Der unangenehme Geruch weht immer in derselben Kurve der Autobahn nahe der Ausfahrt Magaluf herüber. Die Kläranlage von Santa Ponça nahe des Gewerbegebietes Son Bugadelles ist zwar von der Schnellstraße aus kaum zu sehen, dafür umso mehr zu riechen. Damit soll in näherer Zukunft Schluss sein: Calvià rückt seinen Kläranlagen zu Leibe. Die Gemeinde investiert in den kommenden Jahren insgesamt 9,5 Millionen Euro, um die vier Anlagen in Bendinat, Peguera, Calvià und Santa Ponça auf den neuesten technischen Stand zu bringen und gleichzeitig die Geruchsbelastung für die Bevölkerung zu minimieren. Die Hälfte der Investition fließt allein in die Anlage in Santa Ponça, die um etwa die Hälfte größer werden soll.

Die MZ hat sich mit Xisco Campos und Gabriel Bestard in der Kläranlage von Bendinat verabredet. Campos ist Chemiker und Leiter der Abwasserabteilung der örtlichen Reinigungsfirma Calvià 2000. Ingenieur Bestard fungiert als Chef der Arbeiten, die vor wenigen Monaten in Bendinat und Peguera angelaufen sind und wohl im nächsten Jahr auch in Santa Ponça und Calvià beginnen sollen.

In Bendinat hat sich bisher am meisten getan. Das Becken, in dem das Schmutzwasser ankommt, bekommt beispielsweise gerade ein Dach verpasst, damit weniger Geruch in die Umgebung strömt. Die Anlage ist genau wie die in Peguera rund 20 Jahre alt. Damals lebten in der Gemeinde Calvià nicht einmal 30.000 Menschen. Heute sind es 50.000 - die Touristen nicht mitgerechnet. Investitionen tun not. „In Zukunft wollen wir hier statt bisher etwa 500.000 Liter geklärtes Wasser etwa eine Million Liter produzieren", sagt Xisco Campos. Seit Jahren wird dieses Wasser unter anderem für die Bewässerung des sogenannten­ Paseo de Calvià verwendet, eines 32 Kilometer langen Rad- und Fußwegs, der sich entlang der meisten Orte und Siedlungen im Gemeindegebiet zieht.

In Calvià sollen rund 2,5 Millio­nen Euro in die Hand genommen werden, die unter anderem in eine bessere Vorbehandlung von groben Elementen im Wasser fließen sollen. Die ist auf Mallorca dringend notwendig, denn Urlauber, aber auch viele Residenten, werfen haufenweise Müll in die Toilette, der dort nichts verloren hat. Vor allem Feuchttücher und andere Hygiene­artikel fischen die Anlagen aus dem Wasser. „Die Leute haben einfach kein Umweltbewusstsein", seufzt Campos. Auch ein neues Depot für bereits behandeltes Wasser und die sogenannte dritte Reinigungsstufe sollen in Calvià errichtet werden. Die Anlage ist schließlich schon 40 Jahre alt.

Bisher gab es diese dritte Reinigungsstufe nur in Bendinat. Nach und nach soll das Wasser auch in Santa Ponça und Peguera diese Behandlung bekommen. Dritte Reinigungsstufe bedeutet, das Wasser kann für Bewässerung verwendet werden. Bisher wurde es ins Meer geleitet, wo es nach der zweiten Reinigungsstufe zwar keine Schäden mehr anrichtete. „Aber es war auch ein Stück weit Wasserverschwendung", so Campos.

In Bendinat ist der Chemiker besonders stolz auf die deutsche Technologie, die hier in Zukunft zum Einsatz kommt. Campos nimmt den Reporter mit auf eine Brücke zwischen zwei sechs Meter tiefen Abwasserbecken. Auf der einen Seite steht das Wasser fast bis zum Rand. Es wird hier mit Bakterien durchsetzt, die den Phosphor herausfiltern. Auf der anderen Seite sieht man mehrere Hundert kleine runde Vorrichtungen, die wie Duschköpfe aussehen. Campos dreht an einem schweren Eisenrad. Aus den in Deutschland gefertigten ­Duschköpfen blubbert es wie aus einem Vulkan. „Das ist unsere neue Stickstoff­behandlung. Früher mussten wir das mit chemischen Mitteln machen, jetzt können wir es durch die Belüftung auch biologisch." Ziel sei es, in Zukunft möglichst auf Chemikalien zu verzichten. Bakterien sollen dann verstärkt auf natürlichem Wege die Schadstoffe zersetzen.

Auch bei der dritten Reinigungsstufe ist deutsche und Schweizer Technologie von Siemens und ABB im Einsatz. Hier wird das Wasser mehreren chemischen Behandlungen unterzogen sowie einer Filterung, einer Ultraviolett-Behandlung, die die verbliebenen Bakterien abtötet, und zum Abschluss noch einmal einer Mikrofilterung. Für alle vier Schritte sind nun leistungsfähigere Maschinen angeschafft worden. Im Ergebnis sprudelt klares Wasser aus dem Hahn. „Trinken würde ich es zwar nicht", sagt Campos. „Aber möglich wäre es wahrscheinlich."