Der Countdown zur Veröffentlichung des seit Monaten erwarteten Urteils im Fall Nóos, in dem sich unter anderem die spanische Infantin Cristina auf der Anklagebank verantworten musste, läuft ab: Der Richterspruch soll am Freitag (17.2.) auf Mallorca bekannt gegeben werden - acht Monate, nachdem die öffentliche Verhandlung abgeschlossen worden war. Vor dem Gerichtsgebäude versammelten sich zahlreiche Zeitungs- und TV-Reporter, um live zu berichten. Rund 50 Polizisten sichern das Gerichtsgebäude.

Erwartet wird angesichts der Komplexität des Falls und der großen Zahl der Angeklagten - es sind insgesamt 17 - ein mehrere tausend Seiten langes Urteil. Die drei vorsitzenden Richterinnen entscheiden unter anderem über das Schicksal von Infantin Cristina, ihrem Mann Iñaki Urdangarin, dessen Ex-Geschäftspartner Diego Torres sowie hochrangiger Mitglieder früherer Landesregierungen wie Ex-Premier Jaume Matas.

Staatsanwalt Pedro Horrach forderte für Urdangarin 19,5 Jahre und für seinen ehemaligen Geschäftspartner Diego Torres 16,5 Jahre. Infantin Cristina wird nur von der als Nebenklage auftretenden Vereinigung Manos Limpias beschuldigt; deren Anwältin forderte 8 Jahre Haft für die Königsschwester. Eine Haftstrafe gilt in ihrem Fall als unwahrscheinlich.

Ihnen allen wird vorgeworfen, mit dem formal gemeinnützigen Institut Nóos öffentliche Gelder in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Urdangarin und Diego Torres verdienten bis 2008 mit der Ausrichtung obskurer und überteuerter Tagungen - auf Mallorca etwa zum Thema Sport und Tourismus - etliche Millionen Euro, die dann in einem Firmengeflecht verschwanden. Aus den Einkünften wurden auch private Ausgaben der Familie von Infantin Cristina bestritten.

Fall Nóos: die Hintergründe

Mit Ausnahme von Urdangarin und Torres, für die wegen der mutmaßlichen Veruntreuung von Steuergeldern und weiterer Delikte rund um Geschäfte des angeblich gemeinnützigen Instituto Nóos mit politischen Institutionen lange Haftstrafen gefordert werden, hatten mehrere Angeklagte Teilgeständnisse abgelegt und zwecks Strafmilderung Deals mit der Staatsanwaltschaft abgeschlossen. /ff