Eng ist es in diesem Frühjahr bei den Prüfungen für die verschiedenen Katalanisch-Sprachzertifikate in den Klassenzimmern der Sprachschulen gewesen. 5.731 Balearen-Bewohner haben sich eingeschrieben, 70 Prozent mehr als im Vorjahr. Eine organisatorische Mammutaufgabe. Rund hundert Aufsichtspersonen und Helfer wurden für die beiden Prüfungstage im Mai eingestellt, die in acht Gemeinden auf den Inseln gleichzeitig stattfanden.

Der Grund liegt auf der Hand. Seit 2016 ist Katalanisch in der öffentlichen Verwaltung der Balearen nicht mehr nur ein schmückender Zusatz in der Bewerbung, sondern wieder Voraussetzung für eine Stelle. Und an neuen Stellen soll es in der kommenden Zeit nicht mangeln (siehe Kasten). Diese Perspektiven haben viele Festlandsspanier und Ausländer, aber auch Katalanisch-Muttersprachler in die Kurse oder gleich in die Prüfungen getrieben. Denn ein Kurs ist keine Vo­raussetzung für die Einschreibung zu einer der Prüfungen. Nicht wenige sollen sich auch gleich für mehrere Prüfungen angemeldet haben.

In manchen Teilen echte Probleme

Um die proves gab es in diesem Jahr einigen Ärger. Viele Prüflinge empfanden die Tests auf den Inseln als besonders anspruchsvoll. So etwa im Niveau B2 - die Prüfung fand am Samstag (27.5.) statt. „Ich war nahezu immer im Unterricht und habe mich auf die Prüfung vorbereitet. Trotzdem hatte ich mit manchen Teilen echte Probleme", erzählt Fernando de la Puente, der das Zertifikat nicht für seinen Arbeitsplatz benötigt.

Alle Kursteilnehmer seien sich bei dieser Einschätzung einig gewesen. In sich hatte es vor allem die Hörverstehensübung. „Das war ein kurzer Beitrag von IB3, da haben die Leute Menorquinisch gesprochen, und dazu gab es jede Menge Hintergrundgeräusche."Auf dem falschen Fuss erwischt

Alicia Flores, eine 42-jährige Chilenin, die ebenfalls die ­B2-Prüfung absolvierte, fügt hinzu: „Im Unterricht haben wir immer nur Fernsehbeiträge katalanischer Sender gehört. Da hat uns das Menorquinisch schon auf dem falschen Fuß erwischt." Auch Flores beklagt sich über die schwierige Prüfung und hat eine Theorie: „Es scheint, als sollten möglichst viele durchfallen, damit nicht so viele mündliche Prüfungen organisiert werden müssen."

Denn nur wer den schriftlichen Teil besteht, wird auch zum mündlichen zugelassen. Der geht auf den Balearen in diesem Jahr erst am 9. September über die Bühne, und damit über drei Monate später als etwa in Madrid, wohin sich viele der Inselbewohner flüchten, um die Prüfung abzulegen. Neben der kürzeren Wartezeit spielt auch der Schwierigkeitsgrad der Prüfung und vor allem die Nachsichtigkeit der Korrektoren eine Rolle.

Es gibt strenge Abkommen

Dass es auf den Balearen schwieriger sein soll als anderswo, ist für Marta Fuxà nichts anderes als subjektive Wahrnehmung der Prüflinge. Die Leiterin der Direcció General de Política Lingüística, der zuständigen Sprachenbehörde der Balearen-Regierung, verweist auf entsprechende Abkommen: „Natürlich hat jede Institution, die Sprachprüfungen anbieten kann, ihre eigene Herangehensweise. Aber es gibt strenge Abkommen, um die Vergleichbarkeit zu garantieren."

Fernando de la Puente hat den direkten Vergleich. Sein Lebensgefährte, gebürtiger Katalane, ist nach Madrid geflogen, um dort die Prüfung abzulegen. „Und was er erzählt hat, schien mir durchaus ein Stück einfacher zu sein", erzählt de la Puente. Ein weiterer Vorteil eines Ausflugs in die spanische Hauptstadt: Wer auf den Inseln einen der vier Teile nicht besteht, ist durchgefallen. In Madrid, wo das Institut Ramon Llull für die Organisation der Prüfungen verantwortlich ist, wird ein Mittel gebildet. Die Gefahr, durchzufallen, ist so bedeutend geringer.

Nur bei Klage gibt es einen Zweitkorrektor

Drei der vier Prüfungsbereiche werden maschinell kontrolliert. Nur der letzte Teil, der bei der B2-Prüfung aus zwei kurzen Aufsätzen besteht, wird von Korrektoren überprüft. „Grundsätzlich schaut nur ein Korrektor über den schriftlichen Teil", sagt Fuxà. „Nur wenn ein Prüfling Einspruch gegen das Prüfungsergebnis einlegt, beauftragt das zuständige Gericht einen Zweitkorrektor."

Alicia Flores übt auch Kritik am Kurs selbst. „Die Lehrer sind nicht besonders motiviert, und man kommt nur sehr schleppend voran." Zumeist mache sich das bei der Teilnehmerzahl recht schnell bemerkbar. Flores begann mit 19 anderen den Kurs. „Am Ende waren wir vier oder fünf, die regelmäßig zum Unterricht kamen."