Sprache - die Videos sind unter www.historiesdelcatala.org veröffentlicht.

Und nun die nächste Kampagne, die dazu auffordert, nicht voreilig ins Spanische zu wechseln - neuer Stoff im Sprachenstreit. Ausländer, die gerade Katalanisch lernen, dürften dabei eine Verhaltens­änderung begrüßen - sie machen die Erfahrung, dass sie kaum Gelegenheit zum Üben haben, weil viele Gesprächspartner prophylaktisch Spanisch sprechen. Wer dagegen mit der Insel-Sprache nichts anzufangen weiß, sollte sich zumindest den Satz zurechtlegen: „No domino la llengua catalana“ (Ich beherrsche kein Katalanisch). Und vielleicht anfügen: Jo vull aprendre català (Ich will Katalanisch lernen).