Halbstark, halbnackt, vorlaut, vollschlank und volltrunken. Dieser supernervigen Kombi will man in der Öffentlichkeit möglichst selten begegnen. Nicht mal in der wohl schäbigsten aller Insel-Ausgehmeilen, in Magaluf im wilden Südwesten von Mallorca. Die zuständige Großgemeinde Calvià tüftelte deswegen jahrelang an einer ausgeklügelten Verordnung, die möglichst präzise vorschreiben soll, was eigentlich selbstverständlich sein könnte. Saufen, randalieren, gröhlen, strippen, kopulieren oder ähnliche Verhaltensweisen sind in der Öffentlichkeit unter Strafe verboten.

Der Teufel steckt allerdings auch hier wieder im Detail. Darf man das halbnackte Herumlaufen wirklich überall verbieten? Werden sich rechtschaffene Muster-Touristen dann womöglich verpflichtet fühlen, sich auch am heißen Sandstrand einzumummeln? Nein, das will man nun auch wieder nicht.

Da gab es also noch zusätzlichen amtlichen Regelungsbedarf. In der bisherigen Fassung vom September 2016 waren die Ausnahmen des Oben-ohne-Verbots schließlich viel zu ungenau formuliert. In Badekleidung dürfe man überall dort herumlaufen, wo dies „normal und gewöhnlich" sei, so der städtische Erlass im vagen Wortlaut. Auch auf Straßen und Wegen, die „unmittelbar an Strände angrenzen" dürfe man Bikinis und verbrannte Bierbäuche der Öffentlichkeit zeigen.

Da die Interpretation dieser Regeln wohl noch zu viel gesunden Menschenverstand voraussetzt, wurde das Rathaus nun konkreter. In einem Ausnahmenkatalog listet es seit vergangener Woche alle 32 Stellen der Gemeinde, in denen es die Stadtoberen als „normal" ansehen, sich einander leicht bekleidet zu begegnen: vom „Carrer Cala Comtessa in Illetes" über den „Aussichtspunkt bei El Toro" bis zur „kompletten Fußgängerzone in Peguera".

Doch auch diese vermeintlich detaillierte Auflistung erscheint uns noch viel zu unvollständig. Damit sich Urlauber auf Mallorca wirklich immer und überall an den behördlich verordneten Dresscode halten können, bedarf es mindestens kostenlos ausliegender Faltpläne. Mehrsprachig und vielfarbig könnten diese dann die entsprechenden „T-Shirt an"- und „T-Shirt aus"-Zonen ausweisen. Und warum nicht noch einfacher: Ähnlich den weiß, blau oder gelb markierten Parkplätzen an Mallorcas Straßenrändern, könnten farbig gepflasterte Wege künftig auch an der Playa de Palma und in Magaluf die Kleiderordnung vorgeben: beige für Freikörperkultur-Areale, gestreift für Bikini-Zonen, rot gepunktet für lässig übergeworfene aber aufgeknöpfte Hemden, grüne Karos für das Verbot für Tennissocken in menorquinischen Sandalen.

Begrüßenswert wäre zudem eine Handy-App. Per GPS-Ortung könnten die Urlauber dann auf ihren Displays ablesen, ob Shorts und Shirts ausreichen oder aber Schuh und Schlips vorgeschrieben sind. Dieser Dienst ließe sich sicherlich durch Anzeigen der örtlichen Klamottenläden finanzieren. Und zur Kontrolle bräuchte es nicht mal teure Polizeistreifen. Jeder Urlauber müsste nur alle fünf Minuten ein Selfie ans Rathaus schicken. Korrekturhinweise und Verwarnungen kämen dann per Whatsapp zurück.