Das Balearen-Parlament ist sich selten einig. Doch wenn es um die Sonnenstunden am Nachmittag geht, halten die Insulaner zusammen - egal ob links oder rechts, ganz gleich ob von Mallorca, Menorca, Ibiza oder Formentera. Einen Antrag der linksökologischen Partei Més de Menorca, auf den balearischen Inseln ganzjährig die Sommerzeit gelten zu lassen, haben am Dienstag (25.10.) alle Fraktionen einstimmig angenommen.

Nun, der Slogan "Sommerzeit das ganze Jahr", klingt ziemlich verlockend. Aber erstens können die Balearen nicht im Alleingang über ihre Uhrzeit entscheiden. Und zweitens würde die Forderung der Balearen freilich nichts daran ändern, dass es im Winter nur rund zehn Stunden hell ist am Tag. Am 21. Dezember, dem kürzesten Tag im Jahr, liegen zwischen Auf- und Untergang der Mallorca-Sonne sogar nur 9 Stunden und 25 Minuten.

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Die Frage ist nun, um welche Uhrzeit man die Helligkeit genießen möchte. Da bei der Umstellung von Sommer- auf Winterzeit - jeweils am letzten Sonntag im Oktober (dieses Jahr am 30.10.) die Uhren um eine Stunde zurückgestellt werden, ist es am Morgen eine Stunde früher hell - am Abend aber auch eine Stunde früher dunkel. Die Sonnenstunde wird als vom Nachmittag in den Vormittag verpflanzt. Noch anschaulicher: Die Sonne geht in diesen letzten Oktobertagen in Palma um kurz nach 8 Uhr morgens auf und um kurz vor 19 Uhr abends unter. Im November - also nach der Zeitumstellung - wird sie schon um kurz nach 7 Uhr morgens aufgehen, dafür schon vor 18 Uhr wieder verschwinden. Wer von der Arbeit nach Hause kommt und noch eine Runde mit dem Kinderwagen drehen oder ein Feierabendbierchen trinken will, tut das im Dunkeln.

Die dunklen Nachmittage treffen die Balearen als östlichste Region am stärksten. Zum Vergleich: Die spanische Stadt Santiago de Compostela liegt in derselben Zeitzone wie die Balearen. Das sie aber viel weiter westlich liegt, geht die Sonne in diesen Tagen dort um 9 Uhr auf und gegen 19.30 Uhr unter.

Die Balearen-Regierung soll nun Schluss machen mit den dunklen Nachmittagen auf Mallorca. "Es ist mir doch egal, wenn ich im Dunkeln zur Arbeit fahre", erklärt eine Unterstützerin der Initiative gegenüber der MZ. Ich will lieber am frühen Abend noch ein bisschen die Sonne genießen und mit meinem Kind draußen spielen", fügt sie hinzu. Ähnlich steht es in der Begründung des Antrags, über den die Abgeordneten am Dienstag abstimmen: "Die moderne Gesellschaft braucht die Sonnenstunden in ihrer Freizeit."

Mit der am Dienstag verabschiedeten Petition beauftragt das Parlament die Balearenregierung damit, sich in Madrid und Brüssel dafür einzusetzen, die Zeitumstellung auf Sommerzeit auf den Balearen auszusetzen. Mallorca und die Nachbarinseln lebten dann tatsächlich ganzjährig in der Sommerzeit.

In der Begründung der Petition heißt es, man wolle zu einer "logischen, rationalen und natürlicheren" Uhrzeit zu wechseln. Das Nicht-Umstellen der Uhren habe gesundheitliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile. Im Winter würden die Sonnenstunden langsam und auf natürliche Weise weniger. Eine abrupte Zeitumstellung hingegen führe regelmäßig zu "Schlafstörungen und Depressionen".

Auf dem spanischen Festland und den Balearen gilt wie in Deutschland die Mitteleuropäische Zeit, die im Sommerhalbjahr um eine Stunde vorgestellt wird. Auf den sehr viel weiter westlich gelegenen spanischen Kanaren gilt wie in Großbritannien oder Portugal die Westeuropäische Zeit. Bei der spanischen Zeitansage im nationalen Radio erklären die Moderatoren deswegen stets: "Es ist zwölf Uhr, auf den Kanaren eine Stunde früher." Sollte sich die menorquinische Forderung in Palma, Madrid und Brüssel durchsetzen, müssten die Moderatoren dann während des Winterhalbjahres sagen: "Es ist zwölf Uhr, auf den Kanaren eine Stunde früher und auf den Balearen eine Stunde später."