Immobilienbesitzer auf Mallorca sind in vielen Fällen auf die Einnahmen aus der Ferienvermietung dringend angewiesen. Gut für sie ist, dass dieses Geschäft angesichts steigender Urlauberzahlen in den letzten Jahren immer einträglicher wurde. Juan etwa, ein außerhalb von Palma lebender Besitzer einer Wohnung im Ausgehviertel Santa Catalina, verlor 2011 auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise mit 50 Jahren seine Arbeit. „Ich suchte überall, aber wegen meines Alters wollte man mich nicht", erzählt er. Juan vermietete die Immobilie an Ausländer und konnte so die Zeit überstehen, bis er sich erfolgreich selbstständig machte. Auch andere profitierten: „Das Geld landete nicht in irgendeinem Büro in London, sondern beim Klempner, der auch dein Nachbar ist, und dem Tante-Emma-Laden im Erdgeschoss."

Auch Antònia verlor ihren Job. Sie war Stewardess. „Ich verschickte 5.000 Lebensläufe, aber es nützte nichts; ich wurde depressiv." Antònia vermietete ihr Haus außerhalb von Palma an Urlauber und sah wieder Licht am Ende des Tunnels. Fernando, ein Ladenbesitzer im historischen Stadtkern von Palma, bekam ebenfalls die Krise zu spüren. Seine Einnahmen deckten nicht die Ausgaben, er musste einen Raum seiner Wohnung an Urlauber vermieten. „Ich dachte: Wenn der Tourismus nicht zu meinem Laden gelangt, soll er doch in mein Haus kommen."

Sie alle könnten belangt werden, wenn die angedrohten Strafen für illegale Ferienvermietung denn eines Tages verhängt werden. Allein die Diskussion da­rüber hat schon jetzt dazu geführt, dass einige Vermieter ihre Einträge auf einschlägigen Internet-Plattformen wie Airbnb, Homeaway oder Homelidays löschen. Und das, obwohl die neue Regelung wohl erst in einigen Monaten in Kraft tritt.

Bislang sind es nur Ankündigungen, etwa jene der Landesregierung Ende März, die Inspektionen im Web zu verdoppeln. Die zuständigen Beamten sollten fortan 70 Prozent ihrer Arbeitszeit dafür verwenden und Strafgeld­bescheide schneller zustellen. Allerdings hat sich bislang nichts daran geändert, dass es lediglich 15 Inspektoren sind, die über knapp 80.000 Ferienvermietungs-Betten - so die Schätzung der Umweltschützer von Terraferida - auf der Insel wachen sollen. Joan Miralles, der neue Chef der Ferienvermietungs-Vereinigung Aptur spricht dennoch sogar von „Panik" unter einigen seiner Mitglieder. Doch er ist überzeugt: „Die Vermieter werden die Strafen riskieren, weil es für viele Leute keine andere Möglichkeit gibt."

Handel fürchtet Verluste

Für diese Einnahmequelle kämpfen nun auch 14 Unternehmerverbände, die auf Initiative von Aptur ein Manifest namens „Für einen Qualitätstourismus von allen" unterschrieben. Darin bitten sie die Balearen-Regierung, allzu restriktive Regelungen im Entwurf für das neue Tourismus-Gesetz noch einmal zu überdenken. Von den Urlaubern, die diese Angebote nutzten, würden nicht nur die Vermieter profitieren, sondern auch die Gewerbetreibenden. Zu den Unterzeichnern gehören Vertreter der Einzelhandelsverbände Pimem, Pimeco und Afedeco, der Markthallen von Santa Catalina, l´Olivar, Pere Garau und Inca sowie von Taxi-, Sehenswürdigkeits-, Festsaal- und Golfverbänden.

57,3 Prozent Zustimmung

Auch die Bevölkerung ist mehrheitlich dafür: Laut einer jüngst veröffentlichten Studie der Universität UIB von Ende 2016, die von der Balearen-Regierung in Auftrag gegeben worden war, befürworten 57,3 Prozent der Mallorquiner die Ferienvermietung. Nichtsdestotrotz sind sich die Einwohner durchaus der Probleme bewusst, die dadurch entstehen können: 52,5 Prozent befürchten die Verdrängung der alteingesessenen Bewohner. Dass sich durch Ferienvermietung auch die Lebenshaltungskosten erhöhen, bereitet immerhin 34,2 Prozent der Be­fragten auf Mallorca Sorgen. Ähnlich äußerte man sich auf Menorca. Erheblich kritischer sehen die Ferienvermietung dagegen die Ibizenker, wo das Wohnungsangebot für Residenten viel knapper als auf den Nachbarinseln ist. Sie lehnen diese mehrheitlich ab - 47,2 Prozent sind dagegen, nur 36,2 Prozent sind dafür.

Umweltschützer sehen die UIB-Studie differenziert: Sie zeige nicht auf, dass signifikante Unterschiede zwischen Palma und dem Rest Mallorcas bestehen, so Gob-Sprecherin Margalida Ramis. In Palma hat sich die Wohnungsknappheit mittlerweile so zugespitzt, dass die Ferienvermietung immer kritischer betrachtet wird.

Ob mit oder ohne Studie: Immer schon gegen die Ferienvermietung von Wohnungen war die Hotelier-Vereinigung FEHM, wenn auch nicht aus Sorge um normale Mieter. Sie fürchtet die unliebsame Konkurrenz. Auch sie allerdings hat sich nun zu einem „konstruktiven Gespräch" mit dem Ferienvermieter-Verband Aptur getroffen.