Am Tag nach den heftigen Regenfällen am Montag (19.12.) wird auf Mallorca nach und nach das Ausmaß der Überschwemmungen erkennbar. Besonders stark war der Inselsüden betroffen, wo innerhalb weniger Stunden bis zu 150 Liter pro Quadratmeter herunterprasselten und große Teile der Insel unter Wasser setzten. Die Orte Campos und Porreres waren war etwa zehn Stunden lang von der Außenwelt abgeschnitten, weil die Wasser- und Schlammmassen sämtliche Zufahrtswege unpassierbar machten.

Nicht nur die Landstraßen, sondern auch die Wege innerhalb der Ortschaften verwandelten sich in Flüsse. Acht Sturzbäche - die sogenannten Torrentes - traten über ihre Ufer und überfluteten die Landschaft und rissen dabei auch Dutzende von Autos mit. Mehr als 40 Autofahrer wurden von dem Unwetter überrascht, blieben im Schlamm stecken und mussten teilweise aus ihren Fahrzeugen gerettet werden. Selbst ein Polizeiwagen war betroffen. Auch am Dienstag (20.12.) waren noch mehrere Straßen auf Mallorca wegen Überschwemmung oder Beschädigung gesperrt.

Verkehrschaos in Palma

In der Balearenhauptstadt Palma brach der Straßenverkehr teilweise zusammen. Überschwemmte Straßen, ein Wasserrohrbruch im Carrer Sant Magí und der Ausfall mehrerer Ampelanlagen sorgten im frühen Berufsverkehr für Chaos. Gegen 10 Uhr vormittags ließ der Regen nach und die Lage beruhigte sich.

Feuerwehr, Ortspolizei und Stadtwerke meldeten insgesamt 50 Zwischenfälle, darunter mehrere Verkehrsunfälle, vollgelaufene Erdgeschoss- und Kellerwohnungen sowie Stromausfälle. Mehrere Verkehrsunterführungen blieben wegen Wasseransammlungen unpassierbar. Das Bellver-Schloss und die umliegenden Parkanlagen samt Waldgebiet wurden auf Sicherheitsgründen für den Publikumsverkehr geschlossen.

Seenotrettung im Einsatz

Trotz überfluteter Keller und Unterführungen, zahlreicher Verkehrsunfälle und hohem Seegang wurden keine Verletzten durch das Unwetter gemeldet. Die Leiche eines 65-jährigen Deutschen, die während der Regenfälle bei Port d'Andratx im Meer entdeckt wurde, stand anscheinend nicht in Zusammenhang mit dem Sturm. Der Mann war beim Zeitpunkt des Auffindens bereits über 24 Stunden tot.

Die Seenotrettung rückte am Montag insgesamt dreimal aus: Zunächst zog sie ein harvariertes Fischerboot aus der Bucht von Palma in den sicheren Hafen. Anschließend kümmerte sich das Rettungsboot um ein Ruderboot in Cala Fornells bei Santa Ponça und ein Segelboot, das sich im Hafen von Port de Pollença losgerissen hatte.

Schulfrei wegen Überschwemmung

Die balearische Schulbehörde hat den Unterricht für einen Großteil der Insel abgesagt. In folgenden Kommunen fällt bis einschließlich (20.12.) die Schule aus: Algaida, Andratx Campos, Deià, Escorca Esporles, Estellencs, Fornalutx, Llucmajor, Mancor de la Vall, Pollença, Porreres, Puigpunyent, Ses Salines, Selva, Sóller und Valldemossa. Dort wo die Überschwemmungen das Abholen der Kinder verhinderte, wurden die Kinder von den Lehrer versorgt, bis die Erziehungberechtigten den Weg zum Schulgebäude fanden.

Wetteraussichten am Dienstag und Mittwoch

Der balearische Landwirtschaftsverband Asaja begrüßte die Niederschläge. Die heftigen Regenfälle seien gut, um die ausgetrockneten Wasserspeicher der Insel aufzufüllen. Auch für das Wachstum auf den Getreidefeldern sei das Wetter willkommen. Und selbst für die bevorstehende Kartoffelernte seien bislang keine Schäden zu erwarten. /tg