Waren es die lange Mähne, das Piercing in der Nase und das Palästinenser-Tuch? Oder die Tatsache, dass Baltasar Picornell kein Abitur hat und gelernter Metallbauer ist? Oder waren es vielmehr seine bisherigen Sprüche und Aktionen, die die Vertreter von Sozialisten und Regionalpartei Més per Mallorca erst zögern ließen, „Balti" zum neuen Präsidenten des Balearen-Parlaments zu machen?

Wie dem auch sei, die Linksregierung auf den Balearen hatte keine andere Wahl. Am Dienstag (14.2.) wählten sie den Linksrepublikaner in das höchste politische Amt auf den Balearen gleich nach Ministerpräsidentin Francina Armengol. Picornell erlangte 34 Stimmen, seine von der konservativen Opposition aufgestellte Gegenkandidatin Núria Riera (PP) erhielt 20 Stimmen. Fünf Stimmzettel waren leer. Die inzwischen von der Podemos-Fraktion ausgeschlossene ehemalige Parlaments-Vorsitzende Xelo Huertas sowie die ebenfalls ausgeschlossene Montse Seijas stimmten für Picornell.

Die Vorgeschichte

Nachdem die bisherige Amtsinhaberin Huertas von Podemos erst wegen Verstoßes gegen den Ethik-Code ihre Parteizugehörigkeit und nach wochenlanger institutioneller Krise auch ihr Amt verlor, hatte die linke Protestpartei darauf bestanden, auch den Nachfolger zu stellen. Geschehe das nicht, ließe man das Linksbündnis platzen. Podemos gehört nicht der Regierung an, stellt aber die nötigen Stimmen für eine eigene Mehrheit der Linkskoalition im Parlament.

Dass mit dem gebürtigen Felanitxer nicht gerade ein offiziöser Amtsstil zu erwarten ist, darauf lässt seine Facebook-Seite schließen. Weihnachten veröffentlichte er die Montage eines Freundes, der den Kopf von Picornell in die Uniform des spanischen Königs Felipe VI. montiert hatte. Es war kein Sympathiebeweis, sondern ein Appell, den Fernseher bei der Weihnachtsansprache des Staatsoberhaupts auszuschalten. Auch beim Prozess Nóos in Palma, bei dem Infantin Cristina auf der Anklagebank saß, hatte er als Republikaner Flagge gezeigt. Und die Zeitung „El Mundo" hat ein Archivfoto herausgekramt, das Picornell bei einer Demonstration in Fornalutx zeigt. Der zukünftige Parlamentspräsident hatte gegen den umstrittenen Stierlauf Correbou an einer Sitzblockade ­teilgenommen und sich von Polizisten von der Straße zerren lassen.

Vergeblich hatten Sozialisten und Més-Politiker beteuert, nichts gegen Beruf und Aussehen des 38-Jährigen zu haben. Man fürchte aber ähnlich chaotische Zustände wie unter Huertas - die im Übrigen auch als einfache Abgeordnete weiter die Aufmerksamkeit auf sich zieht, weil sie nach dem Ausschluss aus der Fraktion im Parlamentssaal nicht neben PP-Abgeordneten Platz nehmen will. Doch auch das Argument, Podemos habe bessere Kandidaten zu bieten, konnte den rebellischen Junior­partner nicht zum Einlenken bewegen. So dick ist dessen Personaldecke nicht.

Am Montag (13.2.) zerstreute Picornell in öffentlichen Äußerungen die Bedenken. Er sei zwar überzeugter Republikaner, sei sich aber bewusst, dass er in dem neuen Amt alle Balearen-Bürger repräsentiere. Deswegen habe er kein Problem damit, die Vertreter der spanischen Königsfamilie zu empfangen. Er werde sich aber von Ausnahmen abgesehen keine Krawatte umbinden. "Ich werde mich nicht verkleiden, um dem Balearen-Parlament vorzusitzen."